Name ist Programm
Im Verlauf der letzten Jahre, um nicht zu sagen Jahrzehnte, hat sich ein Bedürfnis in mir herauskristallisiert: tiefgreifende Charakterisierung von handelnden Personen mit glaubwürdigen und nachvollziehbaren Motiven. Dieses Bedürfnis ist es, welches mich Serien wie Firefly so sehr wertschätzen lässt, denn ich dürste nach nachvollziehbaren Charakteren durch die Bank weg, nicht bloß in ein, zwei Hauptcharakteren und dem Rest als Pappfiguren.
In diesem Sinne ist Strong Female Protagonist auf dem richtigen Weg. Die Handlung folgt Alison, einer ehemaligen Superheldin, die vor laufender Kamera ihre Maske abgenommen hatte und nur noch ein relativ normales Leben führen will. Sie besucht eine Hochschule, studiert Politik und Soziologie, und arbeitet nebenbei bei der Feuerwehr.
Allerdings lässt ihre Vergangenheit sie nicht in Ruhe. Superhelden sind nämlich erst seit wenigen Jahren überhaupt ein Ding, und aufgrund der Umstände ihrer Entstehung ist keiner älter als Anfang zwanzig. Es gibt keine ältere und weisere Generation, die den Sprösslingen den Weg weisen kann; die Gesetzgebung hinkt immer noch hinter der veränderten Ausgangslage hinterher, und das übliche Superhelden-Superschurken-Schema wurde von den Kindern mit Superkräften bloß aufgegriffen, weil es vorhanden und im Vordergrund war. In anderen Kulturkreisen gibt es auch Superkräfte, aber das Auftreten von dermaßen ausgestatteten Personen folgt nicht dem gleichen Muster wie in den USA.
Der Webcomic beschäftigt sich sehr mit den alltäglichen und sekundären, ja ich möchte sagen vernachlässigten Aspekten typischer Superheldenuniversen. So gibt es viele Jugendliche, deren Superkräfte sie offensichtlich umgestaltet haben; das reicht von einfach blauer Haut über anthropomorphe tierähnliche Gestalt hin zu vollkommener Körperlosigkeit. Alison gehört nicht dazu, und ihre Kräfte sind effektiv auf Superman-Niveau, d.h. ihr kann keiner wirklich das Wasser reichen.
Demaskierung ist nicht so einfach für andere |
Nicht nur wegen ihres Studiums sondern auch dank persönlicher Interessen ist Alison sich über diese Probleme bewusst und scheut nicht davor zurück, sich diesen zu stellen, oder auch andere zur Rede zu stellen. Soziale Gerechtigkeit liegt ihr am Herzen, und sie erkennt an, dass sie bloß eine Person ist, und dass Gerechtigkeit und gesellschaftliche Prinzipien und Veränderung nur von vielen herbeigeführt werden können, nicht von einigen wenigen, denen die Natur Holzhammer in die Wiege gelegt hat.
Der einzige Wermutstropfen in meinen Augen war die etwas linkisch ausgeführte romantische Nebenhandlung.
Achtung: Hirnzellen helfen hier |
Sehr guter, aber auch sehr eigener Webcomic.
Titel: Strong Female Protagonist (URL: https://strongfemaleprotagonist.com)
Autor: Brennan Lee Mulligan
Status: laufend, ca 2x die Woche
Status: laufend, ca 2x die Woche
Sprache: Englisch (normal)
Länge: >500 Seiten, die ersten 240 Seiten schwarz-weiß, ab Kapitel 5 durchgehend farbig
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