Montag, 16. Juni 2014

Jumper

Junge wird erwachsen – und kann sich teleportieren

Davy Rice ist ein stiller 17jähriger in einer US-amerikanischen Kleinstadt. Seine Mutter hat bereits vor Jahren die Familie verlassen und sein Vater ist dem Alkohol mehr als zugetan. Als er sich wieder Mal über die Faulheit seines Sohnes aufregt, zückt er seinen Gürtel und will Davy eine weitere Tracht Prügel versetzen, als sich Davy plötzlich in der städtischen Bibliothek wiederfindet.

Er hat keine Ahnung, wie er dorthin gekommen ist, vermutet aber, dass Züchtigung schlimm genug war, so dass er sich zum eigenen Schutz nicht an die Zwischenzeit erinnert. Dies veranlasst Davy, es seiner Mutter gleichzutun und einfach wegzulaufen.

Er ist bereits zwei Wochen unterwegs, es geht ihm mehr schlecht als recht, als er sich von einem Diner in der Wildniss von einem Trucker mitnehmen lässt. Erst zu spät bemerkt der Junge, dass die Motive des Truckers nicht Nächstenliebe sind, sondern sexueller Natur. Doch kurz bevor es dazu kommt, findet sich Davy wieder in der Bibliothek seiner Heimatstadt wieder. Heilfroh und völlig verstört verbringt er die Nacht dort.

Davy wird klar, dass er sich – wieso auch immer – durch die Welt teleportieren kann, aber bloß an Orte, an die er sich ausreichend erinnern kann. Er kann nicht mehr mitnehmen, als er ohnehin tragen kann, und so macht sich Davy an seinen ersten Plan: Eine Bank in New York auszurauben. Aber auch erst, nachdem tagelang versucht hat, legal einen Job zu finden.

Bei dieser einen Bank bleibt es aber auch, und von dem Geld lebt Davy über ein Jahr und gönnt sich ein vernünftiges, wenn auch extravagantes Leben. Er geht ins Theater, kauft sich Bücher, sowas in der Richtung. Bis er eines Abends Millie kennen lernt…



Es geht natürlich noch weiter, aber schätzungsweise dreiviertel des Romans handeln nur von Davy und seinen Problemen mit seinem Vater und seiner Familie, und wie er mit der plötzlichen autoritären und finanziellen Freiheit klar kommt. Davy schlägt dabei nicht über die Stränge und führt ein Leben in Saus und Braus. Ebensowenig nutzt er sein Talent für Heldentaten; vielmehr ist die Banalität, mit der er durch die Gegend springt, gut dargestellt. An einem faulen Tag springt er beispielsweise von einem Sofaende zum anderen, weil er nicht aufstehen wollte.

Durch die Begegnung und die Gesprächen mit der soliden Millie realisiert Davy erst, wie kaputt sein Familienleben war und er unternimmt Anstrengungen, mit seiner Mutter Kontakt aufzunehmen; später fängt er an, seine eigenen Probleme aufzuarbeiten.

Erst im letzten Teil kommt es dann zu einer Auseinandersetzung mit der NSA, und aus dem eher ruhigen Roman wird ein recht actionlastiger und handlungstriefender.

Jumper hat aber nur ganz grob etwas mit dem gleichnamigen Film von 2008 zu tun. Ein paar Charaktere werden aufgegriffen, ebenso das Teleportieren, aber das war's im wesentlichen. Im Buch kommen keine Paladine oder sonstwas vor.

Ich hatte eher das Gefühl, dass das Teleportieren mehr oder weniger ein Randgimmick ist und die Aufarbeitung von Davy und seiner Familiensituation sowie seinen Gefühlen der Hauptfokus ist. Ein Junge flieht einer misshandelnden Familiensituation und baut sich aufgrund seiner Talente ein eigenes und neues Leben in der Großstadt auf. Es hat den Beigeschmack einer Wunscherfüllung, die der Autor dort durchlebt, oder dem Leser anbietet, was durch die Ich-Erzählung noch einfacher wird.

Da der Roman in den frühen 90ern spielt, gibt es einige veraltete Elemente, die aber kaum auffallen. Schade, dass es keine deutsche Version gibt.



Ich muss sagen, mir hat der gut gefallen und ich überlege mir die 3 Folgeromane zu holen.

Titel: Jumper

Autor: Steven Gould

Länge: 345 Seiten, über 100k Wörter

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