Donnerstag, 29. September 2011

Evangelion 1.11

1995 veröffentlichte das japanische Animationsstudio Gainax eine Serie, die eine ganze Generation an Anime prägte und dem Genre der Mecha-Anime neues Leben einhauchte. Allerdings war die Handlung gewissermaßen kranke Scheiße. Psychisch auffällige Kinder steuern riesige Roboter zur Rettung der Menschheit, mit vielerlei Betrachtung der geistigen Zustände besagter Kinder und einem großen Schuss pseudoreligiöser Anspielungen garniert.

Doch der - passend bezeichnete - Rebuild of Evangelion überarbeitet viele Manko der alten Serie, setzt ein Budget ein, das dem epischen Auftritt gerecht wird und steigert die Animationsqualität auf hohes Kinoniveau.

Inhalt

Im Jahre 2000 explodierte ein sogenannter Engel am Südpol und löste damit eine Katastrophe bisher ungekannten Ausmaßes aus. Große Teile der Erdbevölkerung starben, ebenso alle ozeanischen Lebewesen und das Meer färbte sich dauerhaft rot.

15 Jahre später wird Shinji Ikari von seinem entfremdeten Vater nach Neo Tokyo 3 gerufen. Kaum angekommen wird er Zeuge, wie ein riesiges Monster ein unglaubliches Bombardement an Waffen und Munition einfach wegsteckt, bis er kurz darauf von Lieutenant Colonel Misato Katsuragi abgeholt zu werden.

Das riesige Monster ist anscheinend ein Engel, und Shinji soll gegen diesen aus einem gleichermaßen großen, menschenartigen Kampfmaschine auf Befehl seines Vaters hin kämpfen. Weigert er sich zuerst, so übernimmt er doch den Pilotensitz, als sein Ersatz, das sich vor Verletzungen und Schmerzen krümmende, gleichaltrige Albinomädchen Rei Ayanami, ihm vor Augen geführt wird.

Der Kampf ist kurz, brutal, und äußert schmerzhaft. Die Konstruktion des Menschenungetüms ist so ausgelegt, dass der Pilot es mit Gedanken steuern kann, aber diese Nähe geht auch rückwärts – Verletzungen des biologischen Konstrukts schmerzen auch den Piloten, selbst wenn die Verletzungen selbst nicht übertragen werden.

In der Schule schließlich residiert auch bloß die Shinji bereits bekannte Einsamkeit, doch lernt er es langsam, sich ein wenig zu öffnen. Für ihn unerwartet gewinnt er sogar Freunde.

Diese werden auch prompt beim Kampf gegen den fünften (für Shinji zweiten) Engel in Gefahr gebracht. Bei der Evakuierung der Zivilisten widersetzt sich Shinji dann dem direkten Befehl Katsuragis und greift den Engel frontal an.

Nach der offensichtlichen Rüge wegen Fehlverhaltens und Befehlsverweigerung im Schlachtfeld reißt Shinji aus und wandert in Gedanken versunken ziellos durch die Stadt und Umgebung.

Doch das war bei weitem nicht der letzte Engel und Shinji's Weigerung in einen Eva zu steigen ist der Bedrohungssituation nicht gerade förderlich...

Hintergrund

Wie eingangs erwähnt basiert die Rebuild-Reihe der Kinofilme auf dem Material der Fernsehserie und wahrscheinlich auch der Kinofilme und hält sich recht nah an die Vorlage. Im ersten Kinofilm kommen keine neuen Engel vor, aber es zeigen sich doch definitiv Änderungen im Vergleich zum Original – beispielsweise im rotgefärbten Meer. Ist man den Kanon gewohnt, muss man sich nicht großartig umgewöhnen.

Positiv hervorgestochen hat das verminderte Verweilen auf die Psyche der Kinder – sie habe zwar vielfach Probleme, aber die hat die Welt auch, und obgleich ihnen Augenmerk geschenkt wird, geht darüber nicht der Film verloren.
Shinji ist einsam und hat Berührungsängste, Rei (die verletzte Alternativpilotin) ist Emotionen an sich nicht gewohnt, diese Themen werden angeschnitten aber im Gegensatz zur TV-Reihe will man sich nach dieser Version nicht von der nächsten Brücke schmeißen (im übertragenen Sinne, versteht sich).

Von den Effekten und der Animation kann ich nur sagen, dass alle Register gezogen, aber noch nicht aufgelegt wurden. Viele Effekte und Animationen sind sehr gut in die gezeichneten Hintergründe eingearbeitet, so dass sie nicht negativ auffallen. Ich weiß nicht, wie viele Szenen neu animiert oder ersetzt wurden, aber der Qualitätsanstieg macht sich überaus positiv bemerkbar.

Shirō Sagisu, der Komponist und zuständig für den Soundtrack, zeigt was man mit einem ordentlichen Budget und epischem Ansatz erreichen kann, wobei mir da der zweite Teil streckenweise sogar noch besser gefällt.

Da man das anmerken sollte, auch die Synchronisation ist sehr gelungen. Die Sprecher sind professionell und größtenteils die gleichen wie aus der TV-Serie, mit Ausnahme von Misato und Rei. Die Abmischung ist ein Stückchen lauter als das Original, falls man also zwischen den Sprachversionen wechseln will, sollte man den Lautstärkeregler bereit legen, falls es einem zu laut/leise wird.

Fazit

Allein schon aufgrund der ungemeinen Qualität würde ich den Film empfehlen, aber man sollte immer im Hinterstübchen haben, dass es noch drei weitere Filme geben wird, wovon der zweite schon draußen (und auch in Deutschland veröffentlicht) ist und die letzten beiden Teile frühestens im Herbst 2012 in Japan erscheinen werden.

Titel: Evangelion:1.0 – You are (not) alone.

Regisseur: Hideaki Anno

Länge: 98 Minuten (Blaustrahl etwas länger)

Rezensionsexemplar: Evangelion:1.11 – You are (not) alone. auf Blaustrahl

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