Freitag, 30. Dezember 2011

Bakuman.

Der Titel sagt rein gar nichts über den Inhalt aus. Aber dafür ist er angefüllt mit Handlung und Fakten und Betrachtungen und Überlegungen und Interna eines Mediums, welches von Millionen von Menschen täglich konsumiert wird.

Denn Bakuman. ist ein Manga über Manga schreiben und zeichnen. Es beginnt damit, dass der 14jährige Moritaka gedankenverloren ein Bild seines Schwarms Miho in sein Schulheft zeichnet. Als er feststellt, dass er das Heft in der Schule vergessen hat, will er es von dort abholen, wird aber von dem Klassenbesten Akito aufgehalten. Dieser hat sich die Skizzen und Bilder im Heft angeschaut und schlägt Moritaka vor, zusammen mit ihm Managua zu werden. Akito würde die Handlung schreiben, während Moritaka für die Story verantwortlich wäre.
Moritaka ist mehr als unwillig, denn durch die Erfahrungen seines verstorbenen Onkels, der selbst Mangaka war aber selbst nur einen Hit gelandet hat, hat Moritaka einen recht guten Einblick in das Leben und die Entbehrlichkeiten, welche ein professioneller Mangazeichner überstehen muss. Genauso ist ein einziger Erfolg nicht ausreichend, um abgesichert zu sein, sondern man muss vielmehr mehrere Hits landen und idealerweise auch noch verfilmt werden, ehe man sich wirklich Mangaka nennen darf und mehr ist als ein zeichnender Glücksspieler.
Überzeugt wird Moritaka also erst, als Akito herausbekommt, dass Miho Synchronsprecherin werden will und beide in einem Anfall von jugendlichem Leichtsinn bei Miho zu Hause über ihre jeweiligen Träume reden. Hatte Akito davor schon die Vermutung geäußert, dass Miho auch etwas für Moritaka empfinden würde, so bestätigt sich das nun auf etwas verquere Weise:
Die drei machen ab, dass Moritaka und Akito einen Manga schaffen werden, der so erfolgreich genug für eine Animeverfilmung wird und Miho wird die weibliche Hauptrolle sprechen! So weit so gut, aber... Moritaka macht dann den irrwitzigen Vorschlag, bei diesen Umständen Miho heiraten zu wollen. Und damit ist im Prinzip der romantische und motivierende Grundfaden gelegt, denn Miho stimmt zu. Unter der Bedingung, sich bis dahin nur über Mail (in Japan sind SMS quasi unbekannt) und so zu motivieren.

Und so beginnen die beiden ihre epische Quest. Die wirklich verdammt schwierig ist, denn anstatt einfach nur Monster killen zu müssen, geht es hier um die ständige Verbesserung der eigenen Fähigkeiten, dem Arbeiten an sich selbst und das Bestehen in einem heiß umkämpften Markt. Ziel ist eine Serie im Shonen Jump, einem verkaufsstarken Wochenmagazin, unterzubringen. Doch davor sind eine Menge Hürden zu überwinden...
Zuerst einmal muss beispielsweise die Aufmerksamkeit eines Redakteurs gewonnen werden, wofür eine solide Handlung und gute Zeichnungen notwendig sind. Gelegenheit bieten die regelmäßig stattfindenden Kurzgeschichtenwettbewerbe, die zugleich auch als Testballons für Geschichten mit Serienpotential genutzt werden. Falls man dann einem Redakteur ins Auge gefallen ist, wird dann mit diesem Rücksprache gehalten, wo etwas verbessert werden muss, welchen Weg man beim veröffentlichen einschlägt, was wahrscheinlich mehr und was weniger Erfolg haben wird.

Insgesamt lässt sich also sagen, dass Bakuman einen sehr guten und fundierten Einblick in das Mangageschäft liefert, wie ihn wohl bloß wenige realisieren. Dabei sprechen die Macher aus Erfahrung, denn sie sind beide selbst ein Autorengespann in ähnlicher Konfiguration wie Akito und Moritaka.

Bemerkenswert fand ich persönlich vor allem die Lesedichte und den Lesefluss des Manga. Obwohl relativ viel Text vorkommt - bei diesem Thema sollte das einen aber nicht wirklich wundern - wird der Lesefluss davon nicht gestört. Ich wahr ehrlich gesagt sehr überrascht, als ich nach einem Band intensiven Lesens festgestellt habe, dass knapp zwei Stunden vorbei gegangen waren, anstatt der üblichen einen, der Manga dabei aber nicht langweilig gewesen war.

Die Zeichnungen sind oberes Regal, der realistische Zeichenstil ergänzt sich gut mit der realistischen Handlung und falls man die Death-Note-Zeichnungen gut fand, wird man wahrscheinlich hier noch eine Verbesserung feststellen. Ehrlich gesagt, glaube ich sogar leichte Einzüge von Kōsuke Fujishima (Oh! My Goddess!) im Charakterdesign erkannt zu haben. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass die Charaktere für ihr Anfangsalter (14 Jahre) zu alt wirken, da sie aber innerhalb von 10 Bänden auch vier Jahre älter werden, ohne großartige Zeitsprünge zu vollführen, fällt das mit den späteren Bänden nicht so sehr ins Gewicht.

Ein weiterer Punkt, den ich noch erwähnenswert finde, ist die hintergrundlastige Betrachtung des Erzählend an sich. Es wird gelegentlich eine interne Geschichte um Elemente bereichert oder etwas gestrichen, um gezielt einen Effekt zu erzielen. Die Arbeit und Handlung wird analysiert, die Erfolgsrezepte aus den Geschichten herausgekocht. Kurzgesagt: Dekonstruktion ist ein Steckenpferd.
Und wie bei jeder Dekonstruktion muss man damit rechnen, dass man dem Medium anschließend anders Wert entgegenbringt als man es ursprünglich tat - um die Entstehung von Zauberei zu wissen, entzaubert mitunter, lässt einen aber das Handwerk umso mehr schätzen.

Als Fazit sage ich, dass der Manga jedem zu empfehlen ist, der mal gerne einen detaillierten Blick hinter die Kulisse "Manga" werfen würde. Die Romantik allerdings ist nur eine Nebenhandlung.

Titel: Bakuman.

Autoren: Tsugumi Ōba (Handlung), Takeshi Obata (Zeichnung)

Bände: z.Zt. 11-12 in Deutschland, 16 in Japan

Seiten: ca. 200 jeweils, schwarz-weiß

Montag, 26. Dezember 2011

The Darth Side: Memoirs of a Monster

An und für sich lese ich kein Star Wars, weder offizielles noch fangeschaffenes, weil das Universum einfach zu umfassend ist um nicht darin zu ertrinken, aber als ich über Memoire of a Monster bin, war ich doch hellauf begeistert.

Aber worum geht es? Nun, das ganze ist ein (abgeschlossener) Blog, welcher die Tagebucheinträge von Darth Vader, rechte Hand des Imperators Palpatine wiedergibt. Es beginnt mit folgendem (gekürzten) Eintrag:
Moff Nur: You should try keeping a journal.
Darth Vader: A journal? Do you mean I should write a book?
Moff Nur: No, no. I mean like a diary.
Darth Vader: Like a teenage girl?
Moff Nur: Well, not entirely unlike a teenage girl, I suppose.
Solche direkten Dialogwiedergaben sind eher selten, meist beschreibt Vader "bloß" seinen Alltag und Frust mit der zunehmenden Verdummung seiner Untergebenen. Dabei folgt der zeitliche Verlauf der klassischen Trilogie. Sie zeigt, wie Vader versucht in Palpatine's Auftrag die Rebellen zu besiegen und wie er dabei das erste Mal seit Jahren auf eine Person aufmerksam wird, die mit der Macht gesegnet zu sein scheint.

Diese Person ist offensichtlich Luke, sein Sohn, aber das weiß Vader zu dem Zeitpunkt noch nicht. Er fühlt bloß, wie die Macht von dem Jungen ausströmt und die Geschicke und Schicksale der Welt um ihn herum berührt, dass es eine wahre Freude ist.

Dem entgegen stehen die lapidar erwähnten Folter- und Verhörmethoden, welche Vader Hinweise auf die Rebellen geben, die aus Missmut über Inkompetenz mit Gedankenkraft zerstörten Luftröhren und seine berühmte Nachahmung des toten Mace Windu. Man kann problemlos glauben, dass Vader ein Monster ist, aber eben auch ein Mensch.

Und ehrlich gesagt ist die Idee ungemein erfrischend! Witzigerweise wurde durch die neue Star-Wars-Trilogie erst die Möglichkeit für diesen Blog geliefert, denn in den drei chronologischen Vorgängerfilmen wird der Wandel des etwas naiven Jungen Anakin Skywalker zu dem klassischen Widersacher schlechthin erzählt. Und wie es der Archetyp verlangt, erhält Vader ja bekannterweise zum Schluss auch die Möglichkeit, Buße zu tun und Reue zu zeigen.

Was mich persönlich aber noch mehr fasziniert hat, war die Beschreibung der Macht. Wie sie in Wogen von Sternen ausgeht und doch erst auf Planeten so richtig in Fülle vorkommt. Wie ein Planet durch die Augen der Macht gesehen nur eine hohle Kugel ist, deren Oberfläche leuchtet und ein strahlendes Geflecht nach innen und außen streckt. Wie Ereignisse einen Schatten voraus werfen und an sich unbedeutende Personen mit einmal von leichten Verästelungen der Macht berührt werden, welche eine zukünftige Bedeutung bedeuten können, aber deren Wahrscheinlichkeit und Kausalität noch nicht bestimmt sind.

Das war es, was mich wirklich überrascht und gefreut hat.

Zum Schluss sei noch erwähnt, dass der Blog seit Jahren abgeschlossen ist (man also in einem Rutsch durchlesen kann) und die dort bereit gestellte PDF noch Bonusmaterial enthält.

Titel: The Darth Side: Memoirs of a Monster

Autor: Chester Burton ("Cheeseburger Brown")

Sprache: Englisch (einfach-mittel)

URL: http://darthside.blogspot.com/

PS: Bester Beweis wie gut Memoirs ist: ich habe eben aus Versehen noch einen Eintrag über Memoirs verfasst, fünf Monate später. 

Sonntag, 18. Dezember 2011

Das Leben ist kein Streichelzoo

Ehrlich gesagt, habe ich spontan das Original "squirrel seeks chipmunk" statt der deutschen Übersetzung gekauft, weil... nun ja, der Titel war einfach herrlich absurd ansprechend und gepaart mit der Coverillustration... Es war ein Hüftschuss, der sich gelohnt hat!

Doch um was geht es eigentlich: Im Prinzip schreibt David Sedaris eine Anzahl an kurzer Geschichten mit Tieren als Hauptcharakteren. Man kann ihnen problemlos einen fabelartigen Charakter zuweisen, ohne sich allzeit von dem literarischen Begriff der Fabel selbst zu entfernen. Oftmals haben die Geschichten eine Moral oder Lektion, die offen genug ist, dass die meisten Leser sie ohne weiteres erkennen können.

Als Beispiel sei einfach die Geschichte der mutterlosen Bärin erwähnt. In ihr stirbt die Mutter der Bärin unerwartet und letztere ist geschockt und traurig. Doch basierend auf den Reaktionen ihrer Mittiere, dass ihre Mutter so plötzlich fort war, drückt die Bärin auf die Tränendrüse und baut ihr ganzes Wesen um diesen tragischen Vorfall auf. Als ihre Mittiere dann langsam die Mitleidstour leid sind, entschließt sich die Bärin umzuziehen dorthin, wo ihre Nachbarn wieder Verständnis für die ach so arme Bärin haben werden.
Schließlich setzt sie dem ganzen die Krone auf, als sie ihre traurige Geschichte mit mittlerweile falscher Trauer einem Artistenbären erzählt, der grün-und-blau geschunden, mit ausgeschlagen Zähnen für Publikum tanzen muss. Er hat kein sonderlich großes Mitleid, befindet er sich selbst doch in einer vergleichsweise schlechteren Position. Die Artisten selbst greifen die Gelegenheit beim Schopfe, töten ihren alten Bären und schnappen sich die trauernde Bärin. Nachdem sie sie ebenso "gezähmt" haben wie den Vorgänger, tanzt nun die Bärin für das Publikum und nuschelt durch bloßes Zahnfleisch und Maulkorb die Geschichte ihrer Mutter, wie sie doch ach so plötzlich starb...

Was ich an der deutschen Version gelesen habe, erscheint mir die Übersetzung gelungen und passend. Das Lesegefühl ist gut wieder gegeben, was nicht so leicht ist, wie man annehmen sollte.
Davon abgesehen, das Buch liest sich einfach schön – viele der hintergreifenden Gedanken der handelnden Personen werden veranschaulicht, und effektiv die Handlungsweise verschiedener Menschen persifliert. Was für den einen als wendehälsisches Verhalten erscheint, ist für den Wendehals mitunter nur zu logisch und somit für den Leser nachvollziehbar.

Ein erwähnenswertes Merkmal ist übrigens noch, dass anscheinend Tiere mit Tieren reden können, aber idealerweise ein Raubtier nicht unbedingt sich auf einen Plausch mit seiner Nahrung einlassen sollte. Je nach Gewissen des Raubtieres, hat es dann vielleicht Reue oder dergleichen nach dem Verzehr.

Als Fazit kann ich sagen, dass das Buch mehrere Themen und Verhaltensweisen anschneidet, die einem mitunter unangenehm sind - Die Mitleidsheischer, beispielsweise, oder auch der gewalttätige Ehemann - und einen interessanten Einblick in deren Verhaltensweisen und Gedankengänge gewähren. Mir hat's gefallen.

Titel: Das Leben ist kein Streichelzoo

Autor: David Sedaris

ISBN: 978-3896674449 (gebunden, keine Taschenbuchausgabe)

Mittwoch, 30. November 2011

Raum

Stelle dir vor deine Welt besteht nur aus einem Raum, du hast nie etwas anderes kennen gelernt, quasi dein ganzes Universum besteht aus vier Wänden, einer Tür, einem Oberlicht und deiner Mutter.

Du bist 5 Jahre alt.

Du bist Jack.

Dies ist Raum.

Jack freut sich auf seinen fünften Geburtstag. Er ist ein überaus kluger Junge, er kann bereits lesen und schreiben, kennt viele Wörter und ist überaus aufgeweckt. Seine Ma hat ihn über alles lieb, und er sie. Sie ist von morgens bis abends für ihn da. Sie macht ihm Frühstück, badet ihn anschließend, spielt mit ihm, schaut mit ihm fern (aber nur eine Sendung lang, sonst wird das Gehirn zu Mus). Danach spielt sie nochmal mit ihm, und macht ihm anschließend Mittag. Daraufhin bekommt er etwas, kurz vorm Mittagsschlaf, nach welchem sie wieder mit ihm spielt. Das können auch Lernspiele sein, wie zum Beispiel Papagei, bei dem Jack aus dem Kopf nachsagen muss, was Fernseher davor gesagt hat. Falls Jack ein Wort davon nicht kannte, erklärt Ma es ihm. Schon bald ist es Zeit für das Abendbrot, danach darf Jack wieder ein bisschen fernsehen. Seine beste Freundin ist Dora. Mit ihr geht er immer auf Entdeckungsreise und sie fragt ihn Sachen, und wenn er ihr hilft, dann freut sie sich. Die anderen Fernsehpersonen machen das nicht. Ma erzählt Jack oft Geschichten, auch wenn er alle schon kennt, oder liest ihm aus einem der Bücher vor, die er auch schon alle kennt. Aber vor 21 Uhr muss Jack in den Schrank und aus machen, denn dann kommt Old Nick. Ma mag Old Nick nicht. Jack hat Old Nick noch nie gesehen, außer ein bisschen durch den Schlitz in Schranktüre. Wenn Old Nick da und Jack in Schrank, aber noch nicht eingeschlafen ist, dann zählt er das Quietschen vom Bett.

Wie man sieht, die gesamte Geschichte ist aus der Sicht von dem Kleinkind Jack geschrieben, der in seinem ganzen Leben nur den Raum kannte, dessen Inhalt, seine Mutter und was ihm der Fernseher zeigte. Über den Verlauf der ersten beiden (von insgesamt fünf) Abschnitte wird Jack immer mehr klar, dass jenes, was er als nicht-echt kannte – alles im Fernseher – anscheinend doch echt-echt ist, so wie er oder Ma.

So erzählt ihm seine Mutter von der Außenwelt (das Draußen), und versucht ihm klar zu machen, dass vieles aus dem Fernsehen echt und real ist. Ein entscheidender Moment dürfte dabei ein Flugzeug gespielt haben, welches weit oben am Himmel flog und durch das Oberlicht zu sehen war – das stetig ähnliche Bild war unterbrochen.

So entwickelt Ma einen Plan, und setzt ihn zusammen mit Jack in die Tat um. Der Haken an der Sache: Für den Plan muss Jack sterben...

Klingt ja fast wie ein Klappentext °_°

Ich breche hier lieber mit dem Inhalt ab, weil ihr das Buch ja selbst lesen sollt, aber soweit ich es beschrieben habe, geht es etwa bis zur Hälfte.

Doch was ist Raum in Wirklichkeit? Es ist die Geschichte einer Entführung, Jahre nach dem Akt, einer Gefangenschaft, regelmäßiger Vergewaltigung und all dies aus den Augen und dem Verständnis eines Kindes.

Vieles von dem, was Jack's Mutter erzählt, begreift der Junge noch gar nicht, weil er nicht die Sozialisierung und geistige Reife hat, um die Zusammenhänge zu begreifen. Nicht so für die Leser, für uns stellt sich ein anderes Bild dar.

Eine junge Frau, zu damaliger Zeit Studentin im ersten Semester, wird von der Straße weg entführt, betäubt, in eine vorbereitete, schalldicht isolierte Gartenlaube gesteckt und über Jahre täglich vergewaltigt. Als sie schwanger wird und die Frucht dieser Gefangenschaft gebärt, steht Old Nick geschockt daneben, während das Kind mit unglücklich um den Hals gewickelter Nabelschnur bei der Geburt erstickt. Als sich eine zweite Schwangerschaft abzeichnet, lässt Ma (Jack kennt nur diese eine Bezeichnung für seine Mutter) Old Nick bei der Geburt nicht in ihre Zelle und gebärt Jack alleine.

Nur so zum klar stellen: Jack's Mutter ist 27. Sie kam in ihr Verlies mit 19 Jahren. Die Handlung spielt in der Jetztzeit.

Aber was macht den Reiz des Romans aus, wenn man mal von seiner tragischen Geschichte absieht? Die Welt aus Jack's Sicht. Seine Unterscheidung in echt und nicht-echt, sein Unglaube über Draußen, die Naivität seines Alters und die Erkenntnisfähigkeit weit jenseits eines Fünfjährigen. Es ist innereienverdrehend durch den Hintergrund und doch zugleich schön.

Ich kann das Buch nur jedem empfehlen, der gerne traurige oder emotionale und hoffnungsvolle Geschichten liest.

Titel: Raum

Autor: Emma Donoghue

Verlag: Piper

ISBN: 978-3492054669 (Gebunden, 416 Seiten)

Es gab da noch ein schönes Zitat, aber ich hab's vergessen...

Montag, 21. November 2011

Sofies Welt

"Eine Übersicht zu Philosophie, für Kinder verständlich formuliert, ordentlich in einer Geschichte verpackt"

Wäre das der Titel des Buches, dann wäre seinem Inhalt Rechnung getragen. Das IST aber nicht der Titel des Buches. Er lautet "Sofies Welt", eventuell mit dem Untertitel "Ein philosophischer Roman".

Man sollte also von vornherein wirklich überlegen, ob man sich eine mit Handlung verknüpfte Übersicht der Philosophie antun will, denn genau das erwartet einen. Ich habe mit einem Roman gerechnet und war dementsprechend über alle Maßen in meinen Erwartungen enttäuscht.

Zum Inhalt: Sofie ist eine aufgeweckte 14jährige, die kurz vor ihrem Geburtstag einen geheimnisvollen Brief erhält, in welchem der erste Teil eines Philosophiekurses enthalten ist. Fasziniert verschlingt sie ihn und stellt bald fest, dass dem ersten noch weitere Teile folgen. Sofies Mutter ist natürlich etwas verwirrt, als ihre Tochter völlig unerwartet von philosophischen Gleichnissen erzählt, bei denen niemand erwarten würde, dass auch nur eine von Beiden diese kennt.

Seltsamer wird das ganze, als Sofies Philosophielehrer sich als Hund entpuppt.

Nun ja, eigentlich ist der Hund nur ein Mittel zum Zweck, um der Schülerin weiterhin ihren Fernkurs zukommen zu lassen, denn langsam kam die Mutter dahinter, woher diese komischen Gedanken ihrer Tochter stammten, und dass deren Freund wohl ein Zauberer sei. Sie hatte da was falsch verstanden, denn an sich ist der Lehrer... wobei, ich verrate zu viel.

Ein weitere bemerkenswerter Punkt ist das Spiel mit dem Medium und der philosophischen Thematik. In dem Zusammenhang sollte ich vielleicht noch eine Person erwähnen, und zwar Hilde. Denn im Verlaufe des Philosophiekurses kommen immer wieder Briefe an Sophie an, die allerdings als alternativen Adressaten eine "Hilde" benennen.

Doch was es mit dem auf sich hat, müsst ihr schon selbst lesen!

Ein Nachteil beim Buch ist das sehr träge Lesegefühl - durch die Wissenslast und den übertragenden Monolog (und später auch Dialog) wird es dem Leser nicht gerade einfach gemacht, so dass man sich wahrscheinlich das Buch mehrmals durchlesen muss, um es wirklich genießen und die philosophischen Spielchen wirklich genießen zu können. Seltsamerweise müsste man dieses wiederholte Lesen aber bereits während des ersten Lesens machen, denn die Überraschung der Handlung zum Ende hin ist bemerkenswert.

Als Fazit: Man sollte Sofies Welt nicht als Roman betrachten, sondern als Sachbuch mit fesselnder Rahmenhandlung.

Titel: Sofies Welt

Autor: Jostein Gaarder

Seiten: 605

Nur so nebenbei: Ich glaube Sofies Welt ist das erste pseudofiktive Buch, in welchem ein Namen- und Sachregister enthalten ist, das sich auf die Realität und nicht das fiktive Universum bezieht.

Freitag, 11. November 2011

Digger

Ursula Vernon begann zuerst mit einigen einfachen, eigenwilligen Skizzen, ehe diese ein Eigenleben entwickelten. Aus den paar leichten Zusammenhängen entstanden die ersten Anfänge einer Welt, die nicht nur mich in den Bann zog, sondern auch Ursula selbst, so dass aus den ihren Skizzen eine Herausforderung an sie selbst wurde, die Geschichte zu Ende zu bringen und dafür eine angemessene Anzahl an Seiten aufzuwenden.

Doch worum geht es in Digger? Nun, die gleichnamige Hauptcharakterin ist zuallererst ein Wombat und damit eine überaus pragmatische und wortwörtlich bodenständige Person. Ihre Spezies lebt unter der Erde und schachtet dort Tunnel aus und baut Erze ab. In der Welt, in welcher der Comic spielt, ist dies aber bei weitem nichts ungewöhnliches, so gibt es Hyänenstämme mit eigener Mythologie, Kriegermönche, die keinen der Götter in ihrer Verehrung vorziehen und von letzteren außerdem mehr, als einem Lieb sein sollte. Denn die Welt ist als und hat dementsprechend sehr viel hinter sich, so dass man an und für sich davon ausgehen kann, dass an jeder Stelle des Planeten irgendwann in der Vergangenheit Magie gewirkt, ein Tempel errichtet oder eine Schlacht geschlagen wurde. Dementsprechend belebt ist es aber auch - Legenden gefallener Kreaturen sind wahr, weil diese eins wirklich gefällt wurden, oder auch weil der Glaube an die Legende sie wahr werden ließ.

Und Digger ist ihrer Welt nicht fremd. Götter werden gemieden, Tunnel abgestützt, solche metaphysisch banalen Dinge definieren Leib und Seele eines Wombats. Daher kann man sich Diggers Reaktion vorstellen, als sie nach einem schlechten Trip (Grubengas kann sowas verursachen) sich zu den Füßen einer hölzernen Statue des Gottes Ganesha heraus gräbt. Man würde ihr Reaktion nicht als "freudig erregt" umschreiben. Doch damit startet die Geschichte eigentlich, und aus naheliegenden Gründen (Ruhestörung, Zerstörung öffentlichen Eigentums, ihr wisst was ich meine) macht sich unsere Heldin auf den Weg in eine Siedlung unweit des Tempels, wo – wie sollte es anders sein – gerade Banditen die Bevölkerung terrorisieren. Unterwegs freundete sich Digger noch mit einer Schattenkreatur an, welche ihr bei dem anschließendem Kampf gegen die Banditen half.

Ich weiß gar nicht, wieviel ich sagen will und darf, denn der große Reiz von dem Webcomic liegt in den wunderschönen Illustrationen und der in die Welt geflochtenen Mythologie. So trifft Digger beispielsweise später auf Hyänen, eine überaus matriarchale Gesellschaft (also sowas wie Amazonen auf genetischer Ebene) und erfährt von deren Mythen und Legenden. Es gibt Brückentrolle und sie sehen nicht so aus, wie man es sich allgemein vorstellen würde, sondern haben einen Grund, wieso sie Ziegen als Zoll verlangen. Es gibt Prophezeiungen und Orakel, und prophezeiende Nacktschnecken, die sich ihrer Absurdität mehr als bewusst sind, es ist also kurzgesagt eine wunderbar phantasievolle Welt.

Ein weiterer anmerkenswerter Punkt ist der Humor. Er ist oft trocken-bissig und von pragmatischen Personen geprägt. Dem entgegen stehen die gelegentlichen Sonderzeichnungen, die sich in großen Panels verstecken, bei denen kleine Tiere absonderlicher Dinge machen, was einem aber mitunter erst bei einem weiteren Lesen auffällt.

Ursula Vernon selbst hat ihre Wurzeln nicht bei Comics, sondern im Bereich der Illustration, was man ihren Zeichnungen auch ansieht – so gibt es ausschließlich Schwarz und Weiß, doch ist diese Monochromie auf einem derart künstlerischen Level, dass man im Prinzip nur Respekt zollen kann. Ihr Welterschaffungstalent wiederum hat seinen Ursprung (oder Entwicklung) wahrscheinlich Vernons Anthropologiestudium zu verdanken.

Dies wurde übrigens auch durch verschiedene Preise, Auszeichnungen und Nominierungen gewürdigt.

Zusammengefasst: Lest es. Digger ist eine wunderschöne Geschichte mit hervorragender Illustration.

Titel: Digger

Autor/Zeichner: Ursula Vernon

Sprache: Englisch

Seiten: 759 (Schwarz-Weiß, bis auf die Deckblätter der Kapitel)

Link: diggercomic.com, Ursula Vernon

Dieses Bild ist urheberrechtlich geschützt von Ursula Vernon. Die Nutzung erfolgt ohne Absicht eines monetären Umsatzes.

Mittwoch, 9. November 2011

Kill the Boss

Der Name, Kill the Boss, ist Geschäft, denn genau darum geht es in dieser Komödie: Drei Freunde treffen sich regelmäßig zu einem Drink in einer Bar und halten sich dabei auf dem jeweiligen Stand der Dinge.

Da wäre zum Einen Nick, dessen sadistischer Chef ihm immer wieder die Beförderungskarotte vor die Nase hält, bloß um dann immer wieder mit der Rute zu kommen. Ihm schließt sich Dale an, dessen Lebensziel sich mit „Ehemann“ sehr gut umschreiben lässt, bloß ist seine Chefin dabei anderer Meinung und versucht ihn stets und ständig zu verführen. Der Dritte im Bunde, Kurt (ausgesprochen: Kört), ist mit seienm Job zufrieden, sein Chef liebt ihn wie einen Sohn und der einzige Makel ist der eigentliche Sohn, dessen Lebeninhalt darin besteht, auf den Tod seines Vaters zu warten, um anschließend die Firma zu verkaufen und das Geld für Koks und Nutten zu verscherbeln.

Es kommt natürlich, wie es kommen musste, an einem schöne,n trunkenen Abend spielen die Drei mit der Idee, die Chefs um die Ecke zu bringen, bis auf Kurt, dem es ja gut geht. Natürlich kommt es wie es kommen musste: Eskalation. Nachdem Nickwieder übergangen wurde bei der Vergabe eines besseren Posten (den sich stattdessen der Chef zusätzlich in sein bestehendes Portfolio integriert hat), stellt er seinen Sklaventreiber zur Rede. Es läuft nicht gut.
Währenddessen wagt die attraktive Chefin von Dale eine Erpressung mit Bildern, die sie von Dale im zahnärtlich betäubten Zustand gemacht hatte und droht, diese Dales Frau zu zeigen.
Und wie es kommen muss, der beste Chef der Welt (von Kurt) stirbt und der Sohn übernimmt den Laden; ohne Verzögerung mit dem Plan ihn auszuquetschen wie etwas, das man ausquetscht.

Nicht bald darauf wird klar, die Schnappsidee von dem einen Abend letztens wird immer reizvoller...

Es geht natürlich noch weiter, aber ich will ja nicht alles verraten – offensichtlich. Aber ich möchte mal sagen, der Film ist okay und hat mich an verschiedenen Stellen schon sehr zum schmunzeln gebracht. Teilweise kann man mit den Problemen der drei Hauptcharaktere gut mitfühlen. Den Grünschnäbeln bei ihrem Mordversuch zuzuschauen ist schon recht witzig, und in dieser Situationskomik liegt auch der Reiz des Films.

Ich denke, die verhältnismäßig scharfe Jugendfreigabe ist der Thematik des Films zu verdanken – den eigenen Arbeitgeber zu töten – anstatt irgendwelche Gewaltszene, denn die vorkommenden Delikte sind zwar alle eindeutig illegal, aber optisch harmlos.

Titel: Kill the Boss

Regisseur: Seth Gordon

Länge: 98 Minuten

Unnützes Wissen: Der englische Titel ist Horrible Bosses.

Freitag, 28. Oktober 2011

Die drei Musketiere

Als ich den Trailer zu den drei Musketieren gesehen hatte, war mir klar, dass ich den Film sehen musste, und ich würde glücklicherweise nicht in meinen Erwartungen enttäuscht.

Doch fangen wir am Anfang an. Wie der Name es einen vermuten lässt, geht es in dem Film um die aus dem Roman und den vielen Verfilmungen bekannten Musketiere Athos, Portos und Aramis, die nach Jahren des Dienstes am französischen König ihre besten Jahre hinter sich haben. Gepaart mit dem Verrat durch eine enge Vertraute und Mitstreiterin der drei gehen sie nach einer gescheiterten Mission ihrer jeweiligen eigener Wege, nur um durch die Arroganz eines Dorfjungen wieder vereinigt zu werden. Dieser Möchtegern ist D'Artagnan, und aus einer Reihe von Umständen heraus wird aus einem Fechtduell ein Vier-gegen-Vierzig-Kampf.
Durch das Überkommen von Schwierigkeiten geeint (und im Falle des D'Artagnan bewiesen), bahnt sich bald genug für die nun vier Musketiere eine Aufgabe an. Welche und den Rest sage ich nicht, das müsst ihr schon selbst herausfinden.

Doch kommen wir zum eigentlichen Reiz des Films. Die Basis liegt eindeutig bei mehr als nur dem Buch oder vorangegangenen Verfilmungen. Allein die erste Szene, in der einer der drei mittels eines Tauchanzugs aus den Kanälen von Venedig heraufsteigt, macht deutlich: Die ausgetretenen Pfade haben wir hinter uns gelassen. Allerdings beschreitet der Anderson (der Regisseur) auch kein Neuland, sondern vermengt vielmehr verschiedenen Stilmittel zu einem Mix. Der Film ist nach wie vor eindeutig ein Abenteuerfilm, wo man gut nebenbei Popkorn mampfen kann, und obgleich eine romantische Nebenhandlung vorkommt, bleibt es genau dabei, einer Nebenhandlung. Gleichermaßen kann man die Anleihen an die Luftschiffe sehen, die eindeutig ihre Inspiration aus dem Steampunk beziehen, obgleich sowohl historisch als auch innerhalb des Films keine Dampfmaschinen zu finden sind. In ähnlichem Zusammenhang stehen auch die versteckten Fallen (So dünnen Draht haben wir noch nicht Mal heute!)

Was wäre da noch zu erwähnen... Christopher Waltz spielt Kardinal Richelieu (Bösewicht mit guter PR), Orlando Bloom hat Spaß an seiner Rolle und der gesamte Film wurde in Deutschland gedreht und massiv gefördert (u.a. durch Steuerrückvergütungen).

Wie dem auch sei, der Film ist unterhaltsam und fällt in die lohnend-durch-Kinoatmosphäre-Schublade. Mir hat er Lust auf die Romane gemacht, und kurz vorm Abspann wird nochmal eine Andeutung für eine Fortsetzung gemacht, die interessant werden könnte.

Titel: Die drei Musketiere

Regisseur: Paul W. S. Anderson

Länge: 111 Minuten

Historisch interessanter aber wenig relevanter Kontext: Der Film spielt etwa 1625 (zumindest ist es in der Vorlage so und die Charaktere stimmen überein), die bekannteren historischen Figuren (Buckingham, Ludwig XIII., Blabla) existierten wirklich, aber ihr Gefüge ist mitunter für den Film variiert worden. Vor Richelieu hatte die Mutter des Königs die Macht in Frankreich in der Hand. Davor gab es häufig Bürgerkriege und extremistische Gruppierungen. Ludwig selbst wollte als "Ludwig der Gerechte" in die Geschichte eingehen (im Sinne von Ordnung schaffen, nicht Mildtätigkeit zeigen). Er war aber keineswegs so einfältig wie er dargestellt wird, sondern vielmehr ein schüchterner, aber durchgreifungsfähiger Mann.
Der Dreißigjährige Krieg ist in vollem Gange, Frankreich hat unter Ludwigs Vater einen spanienkritischen Kurs gefahren und engagierte sich einige Jahre später selbst im Dreißigjährigen Krieg, was wiederum zu einem gleichzeitigen langen Krieg mit Spanien führte.

Samstag, 8. Oktober 2011

Priest

Seit Anbeginn der Zeit kämpfen zwei Spezies auf der Welt um die Vorherrschaft, die Menschen und die Vampire. Jahrhundertelang waren die Menschen nicht mehr als Vieh und Nahrung für die Vampire, und was die Menschen in festungsartige Städte trieb. Erst mit der Entwicklung einer Waffe gegen die Vampire konnten sich Menschen wieder aus ihren Festungen wagen. Die Priester, Kämpfer menschlichen Blutes und doch geschickt und schnell genug um es mit den unmenschlichen Vampiren aufzunehmen, jagten den Feind und töteten ihn, wieder und wieder und wieder und jagten ihn solange, bis die Vampire nur mehr in Reservaten leben konnten.

Soviel zur Hintergrundgeschichte. Es ist die klassische Postapokalypse:
  • Mad-Max-Umwelt (Wüsten, Sand, Felsen, Trockenheit), 
  • totalitäre Obrigkeit (Kirche, Rituale, Kutten, Uniformen),
  • ehrliche Menschen versuchen in der Außenwelt sich ein Leben aufzubauen und schlussendlich
  • die Bedrohung der Überreste der Menschheit durch einen unmenschlichen Feind.
Der tituläre Priester trägt mit seinem Glauben an ein Wiedererstarken der Vampire Eulen nach Athen, denn die Obrigkeit glaubt ihm nicht und brandmarkt ihn nach dessen vorhersehbaren Reaktion als Ketzer, der von den anderen Priestern zur Strecke gebracht werden soll. Natürlich hat unser Titelheld eine dunkle und aufgewühlte Vergangenheit, natürlich steckt mehr hinter den Vampiren, natürlich beißt ihm seine Vergangenheit ins Bein, und natürlich beißt er zurück.

Der Film ist somit wirklich vorhersagbar. Es gibt keine überraschenden Wendungen, und ehrlich gesagt nichts, was ihn positiv oder negativ hervorheben würde aus dem Einheitsbrei des actionlastigen Popcornkinos.

Hintergrund

Hm. Angeblich soll dieser Film auf dem gleichnamigen Mahnwa basieren, aber nach dem Überfliegen der Handlung des letzteren scheint mir "angeblich" noch ein zu starkes Wort zu sein. "Hat die Buchrücken aus der Ferne gesehen" würde vielleicht besser passen.

Nichtdestotrotz hat der Film einige schöne Effekte (der Regisseur hat seine noch aktiven Wurzeln in dieser Zunft), Verbrechen gegen die Gesetze der Biologie und Physik und na ja, Popkörnigkeit halt. Für einen DVD-Abend oder zur Hintergrundberieselung reicht es.

Titel: Priest

Länge: 87 Minuten

Regisseur: Scott Stewart

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Onkel Dagobert - Sein Leben, seine Milliarden

Zu sagen ich liebe Don Rosa's Wirken und Werkeln, wäre etwas untertrieben. Von daher, erwartet einfach mal keine Unbefangenheit, was genau dieses anbelangt.

Wie dem auch sei, mit Sein Leben, seine Milliarden hat Rosa in meinen Augen sein Magnum Opus abgeliefert und sich in den Olymp der Disney-Zeichner gehievt. Allerdings kenne ich bis auf ihn selbst nur Carl Barks, und Rosa's eigene Bescheidenheit würde ihn davon abhalten, sich auf einer Schulterhöhe mit Barks zu sehen, aber dennoch ist er genau da anzusiedeln. Sein Werk zeichnet sich aus durch ein Detailreichtum, welches ich bisher bei noch keinem Disneyzeichner gesehen habe, und in den Neunzigern habe ich lange Jahre lang regelmäßig die Micky Maus gelesen. Dazu kommt noch eine Rechercheverliebtheit, die schon fast an Besessenheit grenzt – quasi alle historischen Namen, Orte und Zusammenkünfte sind belegbar und realistisch und nur zu seltensten Punkten wird sich künstlerische Freiheit heraus genommen, eine Ausrede, die bei manch anderen Zeichnern sonst zu gerne vorgeschoben wird.

Doch kommen wir zum Inhalt.

Dagobert Duck ist ein Hänfling aus einem verarmten Klan in Glasgow, und sein Vater schenkt ihm zum zehnten Geburtstag einen Schuhputzkasten, welchen der Junge Bertel als Inspiration nehmen soll für sein künftiges Arbeitsleben. Als er dann seine erste selbstverdiente Münze in der Hand hält, einen ausländischen Kreuzer, lernt er daraus.


Das Leben ist hart und voller Menschen, die dich betrügen wollen.

Aber ich werde härter sein als die Härtesten und schlauer als die Schlauesten, und ich werde es auf ehrliche Art bis ganz nach oben schaffen.


Nur aufgrund seiner harten Arbeit kommt er dann wirklich in den Genuss des Erfolges und steigert sich innerhalb weniger Jahre vom Schuhputzer zum Torfverkäufer, und gibt dabei stets einen Teil seines Verdienstes an seine Familie.

Nicht lang danach heuert er mit 13 bei seinem Onkel auf einem Mississippidampfer an und erbt diesen schließlich, nur um dann von der aufstrebenden Eisenbahn aus dem Geschäft gedrängt zu werden. Doch davon lässt sich ein Duck nicht unterkriegen und so führt ihn seine Suche nach Erfolg als Cowboy über die Great Plains, als Kupferschürfer nach Montana, als Goldgräber nach Afrika, um schließlich beim Goldrausch am Klondike zu den wenigen zu gehören, deren Arbeit nach langen, kalten entbehrungsreichen Jahren wirklich mit Erfolg gekrönt war – Dagobert machte seine erste Million. (Grober Gegenwert in heutigem Geld: 18 Million Euro)

Danach macht er recht schnell die Milliarde voll und zieht mit seinen Schwestern nach Entenhausen, wo er vor geraumer Zeit ein Stück Land erstanden hatte, und baut seinen Geldspeicher. Anschließend geht er weiter auf Schatz- und Geschäftsjagd durch die Welt.

Viele Jahre später schließlich ist Dagobert ein alter, gebrechlicher Mann geworden, als er sich mit seinem Neffen Donald am Weihnachtsabend wieder trifft und lernt seine Großneffen Tick, Trick und Track kennen. Bertel hatte sich aber schon vor Jahren aus der geschäftlichen Welt und Öffentlichkeit zurück gezogen. Doch gerade diese Verwandten, denen er quasi nie gegenüber stand, zeigen ihm eine Lücke in seinem Leben und veranlassen Dagobert, wieder zu neuem Leben zu erwachen.

Und dieser Dagobert ist es schließlich, den die meisten kennen – ein scheinbar skrupelloser Geschäftsmann, der ein gutes Geschäft sieben Meilen gegen den Wind riechen kann und sich trotzdem gerne Zeit nimmt, um seinen Großneffen von damals zu erzählen oder sie mitsamt Donald (letzteren für 30 Kreuzer die Stunde) in ein Abenteuer zu führen.

An dieses abgeschlossene Werk schließen sich noch einige Zusatzkapitel, die fast nochmal die Länge der Hauptgeschichte erreichen und unter anderem von der einzigen Person erzählen, die Dagobert von seinem Streben nach Reichtum wirklich hätte abbringen können, aber das ist, wie es so schön heißt, eine andere Geschichte.

An die jeweiligen Kapitel schließen sich immer ein paar Seiten, in denen Rosa alternative Cover zeigt und viel über die Recherche, sein Leben und die jeweiligen Kapitel erzählt, sowie Hinweise zum Auffinden seiner berühmten D.U.C.K.-Widmungen gibt.

Was wäre noch zu erzählen? Kauft es euch. Als ich damals meine alten Micky-Maus-Hefte weggeworfen hatte – miserabler Zustand, gelocht, und meistens einfach handlungsflach – waren die Rosa-Geschichten die wenigen, die ich nicht wegwarf und die ich bei jedem erneuten Auffinden immer ein weiteres Mal lesen musste, egal wo ich gerade war oder was ich eigentlich zu dem Zeitpunkt tat/tun sollte.
Lest es. Wenn ihr sonst keine Duck-Comics gelesen habt, lest wenigstens diese.

Titel: Onkel Dagobert - Sein Leben, seine Milliarden

Seiten: 495, komplett koloriert, mit Einband

Autor: Keno Don Rosa

Samstag, 1. Oktober 2011

Rango

Ein leicht gestörtes Chamäleon rettet eine Westernstadt vorm Verdursten. Das wäre die Handlung in einem Satz zusammengefasst, aber ich denke, ich werde einfach mal etwas weiter ausholen:

Inhalt

Der Film beginnt damit, ein Chamäleon zu zeigen, dass mit schauspielerischen Eskapaden seine Zeit im Terrarium vertreibt und dabei Selbstgespräche mit einem Aufziehfisch, einer Playmobilpalme und dem kopflosen Oberkörper einer Barbiepuppe führt.

Dies ändert sich, als durch ein Ausweichversuch wegen einem Gürteltier auf der Straße das Terrarium des Chamäleons vom rasant fahrenden Umzugswagen geschleudert wird und auf dem Wüstenasphalt aufschlägt. Dort auf der Straße trifft der Namenlose ein überfahrenes, weises Gürteltier, welches ihm die Richtung zur nächsten Stadt weist. Niedergeschlagen macht sich unser Held auf den Weg und nach einigen Eskapaden (Habicht + Chamäleon = Probleme) und einer durchträumten Nacht wird er von der resoluten Wüstenleguanin Bohne (ihr Vater mochte Bohnen wirklich) aufgelesen wird. Kurz vor der Stadt wirft sie ihn aber wieder vom Wagen, so dass er den letzten Rest des Weges alleine zurück legt.

Mit seinem Hawaiihemd fällt unser tarnungsfähiger Freund natürlich auf wie ein bunter Hund, bis er durch eine münchhausen-verdächtige Aktion den Habicht erledigt und spontan zum Sheriff ernannt wird, mit allen dazugehörigen Privilegien, wie beispielsweise westerngerechte Kleidung. Bei dem Habichtunfall fiel aber bereits das zweite Mal der eklatante Wassermangel der Stadt auf, und nach einem Blick in den Tresorraum der Bank (wo das Wasserlager ist), setzt Rango sich das Ziel, wieder Wasser in die Stadt zu bringen.

Hintergrund

Rango ist ein leicht neurotischer Charakter, der nicht weiß, was er mit sich anstellen soll und auf der Suche nach sich selbst ist. Vor der Sache mit dem Habicht gibt er sich selbst den Namen Rango, basierend auf dem Etikett eines Getränks, und schlüpft in die Rolle eines hartgesottenen Westernhelden. Und ich meine das wortwörtlich – bisher hatte das Chamäleon keinen Namen für sich verwendet und befand sich in einer Identitätskrise.

Doch nachdem er für sich eine Rolle gefunden hat, ein Verhaltensschema, welches er duplizieren kann, entwickelt sich Rango und wächst in seine falschen Kleider rein. Nicht im Sinne von einem hartgesottenem, steinekauendem Westernhelden, sondern in dem Departement Selbstbewusstsein. Das dieses leider ein Lügengebilde als Baurüstung benötigte, macht Rango wiederum angreifbar, denn der Bürgermeister als Hauptbösewicht weiß um die Scharade, die neue Sheriff vollführt, und die falsche Hoffnung, die er den Bürgern der Stadt vermittelt.

Aber auch wenn die neuen Kleider zwei Formate zu groß für Rango sind, so wächst er doch zumindest um eine Nummer im Verlaufe des Films.

Doch kommen wir zum Humor, den ich bis jetzt absichtlich nicht angeschnitten habe, denn das ist einer der großen Pluspunkte des Films. Vielfach ist es Slapstick, aber auch Situationskomik, wie beispielsweise das überfahrene Gürteltier vom Anfang, mit dem Rango ein angeregtes Gespräch führt, oder auch die Jagd durch den Habicht zuerst in der Wüste und später in der Stadt. Seltsamerweise fand ich dabei die übliche Art von Johnny Depp, dem englischen Synchronsprecher von Rango, nicht wirklich hervorstechend, obgleich er doch einen sehr eigenen Stil pflegt (Man sehe sich dazu nur die "Fluch der Karibik"-Reihe an, die erst durch Depps Interpretation der Rolle eine Reihe wurde).

Ein weitere Punkt ist der Animationsstil. Ist man doch ein sehr kindgerechtes Bild der Charaktere und Figuren gewohnt – schließlich ist es ja ein Animationsfilm, der muss als ins Kinderghetto gehören! – so bricht Rango mit dem Schema und zeigt Charaktere, die sehr viel näher am Bild sprechender Tiere anstelle von Kuscheltieren angelehnt sind. Selbst die Ausnahme, ein Fingertier, das an sich nicht in der Wüste heimisch ist, sieht so grotesk aus, dass niedlich nicht das erste Wort ist, was mir zur Beschreibung einfallen würde.

Fazit

Wenn man den Film mit etwas Abstand betrachtet und sich im Genre der (Spaghetti-)Western auskennt, dann wird man eine liebevolle Parodie der archetypischen Handlungsstränge und Charaktere erkennen, ähnlich wie Kung Fu Panda das mit den asiatischen Prügelfilmen getan hat. Und selbst wenn es das Charakterdesign nicht so aussehen lässt, ist der Film trotzdem für Kinder geeignet.

Titel: Rango

Laufzeit: 107 Minuten

Regie: Gore Verbinski

Witziges Wissen: Rango Bohne ist auch eine deutsche Malerin und Grafikerin

Freitag, 30. September 2011

Bobwhite

In einer Stadt in Neuengland sind drei junge Frauen mehr oder weniger beste Freundinnen, und der Webcomic beschreibt im wesentlichen ihr Leben und das persönliche Wachstum – oder Stagnation – der drei und ihrer Clique in ihre Jahren des Studiums an der Bobwhite University.

Bobwhite ist eine Art der in Nord- und Südamerika heimischen Zahnwachteln und der Name einer fiktiven Universität in Providence, Rhode Island, USA. Sie ist das Pendant zur Rhode Island School of Design, einer Hochschule mit künstlerischer Ausrichtung. Die drei Hauptcharaktere, Cleo, Ivy und Marlene, haben dort jeweils Kurse belegt (Industriedesign, Illustration und Film, respektive) und der Webcomic folgt ihrem Studienalltag mit einem Fokus auf die Spinnereien und Interaktion der drei Untereinander sowie deren Freundeskreis.

Marlene ist das giftige, von sich selbst überzeugte Filmgenie und schnell mit Beleidigungen bei der Hand.

Ivy ist sehr letharg und entspannt und fährt trotzdem gute Noten ein, was ihr Cleo nur eine Winzigkeit übel nimmt.

Cleo ist ein halb-neurotischer Blondschopf, die Videospiele entwickeln will und sich sehr viele Gedanken um alles mögliche macht. Und vermutlich ein Roboter, wenn man ihr Arbeitspensum betrachtet.

Trotz oder vielleicht auch aufgrund dieser Differenzen kommen die drei sehr gut miteinander aus und stützen einander, wenn sie sich nicht freundschaftlich Schimpfwörter an die Stirn knallen.

Also, was macht den Comic so besonders?

Das sind viele, viele kleine Elemente, die ich nur versuchen kann hier aufzuzählen. Fangen wir einfach mal beim Stil an.

Magnolia Porter, die Autorin und Zeichnerin, zeichnet die Charaktere sehr lebendig und lebhaft, so dass ihre Gefühlsregungen oftmals keiner Sprechblasen bedürfen, sondern der Gesichtsausdruck allein schon die inneliegende Emotion rüberbringt.
Die pastelartige Koloration unterstreicht dabei diese Stimmungen nur zu gut.

Ein großer Pluspunkt ist zudem die Charakterisierung. Cleo beispielsweise ist ein Nerd, weiß dies, aber versucht trotzdem verzweifelt cool zu sein, ohne voll auf die Fresse zu fliegen damit. Vielmehr lernt sie langsam, mit ihren sozialen Ansprüchen und Realitäten umzugehen und schlussendlich so weit zu wachsen, dass sie sowohl Nerd sein, aber auch gleichzeitig eine gute Party schmeißen kann. Dass sie dabei die cholerische Marlene heimlich cool findet, zeigt nur den Realismus in ihrem Charakter.
Überhaupt ist keiner der Haupt- noch Nebencharaktere überdreht oder überzeichnet. Bei vielen kann man ohne weiteres Züge von seinen eigenen Freunden oder zumindest umgebenden Menschen erkennen, ohne die Augen dafür allzu sehr zusammen kneifen zu müssen.

Davon abgesehen ist die Handlung erfrischend normal. Es gibt keine Aliens, Monster, Elfen, oder sonstige Absonderlichkeiten, die man als Alltagsfantasy oder dergleichen bezeichnen könnte, sondern einfach nur Tag-für-Tag-Geschichten, die aber trotzdem fesselnd sind. Allerdings sind die Handlungsstränge auch dementsprechend mondän – Es geht um Kunstprojekte, Abschlussprüfungen, Männer und was halt das Leben eines Collegestudenten bewegt.

Zum Schluss noch etwas, was insbesondere bei weboriginären Inhalten angemerkt werden muss: Der Webcomic ist abgeschlossen, und es gab per se fünf Updates pro Woche, also braucht man ein bisschen Zeit, bis man das Archiv durchgelesen hat.

Titel und Link: Bobwhite

Genre: College, Uni, Tag-für-Tag, Drama

Sprache: Englisch

Seiten: ca. 700, größtenteils koloriert

Veröffentlichungszyklus: Abgeschlossen

Autorin: Magnolia Porter

Donnerstag, 29. September 2011

Evangelion 1.11

1995 veröffentlichte das japanische Animationsstudio Gainax eine Serie, die eine ganze Generation an Anime prägte und dem Genre der Mecha-Anime neues Leben einhauchte. Allerdings war die Handlung gewissermaßen kranke Scheiße. Psychisch auffällige Kinder steuern riesige Roboter zur Rettung der Menschheit, mit vielerlei Betrachtung der geistigen Zustände besagter Kinder und einem großen Schuss pseudoreligiöser Anspielungen garniert.

Doch der - passend bezeichnete - Rebuild of Evangelion überarbeitet viele Manko der alten Serie, setzt ein Budget ein, das dem epischen Auftritt gerecht wird und steigert die Animationsqualität auf hohes Kinoniveau.

Inhalt

Im Jahre 2000 explodierte ein sogenannter Engel am Südpol und löste damit eine Katastrophe bisher ungekannten Ausmaßes aus. Große Teile der Erdbevölkerung starben, ebenso alle ozeanischen Lebewesen und das Meer färbte sich dauerhaft rot.

15 Jahre später wird Shinji Ikari von seinem entfremdeten Vater nach Neo Tokyo 3 gerufen. Kaum angekommen wird er Zeuge, wie ein riesiges Monster ein unglaubliches Bombardement an Waffen und Munition einfach wegsteckt, bis er kurz darauf von Lieutenant Colonel Misato Katsuragi abgeholt zu werden.

Das riesige Monster ist anscheinend ein Engel, und Shinji soll gegen diesen aus einem gleichermaßen großen, menschenartigen Kampfmaschine auf Befehl seines Vaters hin kämpfen. Weigert er sich zuerst, so übernimmt er doch den Pilotensitz, als sein Ersatz, das sich vor Verletzungen und Schmerzen krümmende, gleichaltrige Albinomädchen Rei Ayanami, ihm vor Augen geführt wird.

Der Kampf ist kurz, brutal, und äußert schmerzhaft. Die Konstruktion des Menschenungetüms ist so ausgelegt, dass der Pilot es mit Gedanken steuern kann, aber diese Nähe geht auch rückwärts – Verletzungen des biologischen Konstrukts schmerzen auch den Piloten, selbst wenn die Verletzungen selbst nicht übertragen werden.

In der Schule schließlich residiert auch bloß die Shinji bereits bekannte Einsamkeit, doch lernt er es langsam, sich ein wenig zu öffnen. Für ihn unerwartet gewinnt er sogar Freunde.

Diese werden auch prompt beim Kampf gegen den fünften (für Shinji zweiten) Engel in Gefahr gebracht. Bei der Evakuierung der Zivilisten widersetzt sich Shinji dann dem direkten Befehl Katsuragis und greift den Engel frontal an.

Nach der offensichtlichen Rüge wegen Fehlverhaltens und Befehlsverweigerung im Schlachtfeld reißt Shinji aus und wandert in Gedanken versunken ziellos durch die Stadt und Umgebung.

Doch das war bei weitem nicht der letzte Engel und Shinji's Weigerung in einen Eva zu steigen ist der Bedrohungssituation nicht gerade förderlich...

Hintergrund

Wie eingangs erwähnt basiert die Rebuild-Reihe der Kinofilme auf dem Material der Fernsehserie und wahrscheinlich auch der Kinofilme und hält sich recht nah an die Vorlage. Im ersten Kinofilm kommen keine neuen Engel vor, aber es zeigen sich doch definitiv Änderungen im Vergleich zum Original – beispielsweise im rotgefärbten Meer. Ist man den Kanon gewohnt, muss man sich nicht großartig umgewöhnen.

Positiv hervorgestochen hat das verminderte Verweilen auf die Psyche der Kinder – sie habe zwar vielfach Probleme, aber die hat die Welt auch, und obgleich ihnen Augenmerk geschenkt wird, geht darüber nicht der Film verloren.
Shinji ist einsam und hat Berührungsängste, Rei (die verletzte Alternativpilotin) ist Emotionen an sich nicht gewohnt, diese Themen werden angeschnitten aber im Gegensatz zur TV-Reihe will man sich nach dieser Version nicht von der nächsten Brücke schmeißen (im übertragenen Sinne, versteht sich).

Von den Effekten und der Animation kann ich nur sagen, dass alle Register gezogen, aber noch nicht aufgelegt wurden. Viele Effekte und Animationen sind sehr gut in die gezeichneten Hintergründe eingearbeitet, so dass sie nicht negativ auffallen. Ich weiß nicht, wie viele Szenen neu animiert oder ersetzt wurden, aber der Qualitätsanstieg macht sich überaus positiv bemerkbar.

Shirō Sagisu, der Komponist und zuständig für den Soundtrack, zeigt was man mit einem ordentlichen Budget und epischem Ansatz erreichen kann, wobei mir da der zweite Teil streckenweise sogar noch besser gefällt.

Da man das anmerken sollte, auch die Synchronisation ist sehr gelungen. Die Sprecher sind professionell und größtenteils die gleichen wie aus der TV-Serie, mit Ausnahme von Misato und Rei. Die Abmischung ist ein Stückchen lauter als das Original, falls man also zwischen den Sprachversionen wechseln will, sollte man den Lautstärkeregler bereit legen, falls es einem zu laut/leise wird.

Fazit

Allein schon aufgrund der ungemeinen Qualität würde ich den Film empfehlen, aber man sollte immer im Hinterstübchen haben, dass es noch drei weitere Filme geben wird, wovon der zweite schon draußen (und auch in Deutschland veröffentlicht) ist und die letzten beiden Teile frühestens im Herbst 2012 in Japan erscheinen werden.

Titel: Evangelion:1.0 – You are (not) alone.

Regisseur: Hideaki Anno

Länge: 98 Minuten (Blaustrahl etwas länger)

Rezensionsexemplar: Evangelion:1.11 – You are (not) alone. auf Blaustrahl

Mittwoch, 28. September 2011

Limbo

Als Limbo, auf Deutsch Limbus, bezeichnet man einen Ort diesseits der Hölle aber jenseits des Lebens, an dem sich jene Seelen aufhalten, die ohne eigenes Verschulden vom Himmel ausgeschlossen wurden. Dementsprechend wirkt das gleichnamige Spiel auch.

Inhalt

Man spielt einen kleinen Jungen, der in einer silhouetten Welt erwacht. Ohne zu wissen, wie man in diesen wunderlichen Wald gekommen ist, macht man sich auf den einzigen möglichen Weg. Über einen umgestürzten Baum hinweg rutscht man einen Hang hinab, überspringt eine mit Speeren gespickte Grube, übersteigt ein Konstrukt und passierst mit einem Boot ein seichtes, bedrohliches Gewässer.

So geht das im Wesentlichen weiter und nie erhält man eine Erklärung für das Geschehen. Weder von der gruseligen Spinnen, die einen mit ihren Beinen aufspießen, noch von den gruseligen Kindern, die Fallen bauen und mit Speer und Blasrohr Jagd auf einen machen. Stets geht es voran, durch den Wald, Höhlen- und Stadtlandschaft die alle so surreal sind, dass man es mit der Angst kriegt.

Kreaturen jagen ein, Maschinen rasen auf und ab, hin und her, mit dem offensichtlichen Ziel dem Jungen sein Leben zu nehmen. Es ist wunderbar furchteinflößend.

Spielelemente

Das Spiel ist in 2D gehalten, mit den bekannten 3D-wirkenden Hintergründen. Man steuert den Jungen auf seinem Weg durch die schwarz-weiße Welt und muss stets darauf achten, dass an dem Hang, den man gerade herunter rutscht, wahrscheinlich eine Fallgrube ist, dass Hebel nicht so funktionieren wie man unbedingt auf den ersten Fall annimmt und der Tod garantiert ist.

Der Schwierigkeitsgrad kommt nicht von ungefähr - beginnt der Anfang noch relativ großzügig, was die Bedrohungen angeht, so wird es mit der Zeit immer verzwickter, die Sprünge über Abgründe nicht weiter, sondern knapper, und mehr als einmal wird man beinahe sterben, bloß um dann wegen einer anderen Dusselei drauf zugehen.
Nicht umsonst erhält man eine/n der Trophäen/Erfolge für das Durchspielen mit nicht mehr als 5-maligem Sterben.

Der Soundtrack ist äußerst minimalistisch und besteht an und für sich ausschließlich aus den Geräuschen - Schritte, Maschinenkreischen, Spinnenbrummen, sowas halt. Nur in ausgewählten Bereichen unterstreichen sphärische und bedrückende Stücke die Stimmung.

Fazit

Ein Spiel zum Gruseln, im positiven Sinne. Ich mag kein Resident Evil oder solche Spiele, wo mich was erschreckt, und Limbo tut dies zwar mitunter, aber so passend, dass ich es verzeihen kann. Schade, dass es so schnell vorbei ist - wenn man keine Fehler macht, kann man es in einer Stunde durchspielen - aber immerhin stirbt man oft. Ergo, lohnt sich, aber spielt es im Dunkeln!

Titel: Limbo

Entwickler: Playdead

Genre: Grusel, Jump&Run, Rätsel



Dienstag, 27. September 2011

Four Lions

“Three Lions on a shirt, Jules Rimet still gleaming, ..."

Moment, nicht ganz. An sich noch nicht Mal ansatzweise. Der einzige Zusammenhang ist England, ein Fussball für ein paar Sekunden und das war es auch schon. Denn Four Lions ist rabenschwarz im wahrsten Sinne des Wortes, es kommen Raben vor und der Humor ist tiefschwarz. Was erwartet man aber auch von einem Film über idiotische Selbstmordattentäter?

Inhalt

Omar, Barry, Waj und Feisal sind mehr oder wenige junge Muslime, die ihr Leben für ihre Religion opfern wollen. Allerdings sind sie nicht gerade die frischsten Äpfel in der Theke.

Alle vier wollen die Ungläubigen bei Selbstmordattentaten in die Luft sprengen und ein Zeichen setzen, bloß bei der Auswahl des Zeichens fängt der Streit schon an. Barry, weißer Konvertit, den man am Besten mit einem fleischgewordenen Internettroll vergleichen kann, will eine Moschee als Ziel nehmen und die Schuld den Feindes des Islam in die Schuhe schieben. Wieso er dann aber ein Bekennervideo aufnimmt, weiß wohl nur er.

Faisal hat die Grundlagen für den Sprengstoff besorgt, also alles im gleichen Laden über einen mehrjährigen Zeitraum zusammen gekauft. Und dabei verschiedene Stimmen benutzt, damit er als unterschiedliche Personen wirkt, darunter eine vollbärtige Frau. Sein religiösen Ratschläge erhält er von seinem Vater.

Waj ist ein Kindsmann, das auch in Pakistan nach Osten betet, wie er es in England getan hat. Im wesentlichen hat er als einziger einen halbwegs brauchbaren moralischen Kompass und einfach falsche Freunde.

Omar, nun ja, ist an sich der Kopf der Bande und die ideologische Stütze. Er ist der am festesten in der Realität verwurzelte mit Frau und Sohn, festem Job und brauchbarem Bildungsniveau, aber er ist kein Genie.

Dennoch ist er es im Prinzip, auf dessem Mist die ganze Idee mit den Selbstmordattentaten gewachsen ist, er hat die Kontakte (sprich: einen Onkel) nach Pakistan für eine Ausbildung, und er ist es auch, der Waj Richtung und Ziel vorgibt, denn letzterer ist nicht gerade zum Denken geboren.

Der Film besteht im Prinzip daraus, den vieren zuzuschauen, wie sie sich auf ein Selbstmordattentat vorbereiten, von dem sie keine Ahnung haben, wo oder wann es stattfinden soll. Sie stellen Nitroglycerin her, sprengen eine Mikrowelle in die Luft, Faisal sprengt sich und ein Schaf in die Luft und im wesentlichen sterben alle.

Meinung

Dies ist der erste Film seit langem, wo ich mich schlecht dafür gefühlt habe, mich nicht für den Tod anderer, unschuldiger Menschen schuldig und mitleidig zu fühlen und stattdessen lauthals zu lachen und bald vom Kinosessel zu fallen. Häusliche Szenen einer intakten Familie wechseln sich ab mit einer Gutenachtgeschichte, bei der Simba (aus Der König Der Löwen) als Märtyrer dargestellt wird, der aus Versehen Mufasa mit einem Stein erschlagen hat.

In seinem Humor kennt Chris Morris kein Pardon, selbst beim Aufsammeln der Reste von Faisal nicht. Szenen, wo man an sich denken sollte, 'das kann man doch nicht machen', macht Morris genau das und setzt noch einen oben drauf. Der Film ist auf keinen Fall etwas für die humoristisch zart besaiteten. Überraschend war in meinen Augen aber auch die charakterliche Entwicklung von Omar, aber mehr will ich nicht verraten.

Schade war die in der Mitte auftretende Trägheit, aber sie wird wett gemacht durch das Finale.

Fazit

Für diejenigen, die unter Schadenfreude mehr verstehen als "Happines in the misfortune of others", lohnt sich der Film definitiv.

Titel: Four Lions

Regisseur: Chris Morris

Länge: 100 Minuten

FSK: 16

Montag, 26. September 2011

Arschkalt

Tja, das ist nicht das Wetter (zumindest noch nicht), sondern der Titel des Films. Worum es geht? Um Berg, Verkaufsfahrer eines Bofrostverschnitts in Norddeutschland, seines Zeichens überaus unglücklich und gelinde gesagt, ein Arsch. Und das macht den Film interessant. Die miese Laune der Hauptperson kann gar nicht anders als jedem trocken auf den Schlips zu treten, sei das der neuen Chefin oder dem grausigen neuen Beifahrer. Aber fangen wir doch von vorne an...

Inhalt

Rainer Berg war der Erbe eines deutschlandweit führenden Unternehmens, das Tiefkühlapparaturen produziert. Berg ist Auslieferfahrer des Tiefkühlkostversands "Mr. Frost". Wie auch immer es vom einen zum anderen kam, auf jeden Fall ist der immer grantige Mann Tag seines Lebens stets unter Null Grad Celsius geblieben, und wehe seine Ware wich auch nur Zehntelgrade vom Optimum ab! Als eine neue Managerin seine Vorgesetzte wird, ändert sich der Griesgram nicht, ganz im Gegenteil - zur Chefin ist er genauso kaltschnäuzig wie zu dem ihm zur StrafeUnterweisung aufgebrummten Beifahrer Tobias Moerer. Dessen Name ist Geschäft - er ist voll die Möhre, was ihn aber keineswegs in seinem Optimismus trübt. Stets um gute Laune bemüht, versucht er seinen fahrenden Eisklotz aufzutauen, und man mag es kaum glaube, es gelingt ihm. Ein bisschen. Zusammen mit der Chefin Lieke, die den Worthieben problemlos Paroli bietet, schaffen sie es, die Eisschale von dem Griesgram zu kratzen (bloß um darunter weiteren Permafrost zu finden).

Als Berg schließlich seinem im Heim lebenden Vater eine Freude machen will/muss, wendet er sich an die beiden neuen Freunde...

Anderes

Verspricht der Trailer eine durch Wortgefechte getragene Lokalkömödie, so ist es in der Realität doch anders.

Berg, der vor seinem Vater den Verlust des Familienbetriebs bereits seit Jahren verschweigt.

Der Vater, der Berg nicht von seinem tödlichen Krebs erzählt.

Moerer, der im Wunsch um Anerkennung vorschnell handelt und damit Lieke schadet.

Wenn man die Geschichte aus der Entfernung betrachtet, dann ist es eine Erzählung, wie sie in jeder Stadt vorkommen könnte, denn die Archetypen sind altbekannt. Dies tut dem ganzen allerdings keinen Abbruch, sondern vielmehr werden die Charaktere dadurch nahbar, denn sie entpuppen sich als Menschen aus der Nachbarschaft. Menschen wie du ich ich, wie der Frisör von nebenan oder der allmonatliche Bofrostmann. Bloß, weil wir sie nicht so oft sehen, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht die gleichen ereignisreichen und tristen Leben führen wie wir.

Fazit

Ich weiß gar nicht, wie ich den Film einordnen soll. Das Wort Provinzposse könnte passen, oder auch Lokalkomödie, aber irgendwie wird es dem zu wenig gerecht.

Wahrscheinlich müsst ihr euch selbst eine Meinung bilden, aber lasst euch eins gesagt sein: Der Humor ist schwarz und staubtrocken.

Titel: Arschkalt

Regisseur: André Erkau

Länge: 89 Minuten

Donnerstag, 22. September 2011

20th Century Boys

Was geschieht, wenn man die Heldengeschichten, die man sich als Kind ausgedacht hat, Wirklichkeit werden? Denn genau dies passiert in 20th Century Boys. Eine Rasselbande erfindet eine Böse Organisation, welche die Welt vernichten will und der sie sich selbst als Helden entgegenstellen müssen. Als es dreißig Jahre später wirklich dazu kommt...

Inhalt

Es ist der Sommer 1970 und Kenji und seine Freunde verbringen die Sommerferien in einem Geheimversteck, das sie sich auf einem Feld gebaut haben. Die kleine Gruppe liest dort gegenseitig mitgebrachte Manga, spielen Helden und Schurken und haben an sich einen Heidenspaß.

1997 drängt Kenji's Schwester ihm aus unerfindlichen Gründen ihre wenige Monate alte Tochter auf und er trägt sie fortan während der Arbeit im familiären Franchise-Konbini (eine Art Tante-Emma-Laden in groß) herum. In Afrika scheint es eine Seuche zu geben, die allen das Blut aus dem Körper treibt und im Großen und Ganzen für die Allgemeinheit nicht von Interesse ist. Als ein Schulfreund stirbt und Kenji einen mysteriösen Brief hinterlässt, fängt Kenji an der Sache auf den Grund zu gehen.

Der Brief enthielt ein Zeichen, eine weisende Hand vor einem Auge, welches ihm bekannt vorkam, und dann erinnert sich Kenji an die alten Heldengeschichten aus dem Geheimversteck. Doch wer ist der Zeichendieb, dieser sogenannte "Freund", und wieso verwendet der IHR Zeichen? Stück für Stück erschließt sich Kenji, dass die Geschichten, welche sie sich als Kinder ausgedacht hatten, Wirklichkeit werden...

Hintergrund

Man mag ja sonst nichts von Manga halten, aber 20th Century Boys ist problemlos ein Magnum Opus nicht nur von Naoki Urasawa sondern für das ganze Medium. Vielfältige Personen mit eigenständigem Charakter, eine Erzählspanne von 50 Jahren, Rückblicke, Vorschauen und das alles in meisterhaften Ausführung. Ist man normalerweise bloß die Standardgesichter mit variierenden Frisuren oder Kleidung als Unterscheidungsmerkmal gewohnt, so sind bei 20th Century Boys die Charaktere allein schon vom Gesicht, aber auch Statur so individuell, ohne dabei überzeichnet zu sein, dass man anhand der Gesichtszüge die Kinder von damals und Erwachsenen von heute erkennen kann.

Sich bloß auf diesen Aspekt zu konzentrieren, würde der Handlung und Geschichte aber nicht gerecht werden. Urasawa zeichnet das Bild einer realistischen Entwicklung von dem uns vertrauten System hin zu dem realistischen diktatorischen Konstrukt einer staatsbeherrschenden Schurkenorganisation. Er nimmt dieses an sich absurde Konzept und lässt es nachvollziehbar Wirklichkeit werden, stets auch mit den notwendigen Kompromissen im Hintergrund. Wenn etwas physikalisch unmöglich oder finanziell nicht tragbar wäre, dann wird eben geschummelt für den Anschein und die Schummelei sowohl dem Leser als auch der Hauptfigur gezeigt.

Dabei lässt er sich aber genügend Zeit und quetscht das ganze nicht in einen Rahmen, dem man nur mit größter Not folgen kann. Stattdessen nahm er sich die Muße um 24 Bände für die ganze Geschichte mit Epilog zu brauchen.

Übrigens, Naoki Urasawa zeichnet sich auch verantwortlich für den in Deutschland spielenden Manga Monster.

Fazit

Die Handlung ist monumental, die Charaktere tiefgründig, der Verlauf glaubwürdig, was will man mehr? Und falls einer an dem Erwerb der Bände interessiert ist: Teilweise wurden die Bände nur auf Anfrage gedruckt (Print-On-Demand), also viel Glück!

Titel: 20th Century Boys (22 Bände), 21st Cenrtury Boys (2 Bände)

Autor: Naoki Urasawa

Verlag: Planet Manga

Montag, 12. September 2011

Crazy, Stupid, Love.

An und für sich war der Plan Die Drei Musketiere zu schauen, aber aufgrund von Problemen mit dem Verleih ging das leider nicht, also lief stattdessen Crazy, Stupid, Love. Und er war toll!

Inhalt

Cal Weaver hat Kinder, Haus und Ehefrau und lebt im Prinzip ein typisches, amerikanisches Leben, als eben seine Frau bei der Frage nach dem Dessert im Restaurant die Scheidung bestellt. Natürlich steht er anschließend völlig neben sich, aber er gibt genauso kampflos auf, seine Frau Emily, sein Haus, seine Kinder, sie möge doch bloß von ihrem Fremdgang mit ihrem Arbeitskollegen David Lindhagen schweigen.

Jacob ist ein Womanizer, wie er im Buche steht, mit variabler Masche, guter Methode, prächtigem Haus und einem ausschweifendem Nachtleben. Üblicherweise schleppt er Eroberung in einer Edelbar ab.
Genau diese Bar sucht sich Cal aus, um über sein Leid, Lindhagen, Emily, Lindhagen, seine Kinder und Lindhagen zu klagen. Jacob nimmt sich aus Mitleid Cals an - er verpasst ihm ein modisches Update, bringt ihm Flirten bei, und weiht ihn in seine Methode ein.

Es führt zum Erfolg, wenn man es so nennen will. Cal reißt mehrere Frauen auf während Jacon selbst irgendwie an eine Nicht-Eroberung gerät, für die er gerne Pantoffeln anziehen würde.
Habe ich schon von dem Sohn erzählt, der in die Babysitterin verknallt ist, die in Cal verschossen ist, erzählt? Nein? Es ist halt so ein Film...

Anderes

Cal Weaver wird von Steve Carell (Jungfrau (40), männlich, sucht...) gespielt, Emma Stone aus Zombieland macht mit, Kevin Bacon ist der Hörnende - insgesamt alles gut besetzt und um es nochmal zu sagen, ich habe mich weggekringelt. Vielfach ist der Film aus Der Handlung und dem Zusammenhang heraus witzig und nicht durch irgendwelche Slaptstickeinlagen oder dergleichen. Zudem hat der Film einen romantischen Grundtenor, alles hat irgendwo mit Liebe und deren Verlust zu tun, aber alles auf eine so wunderbar belustigende Art und Weise, dass es einfach Spaß gemacht hat zuzuschauen.

Fazit

Würde man bei dem Titel normalerweise einen Film vermuten, zu dem einen die Freundin überreden muss, so steht er auf fest genugen Beinen, dass Mann ihn sich auch solo angucken und Spaß haben kann.

Titel: Crazy, Stupid, Love.

Länge: 118 Minuten

Regisseurduo: Glenn Ficarra und John Requa

FIlmzitat: Über das reale Sixpack: "Das sieht aus wie Photoshop!"

Mittwoch, 7. September 2011

Super 8

Der erste Gedanke nach dem Verlassen der Vorstellung war, dass ich keine Probleme hätte den Film noch ein weiteres Mal zu sehen, und dass er wahrscheinlich nicht so schnell alt oder überdrüssig werden würde wie andere Filme.

Inhalt

Es ist das Jahr 1979. In einem kleinen Nest in Ohio wollen fünf Jungs für ein kleines Festival einen Film drehen, und als den Regisseur Charles, die Inspiration küsst, wird kurzerhand die Hilfe von der gleichaltrigen Alice in Anspruch genommen. Sie wiederum stößt sich daran, dass Joe, der Sohn des Hilfssheriff, sie beim Fahren des Autos ihres Vaters gesehen hat - sie hat weder gefragt, noch einen Führerschein. Schließlich überwindet sie sich und alle sechs fahren zu einem auswärtigen Bahnhof, um dort eine Szene zu drehen.

Ein heran fahrender Zug wird schnell als Hintergrund genutzt, als es passiert - ein Pickup fährt frontal auf die Gleise, hält auf den ihm entgegenrasenden Zug zu, und kollidiert mit ihm. In der folgenden, actiongeladenen Entgleisung fliegen Waggons durch die Gegend, Treibstoff explodiert und am Ende sehen wir Joe durch das Desaster irren auf der Suche nach seinen Freunden. Dabei stößt er auf einen Waggon, dessen Ladung mehr als fragwürdig - sie versucht aus dem dicken Stahl auszubrechen. Joe selbst bekommt dies aber nicht zu sehen. Schließlich macht er sich auf die Suche nach seinen Freunden und findet sie auch bald.

Der Fahrer des Pickups entpuppt sich als Biologielehrer an der Schule der sechs und ob seines wunderhaften Überlebens des Unglücks warnt er die Kinder, kein Wort über die ganze Sache zu verlieren.
Die nächsten Tage in der Stadt werden seltsam - große LKWs der Air Force, welcher auch der Zug zuzuordnen war - fahren durch die Stadt, die Unglücksstelle wird von Soldaten inspiziert und bewacht. Stromausfälle und Metalldiebstähle häufen sich, Hunde fliehen aus dem gesamten Stadtgebiet, und Menschen verschwinden. Als dann auch noch der Sheriff mitsamt Wagen von einer Tankstelle sich scheinbar in Luft auflöst, muss Joe's Vater in die Bresche springen und übernimmt die Ermittlungen.

Hintergrund

Wenn man an Steven Spielbergs Filme denkt, mit denen er den Aufstieg seiner Karriere begann, also Perlen wie E.T. - Der Außerirdische, Unheimliche Begegnung der Dritten Art oder auch Die Goonies, dann stellt man fest, dass es genau diese Kerbe ist, in die der Film schlägt. Kinder auf dem Weg zur Jugendlichkeit und zum Erwachsen werden erleben ein Abenteuer, Monster sind in den Wäldern, der Wert von Freundschaft und erste Anzeichen von (romantischer) Liebe, all dies zeichnet den Film aus.

Die Regie hat zwar J.J. Abrams geführt, aber in Anbetracht des Werdegangs Spielbergs und der Parallelen zu Abrams eigenem Schaffen, kann man eine gewisse Ähnlichkeit nicht verhehlen - Abrams ist von der Stoffwahl seiner Filme Spielberg ähnlich, und die Patzer des Neulings können durch die Erfahrung des Altmeisters ausgeglichen werden. Ja, ich will sogar sagen, dass sie sich gut ergänzen. Man kann beispielsweise Abrams Cloverfield in der Kreatur wiedererkennen, aber auch die dämpfende Hand des Mitproduzenten Spielberg, wie er ihm eine Weisheit des Schreckens beibringt: »Der Mensch fürchtet am meisten, was er nicht sieht oder kennt. Zeige so wenig wie möglich!«

Fazit

Ein schwer einzuordnender Film, aber meiner Meinung nach trifft es Abenteuer noch am Besten. Super 8 enthält Grusel, Action, Romantik, Komödie, Science Fiction und was weiß ich noch alles. Er scheint - wie man es heutzutage nennt - eine Hommage an den frühen Spielberg zu sein. Prinzipiell kann ich den Film also jedem empfehlen, der Die Goonies mochte, aber auch den Abrams-Fans, wenn sie von einem Film, den die ganze Familie gucken kann, sich nicht abschrecken lassen wollen.

Titel: Super 8

Länge: 112 Minuten

Regisseur: J.J. Abrams

PS: Link zu zugehörigem Comic

Montag, 5. September 2011

Der letzte Zeuge

Viele, viele Personen gaben an, die letzten Tage, Stunden und Minuten des Führers Adolf Hitler miterlebt zu haben, seinen Zerfall, und im nachhinein prophetisch zu behaupten, man habe ihm den Untergang angesehen. Rochus Misch, Mitglied der Leibgarde Hitlers und verwendet als Telefonist, ist aber wohl einer der wenigen Menschen, die dieses mit Fug und Recht von sich behaupten können. Allein schon aufgrund seiner Position war er immer in der Nähe Hitlers und seines Führungsstabes, kannte viele Gesichter der unmittelbaren Umgebung und war mit einigen sogar vertraut.

Inhalt

Rochus Misch war als Junge bei einem Aufmarsch Hitlers in Berlin dabei und davon hin- und weg - nicht ideologisch, sondern von der schieren Beeindruckung des Spektakels. Dies war aber kein Grund dafür, in der Leibgarde Verwendung zu finden, sondern eher im Gegenteil, Misch machte eine Lehre, wurde eingezogen und kam erst später aufgrund seines Wesens - "macht keinen Ärger" - in Betracht, als eine Stelle in der Leibgarde neu zu besetzen war.
Dort angekommen übernahm er viele Aufgaben - Kurier, Leibwächter und Telefonist sind die häufigsten. So waren er und seine Kameraden es, welche die Depeschen direkt zu Hitler auf seinen Posthocker legten, wenn der Führer schlief, Misch war, der Hitlers Schwester mit einem Geburtstagsgeschenk besuchte, Und es war auch Misch, der an der Telefonanlage im Führerbunker saß, als die Leiche des ehemaligen Reichskanzlers im Frühjahr aus dem Bunker getragen wurde.

Hintergrund

Besonders hervorzuheben ist der Unwille Misch's, sich in den Vordergrund zu schieben - oftmals scheint es, als wäre er bloß ein unbeteiligter Beobachter, der die Geschehnisse um sich herum wahr nimmt und teilweise mit seiner Kamera aufzeichnet, aber er selbst keine wirklich handelnde Person. Und dennoch war diese unaufdringliche Person stets so nah am Zentrum des dritten Reiches, dass man oftmals nicht glauben mag, wie Misch trotz solcher körperlicher Nähe zur Macht erst während seiner Kriegsgefangenschaft von den Konzentrationslagern erfuhr. Der elementare Wesenszug Mischs, keinen Ärger zu machen, drückte sich Beispielsweise in einem bemerkenswerten Desinteresse aus, die überreichenden Depeschen zu lesen oder auch nur zu überfliegen.
Genauso interessant ist der Einblick in das allgemeine Leben auf dem Obersalzberg, in der Wolfsschanze, Im Führerhauptquartier und insbesondere der Umgebung des Führers. Die Taten des Regimes werden dadurch nicht geschmälert, sondern vielmehr wird eine Entmenschlichung - à la "Das waren Monster!" - erschwert. Es waren eben keine Monster, sondern Menschen wie du und ich.

Fazit

"Der letzte Zeuge" vermittelt ein erstaunlich gutes Bild darüber, wie das Leben in Hitlers Umfeld war und durch die Unaufdringlichkeit von Misch wird das ganze nur noch surrealer. Ich kann das Buch jedem anraten, der einen Blick darauf werfen will.Eine Biografie mit entrücktem Ich.
Titel: Der letzte Zeuge
Autor: Rochus Misch, Sandra Zarrinbal, Burkhard Nachtigall
ISBN: 978-3-492-25735-0
Verlag: Piper Taschenbuch
Seiten: 336

Samstag, 27. August 2011

Planet der Affen: Prevolution

Bei dem aktuellen Planet der Affen ist der Name Programm - die künstliche Erhebung der verschiedenen Menschenaffenarten (das sind - grob gesagt - die ohne Schwanz hinten) in den Status der gefühlsfähigen und werkzeugnutzenden Wesen.

Inhalt

Der Wissenschaftler Will Rodman arbeitet an einer Heilung für Alzheimer. Zu diesem Zweck werden Menschenaffen (als dem Menschen sehr ähnlich) zu Versuchszwecken mit verschiedenen, künstlich geschaffenen Viren infiziert. Einer dieser Virenstämme führt zu einer massiven Steigerung der Intelligenz bei Bright Eyes, einem der Versuchstiere. In der Hoffnung, erste Versuche an Menschen durchführen zu dürfen, hält Will eine Präsentation vor dem Firmenvorstand, als Bright Eyes wildgeworden durch ein Fenster springt und auf dem Tisch vor den Augen der Vorstandsmitglieder erschossen wird. Die Entscheidung fällt wenig überraschend aus - das Projekt wird eingestampft. Es stellt sich allerdings heraus, dass der Grund für Bright Eyes wilden Zustand in der kürzlichen, unbemerkten Geburt eines Kindes lag, welchen zu beschützen die Mutter versuchte. Will bringt es nicht übers Herz, den wenige Tage alten Schimpansen einzuschläfern und nimmt ihn mit zu sich nach Hause, zu seinem alzheimererkrankten Vater (womit auch der persönliche Grund für die Forschung klar wird). Der junge Affe, Ceasar, zeigt schnell eine ungewöhnliche Intelligenz...

Hintergrund

An sich sollte jedem Kinogänger Planet der Affen ein Begriff sein, gab es zwischen 1968 und 1973 doch insgesamt fünf Filme, die in dem gleichen Universum spielen und an sich die am weitesten verbreitete und bekannteste Version sind. An und für sich fußen aber alle Filme auf dem gleichnamigen Buch von Pierre Boulle, welches die Vorlage lieferte. So kann man den aktuellen Film als Vorgeschichte begreifen, der eventuell weitere Teile folgen können. Bemerkenswert ist weiterhin, dass der Film quasi komplett ohne kostümierte Menschen auskam und weitflächig auf Motion Capturing setzte (unter anderem mit dem Schauspieler von Gollum, Andy Serkis).

Meinung

Mir hat der Film gut gefallen, er wird nicht langweilig und erzählt überraschend gut seine Handlung, ohne große Stauchungen oder Streckungen durchzuführen. Der Soundtrack ist solide und ehrlich gesagt kann der Regisseur ja nichts dafür, dass ich jedes Mal, als die Streicher einsetzten, an Peter Fox denken musste. Ich sehe dem Film auch keinen Abbruch getan, dass es keinen romantischen Subplot gab, der bloß von der eigentlichen Handlung abgelenkt hätte. Nett war es auch, die Fortsetzungsansätze zu erkennen.

Fazit

Er lohnt sich. Für Science-Fiction Fans mehr, aber ansonsten lohnt er sich auch so.

Titel: Planet der Affen: Prevolution (Original: Rise of the Planet of the Apes)

Länge: 105 Minuten

Regisseur: Rupert Wyatt

Mittwoch, 10. August 2011

Transformers 3 – Die dunkle Seite des Mondes

Hm... brauchbar. Popkornig hoch.

Inhalt


Sam Witwicky, unser aus den vorherigen Teilen bekannter Protagonist, schlägt sich in der Großstadt mehr schlecht als recht durch – er ist arbeitslos, oder wie es in amerikanisch heißt "between jobs". Sehr zu seinem Unglück kann er aus geheimdienstlichen Gründen seine Rettung der Welt (2 Mal!) nicht in seinen Lebenslauf schreiben. Sehr zu seinem Glück ist seine neue Freundin gut verdienend, gut aussehend und gut verständnisvoll für die beiden kleinen Autobots (die guten Transformer), die sich mit den beiden die Wohnung teilen. Deren Compadre machen derweil Antiterrormissionen, suchen nach den bösen Decepticons und bla. Bumblebee, Sams Transformerkumpel, lässt sich immer weniger blicken und hach ja, alles läuft irgendwie scheiße.

Ein Glück, dass auf der Rückseite des Mondes vor einigen Jahren (1961) ein Raumschiff eingeschlagen ist, Kennedy der NASA ihren Mondauftrag gegeben hat, und der Chef der Autobots, Optimus Prime, ausflippt als er davon erfährt und es ihm nicht gesagt worden war. Schnurstracks geht es nach oben zum Mond (diesmal mit einem Autobotraumschiff), ein paar Trümmer einsammeln und einen eingefrorenen Autobot auftauen, den ehemaligen Anführer. Letzterer ist der Erfinder einer Teleportationstechnologie und die eingesammelten Trümmer gehören auch dazu.

Lange Rede, kurzer Sinn: Decepticons greifen an, schnappen sich Technologie, wollen ihren alten Planeten herüber beamen und die Menschheit als Sklaven benutzen.

Hintergrund


Michael Bay hatte schon die ersten beiden Transformersteile gefilmt und sich bei dem aktuellen auch wieder als effektvoller Regisseur gezeigt. Ehrlich gesagt, habe ich den zweiten Teil nicht gesehen, aber im Vergleich zum ersten ist sehr viel mehr Handlung und Charakterentwicklung zu sehen, die dabei aber nicht auf Kosten des Feuerwerks verläuft.

Der Soundtrack ist im üblichen orchestralen EPISCH gehalten, wie es anscheinend mittlerweile Standard geworden ist. Allerdings blieb er mir nicht sonderlich im Gedächtnis haften, weswegen ich ihn jetzt nicht großartig loben oder verunglimpfen kann.

Übrigens, die Absurdität der sich in Autos verwandelnden Roboter (beziehungsweise andersrum) wird dieses Mal verhältnismäßig in Grenzen gehalten.

Fazit


Der Film ist sehr popkornig, und obgleich er recht lang ist (wahrscheinlich in allen Kinos mit Überlängeaufschlag), wird er zwischendurch nicht langweilig, was ich nur positiv hervorheben kann.

Titel: Transformers 3 – Die dunkle Seite des Mondes

Regisseur: Michael Bay

Länge: 155 Minuten

Montag, 8. August 2011

Wer ist Hanna?

Oh Junge war der gut!

"Wer ist Hanna?", im Original einfach "HANNA", ist ein Film von Joe Wright, der in einer deutsch-amerikanisch-englischen Zusammenarbeit entstand. Er ist ein Original, basiert also auf keiner vorherigen Version als Buch, Film, Comic oder dergleichen.

Inhalt


Der Film beginnt in einem finnischen Wald, verschneit, wo ein Hirsch (oder Rentier, ich weiß nicht mehr genau) von einem Mädchen an der Grenzen zur jungen Frau mit Pfeil und Bogen erlegt wird. Mitfühlend mit dem Tier, dessen Herz sie verfehlt hat, gibt sie ihm den Gnadenschuss mit einer Luger.

Sie schleppt das Wild nach Hause zu einer Waldhütte, in der sie mit ihrem strengen Vater lebt. In dem Gespräch mit ihm stellt sich dem Zuschauer dar, dass dies bei weitem keine normale Vater-Kind-Beziehung ist – die Unterredung wechselt fließend vom Deutschen (im Original Englisch) ins Spanische, Italienische, Französische. Die Gute-Nacht-Geschichten sind Lexikoneinträge und das Wecken erfolgt durch einen Überraschungsangriff des Vaters.

Schließlich, als sie gelernt hat sich erfolgreich gegen die Überraschungsangriffe zu wehren, gesteht ihr Vater Hanna zu, den Sender zu aktivieren.

Was folgt ist ein Ergreifen von Hanna durch Soldaten, während der Vater schwimmend die Ostsee überquert. Ihr Ziel ist Berlin, wo sie sich unter eingeprägten falschen Identitäten treffen wollen. Ihrer beider Gegner ist Marissa Wiegler, leitenden Agentin in der CIA, die über die Hintergründe von Hanna Bescheid weiß. In Ausschnitten wird die Vergangenheit des Mädchens erzählt, während sie selbst auch hinter die Geheimnisse kommt und der Zuschauer somit die Gründe für ihr hartes Training erfährt. Was ich bisher erzählt habe, deckt vielleicht die erste halbe Stunde des Films ab.

Anderes


"Wer ist Hanna?" kann man problemlos als Reifungsgeschichte ansehen, in der die Titelprotagonistin nur hintergründig nach ihrem Leben sucht, im wesentlichen aber einfach Überleben und sich mit ihrem Vater wieder vereinen will. Ein großes Hindernis dabei ist die mangelnde Sozialisierung, die sie erfahren hat – keine Spielkameraden, aber Überraschungsattacken ihres Vaters. Eine stumpf auswendig gelernte Scheinidentität anstatt einer eigenen realen. An manchen Stellen ist das unwillkürlich witzig, während man an anderen das offensichtlich verwirrte Kind einfach nur in den Arm nehmen und beschützen will (Was eine Agentin sogar auch tut, sehr zu ihrem eigenen Leidwesen).

Der Soundtrack ist von The Chemical Brothers und damit sehr elektronikbasiert, was meiner Meinung dem aber keinen Abbruch verleiht, zumal die Hintergründe des Films sich zu der Zeit abspielten, als die Elektronikmusik im Kommen war.

Sehr schön fand ich, dass der Film ohne große Effekthascherei doch sehr dynamisch und mitreißend geschnitten war.

Fazit


Wer Agentenfilme mag – gucken. Aber eine Warnung vorweg, die Handlung ist um Welten besser als der übliche James Bond.
Alle Anderen: Der Film ist besser und vor allen Dingen anders als der Trailer (den ich nur noch grob im Kopf habe). Ich kann ihn nur empfehlen, er ist popkorngeeignet.

Titel: Wer ist Hanna?

Lauflänge: 111 Minuten

Regisseur: Joe Wright

Mittwoch, 22. Juni 2011

Alles, was wir geben mussten

Hm, drei Jahre seit dem letzten Eintrag? Egal!

“Alles, was wir geben mussten” ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Kazuo Ishiguro. Der Roman ist von 2005 und der Autor hat sich im Laufe der Jahre durch verschiedene Romane hervorgetan, wovon bereits ein weiterer zuvor verfilmt worden war (“Was vom Tage übrig blieb”).

Inhalt

Kathy, Tommy und Ruth sind Schüler des Hailsham-Internats in England zu Ende der 60er Jahre. Als Kathy zaghaft Interesse an Tommy zeigt, welches dieser erwidert, scheint sich zwischen den beiden eine Beziehung anzubahnen. Ruth, jedoch, ist schneller und schnappt sich Tommy zuerst... Eine neue Lehrerin unterdessen erklärt den Schülern des vierten Jahrgangs, zu welchem auch die drei gehören, die traurige Wahrheit ihres Lebens: Selbst wenn sie jetzt Kinder sind, so werden sie doch wahrscheinlich nicht lang genug leben, um alt zu werden, wie es Erwachsene tun. Tags darauf hat die neue Lehrerin die Schule verlassen und dem Zuschauer ist das erste Mal klar, dass hier etwas nicht stimmt.

Nach dem Schulabschluss kommen die drei auf ein Bauerndorf, wo sie weiter leben werden, einem sogenannten Cottage. Zusammen mit ihren Mitbewohnern leben sie dort in einem Bauernhaus, machen Ausflüge, und erwecken allgemein den Eindruck einer Wohngemeinschaft von Studenten. Bei einem dieser Ausflüge glauben sie Ruth' Original entdeckt zu haben, und als die drei zusammen mit einem Paar ihrer Mitbewohner nachschauen, streitet Ruth dies energisch ab. Später stellt das romantisch verbandelte Paar die Drei zur Rede betreffs eines Gerüchts. Dieses besagt, wenn sich zwei lieben, wirklich lieben, und das beweisen können, werden ihnen noch ein paar Jahre zusammen gewährt.

Hintergrund

Am Anfang des Films werden die nötigen Informationen eingeblendet, da bei Testvorstellungen die meisten Zuschauer nicht auf Anhieb verstanden, was geschah. Anfang der 1950er Jahre kam es zu einem Durchbruch in der Medizin, der innerhalb von wenigen Jahren dazu führte, dass die Lebenserwartung auf über 100 Jahre stieg. Der Verlauf des Films macht es deutlich - Kathy, Tommy, Ruth und all die anderen Kinder aus Hailsham und anderen Internaten sind künstlich geschaffen als Organspender für ihre Originale. Die meisten erleben ihren dreißigsten Geburtstag nicht, und die wenigsten halten die ‘Spenden’ öfter als viermal aus, bevor sie ‘vollenden’.

Die Tragik in dem Film rührt von der nicht realisierten Liebe von Kathy und Tommy, Ruth' wissentliches Hintergehen ihrer besten Freundin und von der Selbstverständlichkeit und Selbstaufgabe der Kinder, ihrem Abfinden mit dem ihnen zugedachten Schicksal. Es ist wirklich traurig mit anzusehen, wie die Kinder sich so nahtlos in ihre Rolle fügen.

Mir macht es wirklich Angst, was die Kinder zu solch einer Einstellung treibt und welche gesellschaftlichen Wandel nötig waren, um der Normalbevölkerung das Konzept schmackhaft zu machen. Leider wird keines von beiden im Film angesprochen.

Fazit

Der Film hat eine durchweg melancholische Note. Das stetig trübe Wetter, die Unausweichlichkeit des Schicksals von Ruth, Kathy und Tommy, die Apathie der Normalbevölkerung. Ich sage nicht, dass das schlecht ist, vielmehr ist es sehr gut umgesetzt, aber es bleibt traurig. Dennoch, ein guter Film.

Name: “Alles, was wir geben mussten” (“Never Let Me Go”)

Regisseur: Mark Romanek

Autor: Kazuo Ishiguro

Länge: 103 Minuten