Montag, 24. Juni 2019

Shigatsu wa Kimi no Uso – Sekunden in Moll

Auf der Bühne: Links spielt Kaori im Abendkleid Violine, Rechts und etwas weiter hinten sitzt Kousei am offenen Flügel und begleitet sie
Verlust und Rückerlangung von Musik und Lebensfreude

Unser Hauptcharakter Kousei Arima war von früher Kindheit an ein hochbegabter Pianist, der Wettbewerb über Wettbewerb gewann und zu Recht als Wunderkind bezeichnet wurde, bis er nach dem Tod seiner herrischen Mutter und Klavierlehrerin die Fähigkeit verlor, mehr als ein paar Töne Klavier zu hören. Das Ganze ist jetzt zwei Jahre her und Kousei ist 14 und geht auf die Mittelschule, als er von seiner Sandkastenfreundin Tsubaki zu einer „Doppelverabredung” genötigt wird: Tsubaki wurde von einer Freundin, Kaori, gebeten dieser den Schulschwarm Watari vorzustellen, und damit Tsubaki bei deren Treffen nicht als fünftes Rad am Wagen ist, soll Kousei doch auch kommen. Kousei stimmt etwas widerwillig zu und ist überpünktlich, aber am Treffpunkt ist niemand. Stattdessen hört er eine Blasharmonika von einem nahegelegenen Spielplatz, wo eine Gleichaltrige auf einem Klettergerüst mit dem Instrument voller Freude ein paar Kleinkinder unterhält.

Somit wären alle relevanten Charaktere vorgestellt: Kaoru ist an Watari interessiert, Watari hat an Mädchen generell einen Narren gefressen, Kousei ist von Kaoru angetan (auch wenn er ziemlich lange braucht, das zu realisieren, ist es doch zwischen den Noten zu hören), und Tsubaki und Kousei kennen sich von Kindesbeinen an.

Der Anime beschäftigt sich zu großen Teilen mit Kouseis Überwindung seines Traumas, und der Wiedereinführung von Kousei in die Welt der klassischen Musik, fokussiert sich aber dabei auf die Interaktionen von und Gefühlswelt der Vierergruppe. Der Antrieb kommt im wesentlichen von Kaori, einer erstklassigen, aber mit einem sehr eigenwilligem Spiel gesegnete Violinistin. Sie ist es, die Kousei zu einem öffentlichen Auftritt nötigt als Klavierbegleitung zu einem Violinenkonzert, und ihre Beweggründe dafür werden erst in den letzten Folgen geklärt, aber es gibt sie.

Spontan hätte ich die Serie als Romanze eingestuft, aber je länger ich geschaut habe, desto klarer wurde mir, dass es ein Drama mit romantischen Untertönen ist; diverse Stilmittel werden verwendet, aber nur, um das Drama zu unterstreichen. Ein Melodrama? Vielleicht einen Shōnen-Romanze? Der Manga, der der Serie zugrunde liegt, wurde zumindest in einem Magazin veröffentlicht, deren Zielgruppe 10–15jährige Jungen sind. Wie dem auch sei, es gibt natürlich auch komödische Elemente, vor allem in der etwas rabiaten Behandlung von Kousei sowohl durch die sportliche Tsubaki, als auch die lebhafte Kaori.

Immer wieder überrascht war ich von Kouseis Blick, der im Verhältnis zu allen anderen Charakteren eine in sich ruhende Reife auszudrücken schien. Atypisch in meinen Erwarteungen für einen 14jährigen, aber ich weiß auch nicht… er gefiel mir einfach.

Die deutsche Synchronisation hat mir übrigens für die zwei Folgen, wo ich in sie reingehört habe, gut gefallen.


Vier Achtklässler in Schuluniformen dösen im Gras, von links nach rechts: Kurzhaarige Tsubaki, bebrillter Kousei, langhaarige Kaori, sportlicher Watari
Die Hauptcharaktere v.l.n.r. Tsubaki, Kousei, Kaori, Watari
Alles in allem eine gute, ja sogar eine schöne Serie.

Titel: Shigatsu wa Kimi no Uso – Sekunden in Moll (Englisch: Your Lie in April)

Regie: Kyōhei Ishiguro

Länge: 22 Folge je 23 Minuten

Sprache: Wahlweise Deutsch oder Japanisch mit deutschen Untertiteln

PS: Bezüglich des Titels, übersetzt wäre es im wesentlichen „Deine Aprillüge” oder „Es war April als du mich angelogen hast”.