Montag, 30. Dezember 2013

Saint Young Men

Jesus liest zufrieden ein Magazin im Zug und knabbert an einem Mikado; Buddha sitzt neben ihm
Jesus und Buddha in einer Kaschemme in Japan

Buddha und Jesus sind ziemlich gute Kumpels, beste sogar könnte man sagen, und eines Tages entscheiden sie sich dafür, einen Urlaub inkognito auf der Erde zu machen.

Doch bereits als sie sich ein Zimmer in dem kleinen Apartmentskomplex Matsuda Heights nehmen wollen, geraten sie an ein paar Schwierigkeit, denn die Vermieterin ist etwas… strenger. Und nicht gerade erpicht auf diese beiden offensichtlichen ausländischen und etwas seltsamen Gäste.



Buddha im Vordergrund, er richtet die im Zimmer hängende, trocknende Wäsche aus; Jesus im Hintergrund am Laptop
Viel zu sagen zu Saint Young Men kann ich gar nicht, denn die Handlung besteht immer aus mehr oder weniger kurzen, in sich geschlossenen Geschichten. Der Humor leitet sich direkt aus diesen und aus dem Charakter von Buddha und Jesus ab. Buddha muss beispielsweise aufpassen, dass er nichts zu tugendhaftes sagt, denn ansonsten tritt sein Heiligenschein vor und blendet alle. Im Gegenzug kommt es bei Jesus gelegentlich vor, dass er aus Versehen Wunder wirkt, wenn er lacht.

Der Stil ist etwas skizzenartiger gehalten, was bei einem Anime etwas seltsam wirkt, während die Farbgebung an Wasserfarben erinnert.



Mir hat er gut gefallen und ich würde gerne mehr als die zwei Folgen sehen.

Titel: Saint Young Men

Länge: 2 Folgen, insgesamt 40 Minuten

Sprache: Japanisch (Deutsch nur als Fansub)

Samstag, 28. Dezember 2013

Der Mohnblumenberg

Plakat: Shun fährt auf dem Rad, Umi mit zur Seite auf dem Gepäckträger
Geschwisterliebe…

1963. Japan befindet sich mitten in seinem Wirtschaftswunder, der Koreakrieg liegt hinter in der Vergangenheit und die Olympiade in Tokio in der nahen Zukunft. Das Clubhaus der Konan-Mittelschule, obwohl strotzend vor Charmé, mangelt es ihm doch an baulicher Integrität und Sauberkeit, weswegen sein Abriss für einen Neubau droht.

Die vierzehnjährige Umi umsorgt ihre Familie, nachdem der Familienvater vor Jahren auf dem Meer umkam und ihre Mutter zur Zeit in den USA unterrichtet. Nichtsdestotrotz macht sie morgens und abends essen und ist den Tag über in der Schule.

Shun ist im Literaturclub und eine der Führungspersonen für die ganzen Clubs. Umi wird auf ihn aber erst aufmerksam, als er bei in einer Protestaktion vom Hausdach in den daneben liegenden Tümpel springt. Genauso wie die anderen Schüler in den diversen Clubs des Hauses hängt sein Herz an dem Clubhaus und an dem, was es repräsentiert.

Umi und Shun vorm FischverkäuferMit ihrer Hilfe um den Erhalt des Clubhauses entwickelt sich Stück für Stück zwischen Umi und Shun etwas, das mit Freundschaft beginnt und zu Zuneigung führt. Doch als Umi ihm ein Bild ihres Vaters zeigt, der Shun verblüffend ähnlich sieht, zieht sich Shun zurück. Was Umi unbegreiflich ist, ist für Shun nur logisch, denn er weiß, dass seine Eltern ihn zwar lieben, aber auch dass er bei ihnen abgegeben wurde…



Waren die letzten Filme vom japanischen Animationsstudio Ghibli mit fantastischen Elementen durchsetzt, so reiht sich Der Mohnblumenberg eher in die Tradition einiger voriger Werke (Stimme des Herzens, Tränen der Erinnerung). Die vertrauten Elemente von Magie fehlen und auch die epischen Hintergründe sind allein schon aufgrund des Handlungsortes, einer Küstenstadt in der Nähe Tokios, nicht ganz so episch wie man es kennt.

Die Handlung selbst ist nicht so kinderfreundlich, wie man dem typischen Vorurteil vor Trickfilmen vermuten lassen würde. Im wesentlichen folgt der Verlauf der Entwicklung um Umi und Shun und wie üblich verrate ich nicht wie es ausgeht.

Die Musik ist unaufdringlich, es gibt aber fünf oder sechs Gesangsphasen unterschiedlicher Länge, die dafür gut in die Handlung eingebunden sein – ein leises vor sich her singen beim Kochen, oder ein Chorlied um die Lehrer abzulenken.

Ich könnte mir vorstellen, dass der Film etwas für ein älteres Publikum ist, die auch in den vierzigern bis sechzigern aufgewachsen sind, aber ansonsten…



Mir hat er gut genug gefallen, aber es war kein Reißer.

Titel: Der Mohnblumenberg

Regie: Gorō Miyazaki

Länge: 92 Minuten

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Die Eiskönigin – Völlig unverfroren

Im Hintergrund: Eine zugefrorene Trauerweide. Im Vordergrund v.l.n.r.: hellblonde Elsa im Eiskleid, dunkelblonder Kristoff in Winterkluft, Schneemann Olaf auf Rentier Sven, erdbeerblonde Anna in nicht so winterfester Kluft, brünetter Prinz Hans in Gardeuniform
Eine Eiskönigin mit zwei starken weiblichen Charakteren.
Und Musik.

Elsa und Anna sind Prinzessinnen von Arendelle, einem skandinavisch angehauchten Küstenkönigreich. Elsa ist von Geburt an mit der Eiszauberei gesegnet und je älter sie wird, desto größer werden ihre Kräfte. Für die beiden besten Freundinnen ist das aber unwichtig, bis Anna bei einer ihrer Spielereien verletzt wird. Aus Angst vor sich und um ihre Familie zieht Elsa sich zurück und lässt nichts und niemand mehr an sich heran.

Erst Jahre später, als ihre Krönung ansteht, traut sich Elsa ein wenig aus dem Schloss heraus um ihre Verantwortung wahrzunehmen. Anna unterdessen ist völlig aus dem Häuschen, dass die Schlosstore zumindest für einen Tag wieder geöffnet werden. Hals über Kopf verliebt sie sich dabei in den für die Krönungsfeierlichkeiten angereisten Prinz Hans – und er in sie.

Aufgeregt will sie ihre frisch gekrönten Schwester um ihren Segen für die Hochzeit bitten, aber diese lehnt ab. Als Anna sie zur Rede stellen will, verliert Elsa die Kontrolle über ihre Zauberkräfte und, erschrocken vor der Reaktion der Gäste, flieht zum Nordberg, wo sie sich zur Feier und in Akzeptanz ihrer Kräfte einen Eispalast erschafft.

Der während Elsas stürmischer Flucht schlagartig eingebrochene Winter sowie ihre Schwesterliebe treibt Anna dazu, fürs Erste Prinz Hans die Amtsgeschäfte zu übertragen und sich um die frierende Bevölkerung zu kümmern, während sie selbst sich aufmacht ihre Schwester zurück zu holen, zu ihrem eigenen Wohl, aus Liebe, und um den plötzlichen Winter zu beenden.

Unterwegs "überredet" sie Kristoff und sein Rentier Sven dazu, sie zum Nordberg zu führen.



Disneys neustes Filmwerk orientiert sich nur ganz lose an Hans Christian Andersens Vorlage und arbeitet sich selber an dem Stoff ab. Was nicht unbedingt schlecht ist, denn die Geschichte steht für sich selbst auch ganz gut.

Der Stil erinnert an den vorigen Film Rapunzel, und wie bei diesem wurde auch bei der Eiskönigin viel Wert auf die Ausgestaltung der Welt gelegt. Die Gebäude sind in sich schlüssig, die Charaktere aufeinander abgestimmt, auch wenn die Welt aus einem erwartungsgemäßen Mischmasch von Einflüssen besteht.

Im Gegensatz zu den letzten Disneyfilmen ist die Eiskönigin dieses Mal wieder mit mehreren, in die Handlung eingeflochtenen Liedern wieder ein halbes Musical. Im Gegensatz zum König der Löwen allerdings ist diesmal die charakterliche Entwicklung der beiden Hauptcharaktere Elsa und Anna wichtiger und die üblichen Spaßcharaktere kommen zwar zu Gute, fallen aber recht schnell in Nebenrollen und im Finale quasi vollkommen weg.

Gut Gefallen haben mir gewisse Wendungen. Die Eiskönigin ist nach wie vor ein Disneyfilm mit dem zu erwartenden Handlungsbogen, aber es gab Stellen die haben sich doch recht angenehm anders entwickelt als ich es erwartet hatte.

Nicht gut gefallen hat mir das Charakterdesign, das mir zu… verzweifelt niedlich war, insbesondere bei Elsa und Anna. Dafür waren die Stimmen seht gut besetzt, was insbesondere für die Gesangsrollen wichtig war, allen voran Elsa. Wenn ich an ihr Lied (siehe Abschlusskommentar weiter unten) denke, klingen mir bei unterschiedlichen Teilen das Original und die Adaption im Ohr.

Das 3D ist übrigens gut, aber nicht zwingend notwendig. Im Vorfilm, gehalten im Stil von den Micky Maus Kurzfilmen aus der Frühzeit von Disney, allerdings…



Mir hat er gut gefallen. Und ich habe wieder Ohrwürmer.

Titel: Die Eiskönigin – Völlig unverfroren

Regie: Chris Buck, Jennifer Lee

Länge: 101 Minuten



Abschlusskommentare:

Nachdem Elsa flieht und ihren Palast wie Dr. Manhattan (aus Watchmen) aus dem Boden stampft, singt sie dabei. Es gibt aber eine meiner Meinung nach bedeutende Unterscheidung in ihrem Liedtext im Original und auf Deutsch. Sie singt nämlich "The cold didn't bother me anyway", (die Kälte störte mich eh nie) im Original, auf Deutsch aber "die Kälte ist jetzt ein Teil von mir". Ich interpretiere das so, dass sie im Englischen so tut als würde sie die Kälte akzeptieren, während sie es im Deutschen wirklich tut.

Und noch was anderes: Als Elsa am Ende ihres Liedes auf den Palastbalkon tritt, schwingt sie die Hüften als würde sie ihre Gelenke ausrenken wollen. Von dem massiv übertriebenen Schwung abgesehen kann man das problemlos so interpretieren, dass ihr Wandel zum Bösen bzw. zur Kälte sie ihre Sexualität akzeptieren lässt. Oder Selbstfindung macht sexy?

Und ich hoffe, dass diese dummen Untertitel "Neu verföhnt" bzw. "Völlig unverfroren" nicht einen schlechten Trend bei den Übersetzern setzen und Wortspiele in den Titel gezwängt werden…

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Sakana

Jiro läuft vor einer Welle aus Wasser und Fisch davon
Ein Fischmarkt und sein drumherum

Jiro ist 22 Jahre alt und Kassierer in der Verkaufsbude seines Onkels auf demXXX Fischmarkt in Tokio, während sein Bruder Taro als …enthusiastischer Fisch-Schlachter im Hinterzimmer die Waren für den Verkauf vorbereitet.

Jiro öffnet in dem Loch verängstigt die Augen, als beinahe ein Donutmaskottchen auf ihn fiel.Die Brüder wohnen zusammen mit dem hühnenhaften Taisei, der nicht nur Jiros bester Freund seit überhaupt ist, sondern zudem noch ein äußert talentierter Verkaufsmann (Salaryman). Dessen Tage bestehen üblicherweise aus Verkaufen, und abends trinken und feiern.

Der vierte, und vor allem unfreiwillige, im Bunde ist Yuudai, dessen positiven Gefühle sich ausschließlich auf seine Katze konzentrieren und der alles anderes inbrünstig verachtet. Er arbeitet zusammen mit Jiro und Taro in der Fischbude.

Jiro hat sich bereits seit zwei Jahren in die Kassiererin gegenüber verguckt, ist aber überaus schüchtern und kennt daher noch nicht mal ihren Namen. Als er auf sie auf Drängen seines Bruders anspricht, kann er nur nach Wechselgeld stammeln und bekommt dieses. Und mit der Quittung auch unausgesprochen ihre Telefonnummer…



Yuudai liegt auf der Couch mit seiner Katze und macht sich GedankenDie Handlung von Sakana wäre schnell erzählt, denn es sind nicht großartige Erklärungen nötig. Es gibt keine Action, keine Raumschiffe oder Schießereien, und selbst die Romantik ist nicht der Kapitän dieses Webcomics. Nein, Sakana erzählt einfach nur Geschichten von Jiro und Taro, Taisei und Yuudai und noch einem Dutzend anderer Charaktere, die alle auf ihren eigenen Beinen stehen. Man hat an ihren alltäglichen Leben teil, und der Stil…

…Kurzgesagt – wunderbar.
Lang gesagt: XXX zeichnet immer monochrom, und fast immer in Schwarz-Weiß (erinnert mich an da Sam and Fuzzy). Charaktere und Hintergründe haben quasi keine Graustufen. Die Charaktere werden immer besser erkennbar und die bei manchen Zeichnern typische "Ein Gesicht, andere Frisur/Kleidung bedeutet anderer Charakter"-Eigenart ist hier nicht mal im Ansatz zu erkennen.

Die Hintergründe sind ausschweifend im Aufbau einer Szene und im Anschluss je nach Bedeutung für das Panel vorhanden und aufwendig gezeichnet oder erst gar nicht vorhanden.



Mir hat der Webcomic erschreckend gut gefallen und ich würde den gerne als Manga oder so lesen.

Titel: Sakana (URL: http://sakana.smackjeeves.com/)
 
Autor: Madeline Rupert

Länge: 10 Kapitel á 20-30 Strips

Sprache: Englisch, einfach bis mittel

Status: laufend / auf Eis

Ein Überblick über die verschiedenen Charaktere, leichte Spoiler.

Dienstag, 10. Dezember 2013

String Theory

Dr. Schtein im Vordergrund mit boshaftem Lächeln, im Hintergrund ein Flammenmeer
Der katastrophale Aufstieg zum Superschurken-Superstar

Dr. Herville Schtein ist nicht gerade vom Glück geplagt. Nach seinem Abschluss in Quantenphysik mit 19 arbeitet er seit 15 Jahren an diversen streng geheimen Regierungsprojekten in einem unterirdischen Labor. Zusammen mit seiner Mysophobie (Angst vor Krankheitserregern) und aufreibenden Art ist er nicht gerade beliebt. Und seine Augen sind Rot auf Schwarz, aber na ja, Arbeitsunfälle eben.

Delia Osgood ist die frische nach ihrem Abschluss angestellte Assistentin von Dr. Schtein – seine 15 innerhalb von 5 Jahren. Das derzeitige Projekt unter seiner Führung soll Teleportation ermöglichen, aber nach Jahren kommt Schtein nicht weiter. Dr. Langstrom, Erzrivale und in einem Konkurrenzprojekt, macht Fortschritte und biedert bei Delia an.

Sowohl aus romantischem Interesse als auch aus Prinzip kann Schtein das nicht ertragen und sabotiert Langstroms Projekt, was zu einer Explosion und mehreren Toten führt, unter ihnen sein Erzrivale Dr. Langstrom, aber auch sein Chef/Ersatzvater.

Legal für tot befunden wird Schtein in ein Gefängnis inmitten einer radioaktiven Einöde gebracht, dessen Vorsteherin Langstroms nach Rache sinnende Schwester ist…



Die Welt von String Theory ist eine interessante. Obwohl die "Gegenwart" im Jahr 2057 angesiedelt ist, verlief der kalte Krieg anders als bei uns. Die Kubakrise verlief nicht glimpflich, Chicago ist ein von Pilzen überwuchertes Ödland und übernationale Unternehmen scheinen im kapitalistischen Block mehr Macht als Regierungen zu haben.

In gewisser Weise wirkt es ein bisschen wie die Welt von Fall Out, mit den Wertvorstellungen der 1950er aber einer seltsamen und abschweifenden Zukunft.
Man kann das auch gut am Zeichenstil festmachen, der anfangs wirklich nah am Fall Out Boy angesiedelt ist, sich aber recht schnell findet und weiter entwickelt; die Hintergründe wandeln von "angedeutet" zu "opulent", die Charaktere werden noch individueller, ohne zu Überzeichnungen zu verkommen.

Dr. Schtein, einmal in Kittel und einmal in HäftlingskleidungAllgemein wird eine Menge Raum auf die Etablierung der Welt und Charaktere gelegt, so dass die Handlung für manch einen langsam vorkommen mag, mir aber gefällt das ziemlich gut, gerade weil dadurch die Charakterisierung sehr gut gelingt.Dabei scheut sich Grundy auch nicht davor, erwachsene Themen wie Drogenmissbrauch und -abhängigkeit zu thematisieren. Also nicht für Kinder geeignet, bloß weil es ein Comic ist.

Und so schauen wir zu, wie Schtein vom arroganten Wissenschaftler zu etwas anderem, böserem wandelt…



Ziemlich gut gefallen, vom Stil, von der Handlung, irgendwie von allem…

Titel: String Theory (URL: stringtheorycomic.com)

Autor: Dirk Grundy

Länge: 240 (42 Schwarz-Weiß, danach farbig)

Sprache: Englisch, Mittel, in wenigen (nahezu irrelevanten) Teilen Deutsch

Status: Laufend, eine Seite wöchentlich


Sonntag, 8. Dezember 2013

Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2


Animalisches Essen greift (nicht) an!

Kaum ist Flint Lockwood die Entschärfung seiner Wasser-zu-Nahrung-Maschine FLDSMDFR gelungen, plant er zusammen mit seinen Freunden und Familie ein neues Labor für sich zum Erfinden. Als sein Idol, Chester V, allerdings in Swallow Falls auftaucht, ist Flint wie aus dem Häuschen. Um so mehr als Chester nicht nur eine Restaurierung der von Nahrung überschwemmten Heimatinsel sondern auch noch eine Umsiedlung der Einwohner für die Dauer eben selbiger anbietet. Als dann auch noch die Anstellung unter seinem Idol hinzukommt, schlägt Flint unter Zustimmung seiner Freunde ein.

In San Franjose angekommen, macht sich Flint sogleich ans Erfinden, bekommt aber nicht die halbjährlich verliehene Auszeichnung der besten Erfindung und blamiert sich zudem noch zutiefst.

In Swallow Falls entwickelt sich die Situation derweil anders als erwartet: Flints Maschine ist nicht so zerstört wie erwartet, sondern ihre Programm hat sich geändert und statt Nahrung erschafft sie jetzt "Naschtiere".

Chester V's Restaurationsteam ist auf diese natürlich nicht vorbereitet und wird angegriffen und ausgelöscht und nun liegt es bei Flint (und seinen Freunden) in ihre verwandelte Heimat Swallow Falls zurückzukehren und den FLDSMDFR endgültig abzuschalten.



Die Fortsetzung des ersten Teils von Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen setzt zeitlich quasi direkt an diesen an und eine gewisse charakterliche Entwicklung wird durch einen sechsmonatigen Zeitsprung innerhalb des Films ermöglicht. Sam und Flint sind ein Paar und das Ökosystem hatte Zeit sich zu entwickeln.

Und was für ein Ökosystem! Es gibt Frittantula (Spinnenartiger Riesenhunger), Schrimpansen (Affenartige Schrimps), Wassermelefanten (Wassermelone + Elefant) und allerhand andere Wortspiele aus Essen und Tieren, welche die Insel bevölkern und scheinbar in Eintracht leben.

Während des Films kamen mir unwillkürlich Jurassic-Park-Ausschnitte in den Sinn, insbesondere in der Szene, in der die Gruppe einen Ausblick auf das Ökosystem hat, welches sich dort entwickelte, die stark an eine ähnliche Szene mit Brachiosauriern im ersten Teil erinnerte, während die sonstige Thematik sich mit dem zweiten überschneidet. Es mag zum Teil an der opulenten Musik gelegen haben, die solche Szenen dramatisch unterstrich.

Im Gegenzug gibt die durchdesignten, bösen, profitorientierten Firmen und allerhand weitere Klischees, die aber alle so wunderbar umgesetzt sind, dass einem das Herz aufgeht. Zum Beispiel Earl, der männlichste Polizist, riss mich immer wieder vom Hocker.. Im Original und ersten Teil wurde er übrigens von Mr. T gesprochen!

Die Synchronisation ist gelungen, eine prominente Rolle wird beispielsweise von Ilke Bessin, bekannt als Cindy aus Marzahn, gesprochen, während im Gegenzug Sam neu besetzt wurde. Ihre Stimme missfiel mir irgendwie.

Und obwohl der Film nicht von den gleichen Leuten gedreht wurde wie der erste Teil, waren sie beim zweiten zumindest die Produzenten. 3D ergab übrigens keinen Mehrwert.



Hat mir ziemlich gut gefallen, gelungene Fortsetzung.

Titel: Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2

Regie: Cody Cameron, Kris Pearn

Länge: 95 Minuten

Freitag, 6. Dezember 2013

Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele

Nahaufnahme der linken Seite von Katniss' Gesicht, im Vordergrund blutbefleckte Blätter
Gladiatorenspiele in dystopischem Regime

Es ist einige Jahrzehnte bis Jahrhunderte nach unserer Zeit und Nordamerika wurde von Kriegen und Naturkatastrophen heimgesucht. Aus dieser Welt ist Panem hervorgegangen, eine diktatorische Nation. Von Kapitol, der Hauptstadt aus, unterdrückt das Regime die Bevölkerung und beutet sie aus. Als diese aufbegehrte, wurde die Rebellion grausam niedergeschlagen und ein ganzer Distrikt ausgelöscht. Als Mahnung und Erinnerung werden nun seit 74 Jahren jedes Jahr aus jedem Distrikt ein Junge und ein Mädchen zwischen 12 und 18 ausgelost, die als Tribut alle in einer Arena Gladiatoren gleich gegeneinander kämpfen und sich gegenseitig töten müssen, denn nur der letzte Tribut gewinnt. Dies sind die Hungerspiele.

Obgleich nominell ein Tribut für die Rebellion vor einem dreiviertel Jahrhundert, geht mit dem Sieg in den Hungerspielen zugleich Vorteile in den Zuteilungen für die Distrikte einher, die bei weitem nicht autark sind sondern alle auf bestimmte Bereiche spezialisiert sind. So gibt es in manchen Distrikten auch Karrieros, die auf ihre Teilnahme in den Spielen trainieren, sei es um den Bonus oder die Ehre im Siegesfall zu erlangen.

Katniss fällt mit ihren 16 Jahren in das auslosbare Alter und lebt in Distrikt 12, dem heruntergekommensten und ärmsten Distrikt. Zusammen mit ihrer Mutter und kleinen Schwester kommt die Familie nur über die Runden dank Katniss' illegalem Jagen und Sammeln außerhalb der Distriktgrenzen, ein Vergehen auf das Tod und schlimmeres steht.

Als ihre Schwester Prim als weiblicher Tribut für den Distrikt ausgelost wird, kann Katniss das nicht zulassen und übernimmt freiwillig ihren Platz. Zusammen mit Peeta, dem gleichaltrigen Bäckerssohn, reist Katniss nach Kapitol zur Vorbereitung und Interviews sowie die anschließenden Spiele. Durch Glück, Können und Talent legen Katniss und Peeta eine beeindruckende Vorstellung im Auftakt zu den Spielen hin, doch die Spiele selbst sind etwas vollkommen anderes.

Alle Tribute starten von der gleichen Plattform aus, in deren Mitte ein übergroßes Füllhorn voll Ausrüstung und Nahrung liegt. Katniss ist durch ihr tägliches Jagen gut mit Pfeil und Bogen, aber wird sie auch ohne überleben können?



Ein Brosche die einen goldenen, fliegenden Vogel mit Pfeil im Schnabel zeigt, der Vogel dreht sich halb um
Ich gebe zu die englische Version, The Hunger Games, gelesen zu haben statt der deutschen, aber spontan fällt mir auf, dass es keine schwierig zu übersetzenden Passagen oder Referenzen gibt, so dass es ich für die deutschen Begriffe Wikipedia als Quelle genommen habe.

Problemlos lassen sich Parallelen zwischen den Tributen und dem japanischen Battle Royal ziehen, denn bei beiden kämpfen Jugendliche gegeneinander um Leben und Tod unter massiver medialer Aufmerksamkeit und Interesse sowie Einflussnahme. Allerdings sind sie aus dem emotionalen Aspekt nicht so ohne weiteres vergleichbar, denn in Battle Royal war es eine Schulklasse, die vermutlich bereits soziale Bande geschlossen hatte, während in Tribute die Spieler sich größtenteils nicht kennen, von den Karrieros abgesehen.

Von diesem Aspekt abgesehen, zeichnet Tribute eine interessante Welt auf. Der Autorin Suzanne Collins wurde im Schreiben klar, dass das geplante Finale der Spiele eine Reaktion innerhalb der Welt nach sich ziehen würde und entschied sich daher für eine Trilogie, statt von der Konzeption her die Geschichte darauf auszulegen.

Es gibt auch einen romantischen Plot zwischen Katniss und Peeta, der aber sehr gut in das Konzept der Hungerspiele eingebunden wurde, weshalb ich darauf nicht weiter eingegangen bin.

Das Englisch ist übrigens gut lesbar und ohne großschweifige Konstruktionen oder Konzepte, so dass bei Interesse oder zum Lernen sich die Originalversion anbietet.



Interessante Welt, aber größtenteils vorhersehbar

Titel: Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele (Original: The Hunger Games)

Autor: Suzanne Collins

Länge: 414 Seiten (Original: 374 Seiten)

Sprache: Deutsch, Englisch (Einfach bis Mittel)

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Drewford

Eine anthropomorphizierte, auf dem Bauch liegende Ente schiebt mit einem Finger panisch den schiefen ersten Buchstaben gerade
Heteroente mit Homobruder

Drewford Duck ist eine erfolgreicher Macher von typischen 30-Sekunden Werbeblöcken im Fernsehen, aber mit seinem Job nicht zufrieden. Er wechselt in den Bereich Infomercials, die halbstündigen Werbeblöcke im Spätnachtsprogramm. Während dessen zieht sein zehn Jahre jüngerer Bruder Ormlu bei ihm ein. Die zutiefstchristliche Mutter und ihre Verachtung für ihren homosexuellen Jüngsten mag etwas damit zu tun haben.

Drewford beweist seine Silberzunge
Drewford ist im Gegensatz dazu ihre liebstes Kind, denn nicht nur ist er heterosexuell, er hat auch keinerlei romantischen/sexuellen Erfolg. Die Personen, an denen er Interesse hat, finden ihn abstoßend und er hat sowas wie ein Anti-Flirt-Talent.

Ormlu hingegen ist mehr oder weniger das Gegenteil und schläft sich durch die halbe Stadt, unabhängig von seinem Beziehungsstatus. Seine Drogenprobleme könnten etwas damit zu tun haben. Drewford unterdessen hat zwar Erfolg im Job, hasst ihn aber mehr oder weniger, sein Boss ist sein früherer Rivale dem alles zuflog und Gott hat ihn auf dem Kieker. Das ist kein Scherz, Gott hat ein Experiment gestartet: Er mischt sich nicht in das Leben von Drewford ein, außer durch Kleinigkeiten. Aber Gott ist hier auch ein Arsch, von daher…



Wie
Gott beweist, dass er ein Arsch ist.
so der zweite Absatz so verwirrt formuliert ist? Weil sich der Autor mitten im Comic für einen Retcon (retroactive continuity, rückwirkende Geschichtsänderung) entschieden, die Drewford homosexuell werden ließ. Während die Begründung des Autors gut ist, kann ich die Verwendung des Retcons dennoch nicht gutheißen.

Davon abgesehen… war's das im wesentlichen mit der Handlung. Es geht bei weitem nicht nur um Sexualität und Schwulenkultur, sondern auch um den Büroalltag von Drew oder um die Lächerlichkeit der Werbeindustrie im allgemeinen. Der Webcomic wird vor allem von den Charakteren und ihren Interaktionen getragen.



Im wesentlichen meh.

Titel: Drewford (URL: http://drewfordcomic.com)

Autor: Damon Xanthopoulos

Länge: 400+ Comics, komplett Schwarz-weiß

Sprache: Englisch, Mittel

Status: Laufend, 2x je Woche

Montag, 2. Dezember 2013

eXistenZ

Großaufnahme eines männlichen Gesichtes von einer Seite beleuchtet, mit vaguen fließenden Formen überlegt
Wenn das Spiel nicht von der Realität zu unterscheiden ist…

Allegra Geller ist eine geniale und in Spielerkreisen legendäre Softwareentwicklerin und hat die letzten paar Jahre mit der Entwicklung von dem eXistenZ verbracht, einem heiß erwarteten Computerspiel. Über seinen Bioport, eine Schnittstelle Hirn-Computer-Schnittstelle, schließt man sich an die Spielekonsole an und wird in eine Welt geleitet, die in einem Grad der Realität gleicht, der bisher unerreicht blieb.

Ted Pikul ist bloß ein kleiner Angestellter der Firma, die eXistenZ vertreiben wird, und daher als Kontrolleur eingesetzt. Er überprüft, ob die verschiedenen geladenen Pressevertreter für die erste öffentliche Vorführung sauber sind und keine Aufnahmegeräte oder Waffen dabei haben.

Bloß als Allegra die geladenen Vertreter in eine Sitzung eXistenZ führt, zückt einer der Zuschauer eine Waffe und schießt auf gezielt Allegra und anschließend auf umstehende Personen. Ted rettet die Spieleentwicklerin und flieht mit ihr, nachdem er dem Angreifer die biologische Waffe abgerungen hat.

Auf der Flucht erzählt Ted Allegra von sich und die beiden kommen sich näher, aber Allegra macht sich Sorgen um ihre Konsole, auf der die einzige Masterkopie von eXistenZ liegt. Die plötzliche Unterbrechung der Spielsitzung ist dem biologischen System nicht bekommen und kann nur virtuell von innen behoben werden. Äußerst widerwillig lässt sich Ted einen Bioport illegal installieren und sie beginnen zusammen eXistenZ zu spielen.

Beide sind auf einem Markt und Ted bewundert die Textur und den Grad an Realismus des Spiels. Sie kaufen sich dort kleinere Variationen der ihnen bekannten Konsolen, nachdem sie mit ein paar NPCs (Nicht-Spieler-Charakteren) interagiert haben. Sie Stellen fest, dass sie mitunter zu Handlungen gezwungen werden, die für die weitere Entwicklung des Spielverlaufs notwendig sind. In einer stillen Ecke beginnen Allegra und Ted dann das Spiel im Spiel.

Ted wacht in einer südasiatischen Fabrik auf, in der er aus genetisch modifizierten Tieren Bauteile für biologische Konsolen schneidet, während Allegra an einer anderen Arbeitsstation diese Teile reinigt und für einen Zusammenbau zu Spielkonsolen vorbereitet, die wie die eXistenZ-Konsole aussehen…



Verwirrt? Beim Schauen von eXistenZ hilft es auf jeden Fall, bei einem Spielebenenwechsel sich zu sagen, in welcher Ebene sie gerade alle sind, beginnend mit der nullten Ebene, eXistenZ, als Realität.

Der Film spricht interessante Aspekte an, besonders die Realitätsunterscheidung, wenn sich die Virtualität nicht mehr ohne weiteres von der Realität unterscheiden lässt. Eine bestimmende und beängstigende Szene ist als Ted und Allegra eine Ebene zurück gehen und Ted sich nicht sicher ist, ob sie noch im Spiel sind.

Zartbeseitete Gemüter mögen dem Film nicht zu nahe kommen, denn aufgrund von den verwendeten Mitteln – Biotechnolgie, biologische Waffen, etc. – kommt es zu blutigen Szenen, zumal bei den Gewaltszenen auch nicht gerade die Kamera weggedreht wird.

Philosophisch betrachtet fühlte ich mich an das Höhlengleichnis von Platon erinnert: Man sieht nur die Schatten von Figuren an die Wand einer Höhle projiziert, die Originale, welche die Schatten werfen, sieht man aber nicht. Bloß wenn die Schatten genauso aussehen wie die Originale, wie kann man sie dann unterscheiden?

Interessante Gegenspieler im Kino gab es für die Veröffentlichung von eXistenZ: Dark City, Matrix und The Thirteenth Floor – Bist du was du denkst?, welche alle in einem verhältnismäßig nahen Zeitfenster erschienen und ähnliche Thematiken behandelten. Den interessierten Leser würde vielleicht noch Simulacron-3 von Phillip K. Dick gefallen, der die Vorlage für 13th Floor bildete.



Ein brauchbar guter, aber manchmal verwirrender Film.

Titel: eXistenZ

Regie: David Cronenberg

Länge: 97 Minuten

Samstag, 30. November 2013

The Lay of Paul Twister

Anti-Magie mit frech und so

Paul Twister ist ein 19jähriger Junge aus Seattle.

Paul Twister ist ein legendärer Dieb und Fluchbrecher.

Und beides ist wahr.

Unsere Welt und eine andere magische waren bis vor 1000 Jahren verbunden, aber dann löste sich diese Verbindung und all die Märchenfiguren wie Drachen und Oger verschwanden. Und durch irgend einen Zufall landet Paul in dieser getrennten Welt mit gerade einmal 19 Jahren.

Und aus irgend einem Grund hat er ein gewisses Talent: Magie löst sich auf, wenn er sie berührt. Teleporter? Kaputt. Siegel? Gebrochen. Magische Kreaturen? Zumindest für nächste Zeit nicht mehr magisch. Und mittlerweile ist er 10 Jahre bei der Sache.

Sein neuester Auftrag läuft allerdings anders als erwartet. Normalerweise wird Paul zum Brechen eines Siegels oder dergleichen angeheuert, wenn das Umgehen von magischen Fallen zwar möglich, aber zeitaufwendig ist. Aber dieses Mal liegt das Siegel auf einem Menschen, einer jungen Frau, die in dem Kerker eines etwas heruntergekommenen Magiers angekettet ist. Widerwillig löst Paul das Siegel, kann durch das Kleingedruckte im Auftrag zugleich der Frau zur Flucht verhelfen. Bloß, Aylwyn brauchte keine Hilfe – sie ist ein Engel, ein himmlisches Wesen, und war als verdeckte Ermittlerin im Einsatz.

Natürlich ist Paul etwas baff über diese Enthüllung, aber nach einem überraschenden Belohnungskuss gehen die beiden getrennte Wege und Paul entpuppt sich als mehr als er scheint. Er unterhält mehrere Identitäten zu unterschiedlichen Zwecken, wie den fahrenden Barden Peter Parker, oder den gönnerhaften Universitätspatron Anthony Stark. Die Identitäten hat Paul aus mehreren Gründen aufgesetzt, und nur einer davon ist der Schutz, den sie ihm gewähren. Ein anderer wäre beispielsweise ihre Wiedererkennbarkeit für Leute aus unserer Welt, falls es sie auch mal in die magische Welt verschlägt.



Paul Twister ist ziemlich angenehm in Ich-Perspektive geschrieben und erschließt sich einem schnell. Durch den erzählenden Hauptcharakter können zukünftige Ereignisse angedeutet oder offensichtliches vor dem Leser verschwiegen werden.

Aylwyn wird eine wiederkehrende Charakterin, und natürlich entwickelt sich zwischen Paul und ihr eine gewisse Chemie, aber aus ihrem ersten Auftritt sollte klar sein, dass sie keine archetypische Prinzessin ist, die gerettet werden muss. Stattdessen ist sie eine bereits gefestigte Person, die sich nicht aus ihrer Interaktion mit Paul definiert.

Es kommt zwar zum Aufbau von romantischer Spannung, die aber seltsam aufgelöst wird, ein Fakt, der durch weitere Erzählungen klarer werden sollte.

Paul als Charakter ist interessant, weil er nicht wie bei beispielsweise Mark Twains Ein Yankee am Hofe des König Artus oder die Filmadaption Ein Ritter in Camelot mit Whoopie Goldberg die moderne Welt direkt in dem Mittelalteranalog nachbaut, sondern er weiß, dass er eine Menge Prinzipien grob beschreiben kann, aber nicht akkurat nachbauen. Und so baut er eine Akademie auf, an der neugierige Ingenieure durch seine Visionen an diese Prinzipien herangeführt werden und nach-erfinden.

Interessanterweise hat Peers offen zugegeben, dass sich die Geschichte relativ weit abseits seiner Planungen entwickelt hat und die Charaktere irgendwie ein Eigenleben in der Handlung entwickelt hatten. Mal schauen, wie sich The Tales of Paul Twister weiterentwickeln…



Eine nette und unterhaltsame Geschichte.

Titel: The Lay of Paul Twister (http://www.paultwister.com/)

Autor: Anthony Peers

Länge: 100k Wörter, ca 550 Seiten

Sprache: Englisch, Einfach bis Mittel

Donnerstag, 28. November 2013

Spice & Wolf, Vol. 2


Holo running away into the sunset, looking laughingly back over her shoulder

Handelsreisender mit Wolf – Bankrott und Goldschmuggel

Kurze Zusammenfassung der Welt: Äquivalent zum späten Mittelalter, um die Renaissance herum, gibt es viele Königreiche und Feudalmonarchien, mit der Kirche als überspannendem Element. Allerdings gibt es auch Magie, mehr oder minder – keine Zauberer, aber eben tierische Gottgestalten, von der Kirche selbstverständlich nicht geduldet

Nach dem gerade so erfolgreichen Geschäft mit dem Währungskurs im vorherigen Band sind die Wolfgöttin in Menschengestalt Holo und der fahrende Händler Lawrence unterwegs, um ihren frisch erworbenen Pfeffer gewinnbringend zu verkaufen. In dem frommen Städtchen Poroson werden sie fündig und können durch Glück und Holos spitzfindige Sinne ein sehr gutes Geschäft machen: Sie können Rüstungen in einem Wert kaufen, als hätten sie den doppelten Pfand hinterlegt.

Ihr Ziel: Ruvinheigen. In dieser regionalen Hauptstadt hat die Kirche eine Vormachtstellung aufgrund der regelmäßig ausgerufenen Kampagnen zur kriegsgeführten Missionierung der heidnischen Städte. Aufgrund dessen finden Rüstungen, Schwerter und sonstige Militärmaterialen dort stetigen Absatz.

Auf dem Weg treffen sie Norah, eine talentierte und junge Schäferin. Doch dieser Beruf ist nicht sehr geachtet, denn die scheinbar übernatürliche Kontrolle von Schäfern über ihre Herde und Hütehund lässt sie in den Augen der Kirche heidnische Magie verwenden. Norah mit ihrem Talent und ihrer Jugend ist der Kirche da ein besonders verdächtige Person, auch wenn sie deren Schafe hütet.

Als Norah sich Lawrence eine Anstellung als Eskorte anbietet, stimmt er ihr nach kurzem überlegen und Absprache mit Holo zu.

In Ruvinheigen angekommen stehen Lawrence und Holo jedoch vor einem Problem: Die übliche Missionierungskampagne wurde abgesagt und die Preise für Metallwaren sind eingebrochen – Lawrence Wagenladung ist nur noch einen Bruchteil wert und ihm droht der Bankrott.



In dem zweiten Band von Spice & Wolf stehen Lawrence und Holo wieder am Rande ihrer Existenz. Und wieder nicht durch einen Gegner, obwohl es zu Gewalt kommt, sondern aufgrund von Gier und unerwarteten Ereignissen.

Auch dieses Mal sind die Light-Novel-üblichen Farbseiten am Anfang, mit einem halben Dutzend Schwarz-Weiß im Verlaufe des Buches zur Illustration von ein paar Szenen. Lawrence ringt wieder wirtschaftlich mit seinen Widersachern, sie stellen ihm Fallen, die er dann manchmal erfolgreich umdrehen kann.

Die romantische Nebenhandlung wird durch die Schäferin Norah gespeist, auf die Holo eine verhohlene Eifersucht und aber auch ehrliche Abneigung aufgrund ihres Berufes hat.

Die wirtschaftliche Handlung war dieses Mal einfacher, ich musste mir weniger Notizen machen um durchzublicken. Die wirtschaftlichen Fachbegriffe und Konzepte wie "Buying on margin" sehe ich als das größere Problem an.



Schöne Weiterführung der Reihe.

Titel: Spice & Wolf, Vol. 2

Autor: Isuna Hasekura
Illustration: Jyuu Ayakura

Länge: 280 Seiten

Sprache: Englisch, Mittel mit einzelnen schwereren Wörtern und Fachbegriffen

Dienstag, 26. November 2013

Planetes

Astronaut Hachimaki reaches for a floating screw while he is tethered to a nearby spaceship; the Earth fills the background
Müllsammler im Weltraum

Hachimaki ist der Außenbordspezialist der Toybox, dem Raumschiff der Abteilung Debris (Weltraummüll), und sein Arbeitsplatz ist der nahe Weltraum im Erde-Mond-System. Zusammen mit seinem Kapitän Fee, Spezialist Yuri und den Kollegen auf der Raumstation ISPV-7 ist ihre Aufgabe die Reinigung des Weltraumorbits von Debris, sogenanntem Weltraummüll. Obgleich dies schon lange nötig war, rückte erst durch einen tragischen Unfall einige Jahre vor der Serie die Problematik in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und es wurden Maßnahmen getroffen.

Da die Weltraummüllsammlung und -entsorgung aber mit wenig bis keinem Profit verbunden ist, stattet Technora, die eigentliche Firma, die Abteilung nur mit dem nötigsten aus, weshalb sie auch abfällig den Namen "Sektion Halb" trägt.

Tachibana, zufälligerweise ebenso wie Hachimaki Japaner, stößt frisch zur Sektion Debris hinzu und ihr Idealismus und ihre Vorstellungen von Moral und richtigem wie falschem Verhalten kollidieren direkt mit denen von dem nur wenige Jahre älteren Hachimaki. Sein Traum, ein eigenes Raumschiff zu haben, scheint in immer weitere Ferne zu rücken, während Hachis bester Freund Cheng-Chin als Pilot auf der Karriereleiter immer weiter steigt und bald Passagierschiffe fliegen darf.

Zugleich gibt es einen im Hintergrund schwelenden, politischen Konflikt um die Erschließung des Weltraums. Die verschiedenen weltraumtüchtigen Nationen sind in einer internationalen Vereinigung, ähnlich den Vereinten Nationen, und schöpfen die Profite ab, während die Staaten und Völker, auf deren Rücken das Weltraumrennen ausgetragen wurde, leer ausgehen bzw. von den reichen Staaten mit Waffen für die diversen Konflikte beliefert werden.

Dem entgegen stellen sich verschiedene terroristische Organisationen, allen voran die Weltraumbefreiungsfront, die durch ihre Bombenanschläge Angst und Schrecken verbreitet. Die Weltraumnationen andererseits bauen gemeinsam ein Raumschiff zur Erkundung und wirtschaftlichen Erschließung des Jupiter.



Planetes, sowohl der Manga als auch Anime, bauen eine glaubwürdige Vision der nahen Zukunft auf, in der es nach wie vor Konflikte gibt, aber auch Hoffnung.

Hachimaki und Tanabe sind die beiden Hauptcharaktere, aber obgleich beide Japaner sind, ist die Welt, oder zumindest die Firma bzw. Organisation, internationaler. Man sieht stets Menschen aus den verschiedensten Kulturkreisen, seien es Europäer, Asiaten, Afrikaner oder Nord- bzw. Südamerikaner. Zugleich wird die Diskrepanz zwischen den technologisch hochgerüsteten Nationen, unabhängig vom Erdteil, und den Schwellen- und Entwicklungsländern thematisiert.

Dabei ist wissenschaftlich quasi nichts zu bemängeln und Anmerkungspunkte sind gegebenenfalls dem Medium geschuldet. Es ist nun Mal etabliert, dass bei Astronauten das Gesicht gezeigt wird, obgleich das im Weltraum den Astronaut blenden und verbrennen würde. Dieses Problem wird zum Beispiel von Makoto Yukimura durch Kameras in den Helmen angesprochen, die an sich permanent sichtgeschlossen und mit Tasten für eine Bedienung versehen sind.

Die Charaktere sind alle sehr gut als eigenständige Persönlichkeiten etabliert, auch jenseits der Sektion Debris. Beim Anime muss ich sagen, dass mir manche Stimmen in der deutschen Synchronisation gegen den Strich und zu… archetypisch gewählt klingen, Claire zum Beispiel wird nicht nur aufreibend dargestellt, sondern klingt auch dementsprechend.

Als Fazit kann ich nur sagen, dass sowohl der Manga als auch Anime definitiv konsumierenswert sind, denn es gibt viele Handlungsbögen, von denen seltsamerweise keiner irgendwie zu kurz kommt.



Titel: Planetes

Autor: Makoto Yukimura

Länge Manga: 5 Bände
Länge Anime: 26 Folgen zu je 24 Minuten

Sonntag, 24. November 2013

Tyrannosaur – Eine Liebesgeschichte

Ein Mann zwischen zwei laublosen Bäumen; unter ihm in der Erde, verschlungen in den Wurzeln der Bäume, das Skelett eines Tyrannosaurus
Deprimierende Lebensumstände und Liebe

Joseph ist ein alter, jähzorniger Sozialhilfeempfänger, der in einer entsprechenden Lage wohnt. In einem Wutanfall tritt er seinem Hund die Rippen ein, woraufhin dieser stirbt. Wütend über sich und seine Taten türmt Joseph in den Secondhandladen von Hanna, einer gläubigen Christin.

In seinem Zorn macht er sie verbal nieder und führt ihr vor, wie Gutmenschen aus ihrer Schicht solche Wohltätigkeitsarbeiten nur als Egotrip machen, während sie keine Ahnung davon haben, wie es Menschen in prekären Lagen wie Joseph geht.

Was Joseph nicht weiß – Hanna ist zwar Christin, und sie betreibt den Laden sicherlich auch aus Nächstenliebe, aber auch um vor ihrem nach außen hin perfektem Mann zu fliehen.

Und so finden Hanna und Joseph zueinander, zwei gebrochene Menschen, die einander stützen.



Einer der bewegenderen und zugleich deprimierenden Filme, die ich in letzter Zeit gesehen habe ist Tyrannosaur nichtsdestotrotz ein sehr guter Film. Er lebt von den wenigen Charakteren, stellt die Lebenslagen und -gründe hervorragend dar und die schauspielerische Leistung ist sehr gut.

Zugleich ist die Handlung erschreckend real. Die Schrecken eines sozialen Brennpunktes kann es genauso hinter Fassaden versteckt in den verwöhnten Luxusvierteln geben, und Stärke ist durch mehr als sich selbst definiert.

Mit diesem Erstlingswerk ist Paddy Considine ein guter Einstieg ins Spielfilmgeschäft gelungen, auch wenn er Drehbuch und den Vorlagenkurzfilm selbst gedreht hatte.



Bedrückender Film, aber gut.

Titel: Tyrannosaur – Eine Liebesgeschichte

Regie: Paddy Considine

Länge: 91 Minuten



Beklemmendster Monolog seit langem war Hanna kurz vorm Epilog.

Freitag, 22. November 2013

Inside Wikileaks – Die fünfte Gewalt

Oben: der weißhaarige Julian Assange (Benedict Cumberbatch); Unten: der bebrillte Daniel Domscheit-Berg (Daniel Brühl)
Ein (befangener) Blick in die Wikileaks-Affäre

Daniel Domscheit-Berg ist ein Freiheits- und Internetaktivist, als er 2007 auf WikiLeaks und Julian Assange, dessen Mitinitiator, trifft.

Assange ist schon länger aktiv in der Veröffentlichung und Enthüllung brisanter Informationen, die generell mächtigen Personen und Organisationen gefährlich sein können, sei es aufgrund der direkten Informationen oder deren Folgeschäden durch Nachforschungen von Finanzämtern oder durch Schädigung des Rufes.

Julian, stets auf Achse und selbst involviert, zieht Daniel ins WikiLeaks-Boot. Zusammen mit anderen hunderten Freiwilligen sichten sie eingereichte Daten und bereiten sie wirkungsvoll auf, ehe sie veröffentlicht werden.

Ein Coup gelingt ihnen mit der Bank Julius Bär, die als Reaktion mit einer Einstweiligen Verfügung aus den USA die Abschaltung der Enthüllungsplatform gelingt. Unterdessen reist Julian weiter durch die Welt um sogenannte Whistleblower auf seine Enthüllungsplatform aufmerksam zu machen, während Daniel durch Europa tingelt und Server für eben jene kauft.



Der Film gibt gewisse Einblicke in die Wikileaks-Welt, welche natürlich persönlich gefärbt sind. Daniel Domscheit-Berg als Perspektivträger kommt dabei natürlich sympathischer rüber als der arrogant dargestellte Julian Assange. So stellt Inside WikiLeaks zwar die Welt der Enthüllungsplatform dar, aber als Hintergrund. Beleuchtet wird vor diesem die Beziehung zwischen Assange und Berg, wie sie wächst und wandelt im Aufstieg von Wikileaks.

Als Vorlage setzt der Film das Buch von Domscheit-Berg, Inside WikiLeaks: Meine Zeit bei der gefährlichsten Website der Welt, um, zusammen mit dem britischen WikiLeaks: Inside Julian Assange's War on Secrecy.



Interessante Einblicke, aber nicht fesselnd.

Titel: Inside WikiLeaks — Die fünfte Gewalt

Regie: Bill Condon

Länge: 124 Minuten

Mittwoch, 20. November 2013

Thor – The Dark Kingdom

Thor und Jane in einer Schlachtumarmung, hinter ihnen die Helden und Schurken des Films
Thor reifte, Loki reifte, Jane Foster reifte.

Thor ist nicht nur ein mythischer Held, sondern mittlerweile auch ein Marvel-Charakter mit seinen eigenen Filmen. Da ich den ersten Film, Thor, nicht erwähnt habe, hier eine kleine Zusammenfassung:

Thor verprügelt Frostriesen ohne Erlaubnis, sein Vater Odin ist enttäuscht und verbannt ihn auf die Erde. Auf der Erde (Midgard) Jane Foster ist Astrophysikerin und ihr Doktorvater Erik Selvig freunden sich mit ihm an. Es wird klar, dass Thor durch Tricks seines Bruders Loki verbannt wurde. Loki bekommt auf den Deckel und dabei geht die Brücke zwischen den Welten kaputt; Thor sitzt in seiner Heimat Asgard fest.

Relevant ist auch noch The Avengers, der ein Jahr nach Thor raus kam. In dem Film verprügelt Thor zusammen mit Iron Man und ein paar anderen Aliens, die angeführt von Loki eine Invasion in New York durchführten. Erik Selvig war unter Hypnose/Gedankenkontrolle Lokis und half ihm dabei. Am Ende des Films ist Loki gefangen genommen worden und Thor wieder in Asgard.



Astrophysikerin Jane Foster untersucht in London Gravitationsanomalien und hat ihren Kollegen Erik Selvig verloren, als sie ihn einer Irrenanstalt wiederfindet. Von seinen Wahnvorstellungen im Zuge der Gedankenkontrolle genesen, untersuchen sie seltsame Portale zwischen Welten. In einer von diesen Welten, in die Jane aus Versehen stolpert, wird sie von irgend etwas infiziert…

Nachdem der Bifröst, die Brücke zwischen den Welten repariert worden wurde, waren Thor und Kumpanen mit der Niederschlagung von Rebellionen, Aufständen und Kriegen beschäftigt, aber endlich sind die neun Welten befriedet. Als Thor sich beim lebenden Fernrohr Heimdall nach Jane Foster erkundigt und dieser sie nicht sehen kann (er ist ein sehr gutes Fernrohr), flitzt Thor rüber zur Erde. Jane ist glücklich und wütend über Thors Rückkehr, aber als dieser von der Infektion erfährt, bringt er Jane nach Asgard um sie dort untersuchen zu lassen.

Der Äther, eine zerstörerische Kraft, befindet sich in Jane. Vor Jahrtausenden wollten die Dunkelelfen von Svartalfheim das Universum mit Hilfe des Äthers vernichten, wurden aber von Odin's Vater daran gehindert. Durch die Infektion von Jane wurden die letzten Dunkelelfen aber wiedererweckt und sinnen auf Vollendung ihres Plans. Einen von Ihnen initiierte Gefangenenrevolte befreit Loki nicht, führt aber zu einigen Toten. Rasend vor Wut will Odin die Dunkelelfen endgültig ausrotten, und wenn er dafür Jane opfern muss ist er willig das zu tun.

Thor hat aber einen anderen Plan, für den er Lokis Wissen und Hilfe braucht…



Man merkt, es ist wieder verhältnismäßig viel Handlung im Film. Nicht, dass das was schlechtes wäre, vielleicht bin ich einfach bloß schlecht im Zusammenfassen.

Im Vergleich zum ersten Film ist Thor als Charakter gereift und schlägt nicht direkt drauf los, sondern schaltet zuerst seine Rübe ein. War zuerst sein erster Impuls seine Probleme niederzuringen, so ist er dieses Mal willen List und Tücke als Methoden in Erwägung zu ziehen und sogar anzuwenden – auch wenn er Loki dabei immer noch um Welten unterlegen ist.

Im Gegenzug ist sich sein listiger Bruder dafür dieses Mal nicht zu fein dafür brachialen Methoden anzuwenden, wenn es die Situation erfordert. Allerdings sind die brüderlichen Bande zwischen den Beiden mehr als rissig, so dass eine Menge Spannung, aber auch Humor aus dem Wortgeplänkel der beiden hervor geht.

Ein großes Lob muss ich an die Spezialeffekte ausloben, die Bestattungsszene in Asgard ist eines der besseren Werke sowohl in Effekten als auch Weltenbildung, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Es hat mich sehr stark an die Szeneneinführungen aus Avatar erinnert, und das nicht nur wegen den Leuchteffekten bei Nacht.

Allerdings kann man auf das 3D problemlos verzichten.



Eine gelungene Weiterführung des Marvel Filmuniversums.

Titel: Thor – The Dark Kingdom

Regie: Alan Taylor

Länge: 112 Minuten



Kleine Info am Rande: Chris Hemsworth (Thor) und Tom Hiddleston (Loki) sind im echten Brüder ziemlich gut befreundet, wie es scheint.

Montag, 18. November 2013

Breaking Bad

 Vom abgehalfterten Chemielehrer zum Drogenbaron

Walter White ist Chemielehrer am College von Albuquerque. Er ist zuvorkommen, höflich und wurde gerade mit Krebs diagnostiziert, als er zufällig einen ehemaligen Schüler sieht, der durch pures Glück der Aushebung einer Drogenhöhle entkommt. Walter ist klar, dass er mit seinem mickrigen Gehalt weder die Medikamente für seine Behandlung, noch das College seines Sohnes oder die Mehrkosten durch das anstehende Kind wird bezahlen können.

Als sein Schwager Hank von der Drogenbehörde stolz einen Videomitschnitt von der Aushebung zeigt, realisiert Walter, dass sich mit Drogen Geld machen lässt, und zwar recht viel recht schnell.

Er stattet seinem ehemaligen Schüler Jesse einen Besuch ab und nachdem die anfänglichen Schwierigkeiten überwunden sind, beginnen die beiden in der Wüste New Mexicos Methylamine, kurz Meth, anzufertigen. Aufgrund von Walter Ausbildung und Talent als Chemiker erreichen sie einen Reinheitsgrad der Droge, der weiter über dem Durchschnitt liegt.

Jesse und Walter stellen das Zeug her, während Jesse und seine nicht abgeneigten Freunde die Ware unters Volk bringen.

Mehrere Fakten sollten aber schnell klar werden:
  • Walters Schwager Hank arbeitet bei der Drogenbehörde
  • Es gibt Konkurrenz, die der Gewalt nicht abgeneigt ist
  • Walter muss seine illegalen Aktivitäten vor der Familie geheim halten
  • Jesse war und ist selbst drogensüchtig


Ich habe hier nur Teile der ersten Staffel angerissen, und das mit voller Absicht, denn Breaking Bad ist eine der besten, wenn nicht sogar die beste Serie, die mir je untergekommen ist. Die Charaktere sind alle Menschen, nicht unbedingt nett, aber so sind Menschen halt. Sie haben Fehler, und genau das haben die Charaktere hier auch.

Und sie machen auch Fehler. Walters Ego, dass ihn immer wieder Fehler machen lässt; Jesses Drogensucht, und der stetige Abstieg von Walter in die Welt des Verbrechens.

Rechnet er anfangs nur darüber nach, wie viele Wochen er Meth herstellen und verkaufen muss, um genug Geld zu haben, seine Familie über die Runden zu bringen sobald er nicht mehr da ist, so wandelt er sich im Laufe der Zeit von Walter zu etwas anderem. Es geht um Egobefriedigung, um Stolz, darum der Konkurrenz ein Schnippchen zu schlagen oder sie auszuschalten, und je mehr er sich wandelt, desto mehr schlüpft Walter in die Maske des Drogenbarons Heisenberg, unter der er agiert, bis man sich fragt: Wo beginnt Walter, und wo hört Heisenberg auf?

Genauso wie Jesse und Walter zueinander stehen – sind sie Leidensgenossen, Freunde, Hassfreunde, Feinde, Schüler-Lehrer…? 



Definitive Empfehlung.

Titel: Breaking Bad

Länge: 45 Minuten je Folge, 62 Folgen auf 5 Staffeln

Entwicklung: Vince Gilligan

Samstag, 16. November 2013

Spice & Wolf, Vol. 1


Leben eines Handlungsreisenden (mit Wolf) – Währungsspekulation

Kraft Lawrence ist ein 25jähriger reisender Händler, der nach sechs Jahren Lehre und weiteren sieben Jahren auf Reisen sich – wie der Traum und die Regel bei fahrenden Händlern – erst dann niederlassen kann, wenn er genug Geld für ein Geschäft in einer Stadt erwirtschaftet hat.

Seine Reisen führten ihn bereits mehrmals durch das Dorf Pasloe, bekannt für seine oft reichhaltige Weizenernte und einen ausgelassenen Erntedankbrauch dem lokalen Wolfgott Holo zu Ehren. Leider sind zu dem Fest nur ansässige willkommen, so dass Lawrence keinen Handel treiben und weiter fahren muss.

Er ist dementsprechend überrascht als besagter Weizengott Holo abends in der Gestalt eines fünfzehnjährigen Mädchens auf seinem Wagen liegt und schläft. Obgleich Lawrence misstrauisch ist, überzeugt Holo mit Hilfe von ihrer gestaltwandlerischen Natur von sich. Sie will Pasloe verlassen, da sie aufgrund von neuen Ackerbautechniken als „Gottheit“ nicht mehr gewürdigt wird und sehnt sich zurück nach ihrer Heimat.

Dank dem eigenen Bedürfnis nach beständigem menschlichen Kontakt und Freundschaft entscheidet sich Lawrence dafür sie ihn begleiten zu lassen. Und obgleich sie jung aussieht, hat Holo mit ihren mehreren hundert Jahren Alter sich den Beinamen Weiser Wolf verdient und liefert sich mit Lawrence immer wieder gut gemeinte Wortgefechte, aus denen sie fast immer siegreich hervor geht. Ihren Unterhalt verdient sich das verschmitzte „Mädchen“, indem sie bei Lawrence' Geschäften durch Rat und Tat hilft.



Die Welt der Light Novel Reihe, und auch der Manga- bzw. Anime-Umsetzung, ist nicht die unsere, sondern eine fiktive Welt, vergleichbar in großen Teilen und Aspekten mit dem späten Mittelalter bis Renaissance. Es gibt Königreiche und Imperien, eine (nach wie vor) einflussreiche Kirche, reisende Händler und der Hanse ähnliche Handelsketten, freie Städte und kleine Dörfer. Aber eben auch gestaltwandelnde Tiere, die sich selbst nicht unbedingt als Götter betrachten würden.

Man mag vermuten, dass Spice and Wolf einer relativ einfachen Formel folgt und die romantische Entwicklung von Lawrence und Holo der Anreiz der Handlung bildet, dem ist aber nicht so. Vielmehr ist es eine Betrachtung der verworrenen wirtschaftlichen Beziehungen von Händlern untereinander und zu Handelsketten, von Handelsketten zu Königen und Königen zu Kirche.

Und all das aus der Sicht eines fahrenden Händlers, was interessant ist, denn obgleich Lawrence einiges auf dem Kasten hat, ist er nicht allwissend, genauso wenig wie Holo.

Wie für Light Novels üblich gibt es einige Illustrationen im Verlauf des Buches sowie ein paar Farbseiten am Anfang und aufgrund der Kürze liest sich das Buch recht flott von der Hand weg; einfach ist es aber nicht unbedingt. Wer sich nicht gerade mit Wirtschaft beschäftigt hat, weiß nicht aus dem Stegreif wie man aus Wissen über eine bevorstehende Schwankung des Silberanteils einer Münze Profit schlagen kann. Zumal der Profit groß genug sein muss um den Aufwand wert zu sein.

Die Sprache ist im großen und ganzen verständlich, aber manche Worte sind nicht im allgemeinen Sprachgebrauch oder archaisch, letzteres besonders bei Holo, die eine ältliche Form spricht, wenn auch nicht von shakespearischem Ausmaße. 



Ich werde die Reihe weiter und ich denke auch wiederholt lesen.

Titel: Spice and Wolf

Autor: Isuna Hasekura
Illustration: Jyuu Ayakura

Länge: 230 Seiten

Sprache: Englisch, Mittel mit einzelnen schwereren Wörtern und Fachbegriffen



Noch ein paar Worte zum wirtschaftlichen Aspekt: In diesem Band kommt Währungsspekulationen zum Tragen, und wie man daraus Profit schlagen kann. Dies geht folgendermaßen in den jeweiligen Fällen:
  1. Die Währung wird einen höheren Edelmetallanteil erhalten
    • Der Nominalwert, d.h. aufgedruckte Wert der Münze wird gleich bleiben
    • Der Realwert wird aber erhöht!
    • Man sammelt viele "alte" Münzen mit geringem Realwert
    • Sobald die neuen Münzen im Umlauf sind, werden die alten gegen die neuen getauscht – der Nominalwert bleibt erhalten, der Realwert steigt aber.
  2. Die Währung wird einen geringeren Edelmetallteil erhalten
    • Der Nominalwert, d.h. aufgedruckte Wert der Münze wird gleich bleiben
    • Der Realwert wird aber erhöht!
    • Man sammelt viele alte Münzen, welche von der Münzprägerei erstmal eingeschmolzen werden müssen
    • Man verkauft die große Menge alter Münzen entweder mit Profit, d.h. einem höheren Wert als ihrem nominellen, an die Münzprägerei; oder man nötigt im Gegenzug für die Münzen dem König Konzessionen ab wie Handelserleichterungen oder Zölle. 
Ich habe keine Ahnung, wie leicht oder schwer das in der heutigen Wirtschaft geht.

Dienstag, 12. November 2013

Warm Bodies

Zombie-Romanze

R. ist ein Zombie. Apropos, es gibt Zombies, die Welt — oder zumindest der relevante Teil, die USA — wurde von ihnen überrannt und mit der Ausnahme von einigen gesicherten Festungen hat niemand überlebt.

R. ist aber, mehr oder weniger, sich seiner selbst bewusst und nicht bloß er, sondern Zombies generell. Sie gehen teilweise den Tätigkeiten ihres früheren Lebens nach, wenn auch bloß als fahle Imitation. Die zombifizierte Kassiererin zieht beispielsweise alles mögliche über den (stromlosen) Scanner an der Supermarktkasse, so in der Richtung.

Und obgleich R. quasi Freunde hat, kann er sich mit ihnen bloß über Grunzen und Schmatzen verständigen, also nicht wirklich. Seine inneren Monologe sind allerdings weitaus wortgewandter und ausschweifender als die Produkte seiner Stimmbänder…

Als R. in einer Gruppe Überlebender ein Mädel erspäht ist es um ihn geschehen, auf zweierlei Weise: 1. Er ist verliebt, 2. Er wird von ihrem Freund erschossen. Zu R.'s Glück (oder Unglück) ist er ein Zombie und kümmert das also nicht wirklich. Vergnüglich macht er sich an das Hirn seines versuchten Wiedermörders und lebt dabei ein paar von dessen Erinnerungen nach.

Als R. wieder mehr bei Sinnen ist, hat Julie, das Mädel, noch nicht fliehen können und durch Grunzen und Gestikulieren macht er ihr verständlich, dass sie einen Zombie imitierend ihm folgen soll. Von innerer Panik aufgewühlt folgt Julie R. bis zu dessen Heim, wo er sie versteckt und versorgt.

Stück für Stück erwärmt sich Julie für ihren Zombieretter, aber nichts ist so einfach, wie es scheint.

Selbstverständlich gibt es die obligatorischen Schwierigkeiten: Er ist ein Zombie, sie ist ein Mensch; Ihr Vater ist der Chef der lokalen Überlebendenenklave, und da sind noch die Superzombies…



Die Verfilmung von Isaac Marions Mein fahler Freund.

Eine interessante und kitschige Idee: Zombietum wird durch Gefühle geheilt. Ein niedlicher, und durch das Thema aber auch etwa ekliger Film, der im wesentlichen dem Verlauf typischer Romantikkomödien folgt.

Titel: Warm Bodies

Regie: Jonathan Levine

Länge: 97 Minuten

Sonntag, 10. November 2013

The Man From Earth

Ein Cro-Magnon-Mensch überlebte, angepasst, bis heute

John Oldman ist ein Professor am College, aber nach zehn Jahren in der Position entscheidet er sich umzuziehen und eine neue Anstellung irgendwo anders zu suchen. Zur Verabschiedung schauen einige seiner Kollegen und Freunde vorbei, während er die letzten Sachen zusammen packt.

Als die Freunde einen vermeintlich unbekannten van Gogh und einen Faustkeil finden, kommt John auf die Idee, ihnen allen eine Geschichte zu erzählen, die er zu schreiben plant.

Was wäre, wenn ein Mann aus der Steinzeit bis heute überlebt hätte? Der Biologieprofessor ist natürlich zuerst skeptisch, aber spielt dann mit und überlegt und argumentiert, wie die biologische Grundlage für ein derartig hohes Alter sein könnte, bis er diese Seite der Geschichte aus dramaturgischen Gründen auf später verschiebt.

John erzählt, wie es wohl gewesen sein könnte; die Jäger- und Sammlerkultur in der Frühzeit, die Mythen, die Angst. Ein Mensch, der nicht altert, fällt zwangsläufig auf und wird verehrt oder verteufelt als böser Geist, der Lebenskraft saugt.

Im Verlauf der Erzählung wird klar, dass John nicht von einer Person aus seiner Vorstellungskraft redet, sondern von sich selbst. Besorgt und belustigt gehen seine Freunde auf die Idee ein, aber benachrichtigen auch einen befreundeten Psychologen.



Ich weiß nicht, ob ich The Man From Earth schon Mal vorher gesehen habe, aber die Idee ist per se nicht neu, weder die der Alterslosigkeit — John kann verletzt werden, heilt aber und die Narben verschwinden nach ein paar Jahren — noch die, dass dies keine weitere besonderen Fähigkeiten beinhaltet. Ein ewig lebender Mensch kann, wie John, akademische Titel anhäufen, aber aufgrund des stetigen Wissenszuwachses kann er sich nicht auf allen Fachbereichen aktuell halten. Ebenso wie die Notwendigkeit zu regelmäßigen Identitätswechseln, denn nach einer knappen Dekade fällt es doch langsam auf, dass der nette Nachbar von nebenan immer noch genauso aussieht wie als er gerade erst eingezogen war.

Ewiges Leben bedeutet auch nicht zwangsläufig, dass man alle möglichen Berühmtheiten getroffen hat. Oft genug stellt sich eine historische Berühmtheit erst im nach hinein als berühmt heraus, oder ist "bloß" lokal bedeutend. Andererseits erhöht die lange Lebenszeit auch die Chancen, jemand berühmtes über den Weg zu laufen, auch wenn der ewige Mittdreißiger gewaltsame Konflikte wie Kriege und Schlachten eher meiden wird, denn Alterslosigkeit bedeutet weder Unsterblichkeit, noch Unverwundbarkeit.

Der Anziehungspunkt von Man From Earth ist offensichtlich die Geschichte, die Diskussion und die Dialoge, denn der Film besteht aus nichts anderem als Dialogen. Das Setting ist eine Berghütte, und nur eine Berghütte; es gibt keine Ausschnitte oder Lichtblicke auf historische Gestalten oder Begebenheiten. Es werden quasi alle bekannten Klischees und Stilmittel, die man mit Unsterblichkeit oder ewigem Leben assoziiert diskutiert und angeschnitten, was für den geneigten Zuschauer sehr interessant ist.

Wahrscheinlich gerade aufgrund dieser Dialoglastigkeit wäre der Film nie groß im Kino rausgekommen, und ironischerweise wurde gerade durch diesen Mangel seht erfolgreich auf Bittorrent, einer Internettauschbörse. Wäre der Film nicht dort sehr erfolgreich an das interessierte Publikum geraten, wäre er wohl kein solcher Erfolg geworden, denn durch diese kostenlose Werbung explodierten die DVD-Verkäufe.

Ich zumindest habe Man From Earth auf meinen Wunschzettel gesetzt.



Titel: The Man From Earth

Regie: Richard Schenkman

Drehbuch: Jerome Bixby

Länge: 90 Minuten