Montag, 30. Juli 2012

Iris Zero

Erstaunlich tiefe Umdrehung des Kräfte-Konzepts

Vor 27 Jahren fingen Kinder an, mit einer sogenannten Iris geboren zu werden, einer Fähigkeit der Augen, ansonsten unbekannte Informationen zu zeigen. Diese Informationen können ganz unterschiedlich sein – ob eine Person lügt, welche Gefühle sie gerade empfindet, aber auch banales wie was es morgen zum Mittag gibt. Die Kinder nehmen also die Realität mit dem Filter ihres Iris war.

Wurde zuerst nur ein geringer Prozentsatz der Kinder mit einer Iris geboren, so sind es heute fast alle, und die ohne diese Fähigkeit, als Iris Zero bezeichnet, werden von Gleichaltrigen gemobbt, gehänselt und ausgestoßen.

Toru ist einer dieser Iris Zero und Hauptcharakter der Mangareihe.

Im Bewusstsein, dass sein Mangel einer Iris ihn brandmarken würde, entwickelte Toru eine hervorragende Beobachtungsgabe und analytisches Geschick, welche in Kombination ihn befähigten bis zur Grundschule sein Defizit geheimzuhalten mittels einer angeblichen Iris, die ihn die Irisfähigkeit der anderen Kinder feststellen ließ. Dabei schaute er in Wirklichkeit bloß aufmerksam zu und versetzte sich in das entsprechende Kind hinein. Er stellte sich vor, welche Iris das Verhalten in die beobachteten Bahnen lenken würde und wusste dadurch sehr gut über die Befähigungen der anderen Kinder Bescheid.

Bis, eines Tages, die Scharade zu gut funktionierte und er als Iris Zero entlarvt wird.

Mittlerweile ist Toru an der Oberstufe und hat sich mit den Schikanen und Drangsalierungen abgefunden und verfolgt eine Politik der geringsten Aufmerksamkeit. Dies bedeutet sich im Hintergrund zu halten und möglichst wenig Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, um den gröbsten Scherereien und Mobbings aus dem Weg zu gehen.

Da geht es ihm gehörig gegen den Strich als Koyuki, ihres Zeichens beliebtestes Mädchen der Schule, in seine Klasse stürmt und mit ihm gehen will. Ihre Worte!

Allerdings bloß nach draußen, nicht im romantischen Sinne. Denn Koyuki hat die Iris, die Tauglichkeit einer Person für bestimmte Aufgaben zu sehen, in diesem Fall den Posten des Schülersprechers. Allerdings hat sie jetzt bereits tagelang nach der passendsten Person gesucht, aber kein positives Signal gesehen, so dass sie die Aufgabenstellung in Richtung "Wer kann mir helfen, die für den Posten tauglichste Person zu finden" geändert hat. Für diese ergab Toru ein positiv, daher ihre Anfrage.

Toru hilft ihr, widerwillig und mit Verzögerung, denn er ist sich der damit verbundenen Aufmerksamkeitssteigerung bewusst. Seine Hilfe ist aber nicht offensichtlich, sondern analytisch und scheinheimlich.

So findet er, zu seinem Leidwesen, einen neuen Freund in Koyuki.

Im Verlauf der ersten Kapitel kommen noch einige Charaktere hinzu, und Toru muss sich wohl oder übel damit abfinden, dass mit dem Bilden einer Clique seine soziale Belichtung zugenommen hat.

Zu dieser Gruppe gehören er (Nichts sehen), Koyuki (Tauglichkeit sehen), Yuki (Lügen sehen), Hijiri (Spoiler ich nicht), und etwas loser angeknüpft noch zwei weitere. Soviel zur Handlung.


Iris Zero greift eine beliebte Thematik, Hauptcharaktere mit nicht weiter erklärten Kräften, auf und dreht die übliche Prämisse auf den Kopf, indem Toru keine besonderen Kräfte hat, sondern die Welt ohne einen Irisfilter sieht. Damit bildet er die Ausnahme und muss sich mit den in Japan aber auch anderen Ländern weit verbreiteten Drangsalierungen, Schikanen und Mobbing von Kindern, die aus der Norm fallen, arrangieren.

Dabei beschreitet er einen logischen und oft auch in der Realität gesehen Weg: unsichtbar bleiben. Allerdings sind Kinder oft grausam und hänseln und schikanieren trotzdem, solange sie designierte Opfer haben. Obwohl dieses Thema nicht der Fokus des Manga ist, taucht es doch immer wieder auf.

Ein weiterer Aspekt sind die Implikationen der verschiedenen Kräfte. Hat ein Kind, dass das morgige Mittagsessen kennt, eine einigermaßen nutzlose Kraft, ist die psychologische Bedeutung gering. Yuki, mit ihrer Fähigkeit Lügen zu erkennen hingegen, hat es schwieriger. Jedes Mal, wenn ihr gegenüber bewusst geheuchelt wird – beispielsweise sozial gefordertes, aber in Wirklichkeit leeres Mitgefühl – sieht sie dies. Es ist ziemlich selbstverständlich, dass Yuki aufgrund ihre Iris sich bevorzugt mit Personen anfreundet, die nicht wegen Trivialem lügen.

Oder ein Charakter, der soziale Etiketten (hässlich, still, beängstigend, Loser, gewalttätig, ...) sieht, also immer die gesellschaftlichen Brandmarken vorgehalten bekommt, wie wird dies sein Verhalten beeinflussen? (siehe hierzu auch Ettikierungssansatz)

Was ich mit all dem sagen will, Iris Zero ist überraschend tiefsinnig, teilweise gesellschaftskritisch und kommt zwar vom Zeichenstil wie ein moderner Oberschulmanga daher, ist aber thematisch nicht so leicht gestrickt.

Leider ist zur Zeit einer der beiden Autoren krank, so dass keine neuen Kapitel erscheinen.

Titel: Iris Zero

Autoren: Piro Shiki und Hotaru Takana

Länge:
min. 6 Bände

Status: laufend, wegen Krankheit unterbrochen

Sonntag, 29. Juli 2012

Josh & Imp

Kurzcomic über Eingliederungsprobleme von Superhelden

Das klingt jetzt thematisch schwer, ist es aber nicht, dafür aber recht kurz.

Josh ist ein normaler Jugendlicher, 17 Jahre, mit einem Nebenjob im Einzelhandel.

Imp ist eine unnormale Jugendliche, die hauptberuflich Schurken und Verbrecher verprügelt.

Die beiden sind in einer geheimen Beziehung, passend zur Imps Notwendigkeit einer Geheimidentität, denn wie der Name vermuten lässt, geht Imp nicht ohne Maske außer Haus. Einerseits ist Josh hin- und weg von Imp sowie dem Konzept, eine maskierte Heldin als Freundin zu haben, andererseits schränkt das die möglichen Aktivitäten doch sehr stark ein – keine öffentlichen Veranstaltungen, und immer eine Barriere zwischen den beiden.

Ich will gar nicht viel zum Inhalt sagen, denn die Inhaltsangabe einer Kurzgeschichte ist zwangsläufig schon bald so lang wie die Geschichte selbst. Daher gehe ich lieber auf die anderen Elemente ein, denn dieser sind zugleich der Fokus der Geschichte, die Gefühle.

Wie gesagt, Josh ist angetan von Imp, aber für ihn stellt die Maske ein sich immer wieder in den Vordergrund drängendes Hindernis dar. Imp wiederum begrüßt eine Beziehung mit einem mondänen, normalen Menschen, denn die Leute ihres Bekanntenzirkels sind von Beruf her ein bisschen verquer, sei es durch Mutationen oder kosmische Kräfte oder die notwendige geistige Entrückung, sich in einem auf Teufeln und Dämonen basierendem Kostüm mit Hightechwaffen gegen übermenschliche Gegner ins Feld zu stürzen.

Dabei ist die in Josh vorhandene und ihr mangelnde Normalität nicht der Grund für die Beziehung der beiden, sondern nur eine angenehme Grundlage.

Im Verlauf des Comics arbeiten die beiden durch ihre Differenzen und kommen zu einem für beide Seiten zufriedenstellendem Kompromiss, mit einer überraschenden Wendung.

An und für sich ist Josh & Imp Teil einer nie vollendeten Anthologie, die im gleichen Universum mit überschneidenden Charakteren angesiedelt war. Man merkt, dass die Gruppe um Imp ein Äquivalent zu Batman sein soll, mit wahrscheinlich ähnlichen Äquivalenten zu anderen Helden und Schurken.

Der Autor, Jon Bernhardt, war zum damaligen Zeitpunkt 18, und das zeigt sich. Die Seiten quellen fast über vor Sprechblasen, bis zum Rand mit Text gefüllt. Die Illustratorin Diana Nock hat glücklicherweise einiges retten können, so dass die Textwüste aufgebrochen und dynamischer gestaltet wurde.

Bezüglich des Sprachniveaus ist Josh & Imp recht textlastig, aber verständlich formuliert.

Alles in allem eine schnelle und niedliche Lektüre.

Titel: Josh & Imp (Link: http://www.jinxville.com/comics/)

Autor: Jon Bernhardt

Illustrator: Diana Nock

Sprache: Englisch

Status: Abgeschlossen

Seiten: ca. 30

Samstag, 28. Juli 2012

The Amazing Spider-Man

Tod in der Familie treibt Jugendlichen zu Heldentaten

In dieser Neuauflage von Spiderman orientiert sich die Handlung weniger an der Heldengalerie sondern dem Reifen des Helden. Und unser Held ist natürlich Peter Parker. Er besucht die Highschool und ist für seine Fotografien bekannt, aber in der sozialen Hackordnung eher unten als oben, allerdings widmet der Film sich diesem Aspekt nicht allzu sehr.

Stattdessen scheint es der Auftakt zu der beliebten Form der Trilogie zu sein, doch dazu später mehr.

Als Peter beim Aufräumen auf die Tasche seines verschollenen Vaters stößt, durchstöbert er diese und findet neben Forschungsunterlagen auch ein Foto, auf dem der Arbeitskollege Dr. Connors zu sehen ist.

Aufgrund des damaligen plötzlichen und verstörenden Verschwindens seiner Eltern macht sich Peter auf zu Oscorp, Connors Arbeitgeber, und schafft es mit einer List (und Komplizenschaft von Gwen Stacy) tatsächlich, Dr. Connors Aufmerksamkeit zu erregen. Dieser forscht an artübergreifender Genetik und Regeneration von Gliedmaßen.

Parallel dazu reiben sich Peter und sein Onkel Ben aneinander, da Peter über seine Arbeit mit Dr. Connors seine häuslichen Pflichten vernachlässigt. Sein seltsames Verhalten, nachdem er von einer Spinne bei Oscorp gebissen wurde, tut sein übriges. Als nach einem Streit sich die beiden das nächste Mal treffen, stirbt Onkel Ben in Peters Armen, nachdem er sich einem fliehenden Räuber in den Weg gestellt hatte.

Unterdessen führen die Fortschritte in Connors Forschungen zu ersten Erfolgen, als einer Maus eine Pfote nachgewachsen ist. Dummerweise geht das ganze für Connors Chef und Oscorps rechte Hand noch zu langsam, so dass sich Connors zu einem Selbstversuch genötigt sieht, nachdem geheime Forschungen an Kriegsveteranen angedroht wurden.

Es kommt, wie es kommen muss, und wie jeder mit wissen über die Comicgrundlage weiß: Dr. Connors verwandelt sich in ein übergroßes, gewalttätiges, Menschen-Reptil-Mischwesen.

Zeitgleich macht sich Peter auf die Suche nach Onkel Bens Mörder und sammelt dabei langsam genug Aufmerksamkeit, um ins Augenlicht der Polizei, insbesondere Captain Stacy, zu rücken.

Ich denke, die restlichen Handlungsverläufe sind ziemlich selbsterklärend, weswegen ich jetzt auch nicht auf sie eingehen werde.

Manch einer mag sich fragen, was mit Mary-Jane aus den vorigen Filmen ist, aber denen sei versichert: sie kommt in diesem Film nicht vor. Sowohl Gwen als auch Mary-Jane sind beide, im Comic wohlgemerkt, an Peter interessiert gewesen. Allerdings sieht es nicht gut für Gwen aus, je nachdem wie stark sich die Drehbuchautoren an die Comics halten zumindest. Es wäre im Zweifelsfall ein kolossaler Abschluss einer Trilogie.

Bei dieser Version von Spiderman nimmt man Peter die Charakterentwicklung ab und es wird nicht so sehr Onkel Bens Mantra gepredigt – Aus großer Kraft folgt große Verantwortung. Außerdem ist die Rotznäsigkeit von Spiderman besser getroffen, wer die Comics gelesen hat, wird seine ständigen schnippischen Bemerkungen im Hinterkopf haben. Diese sind zwar jetzt authentischer, aber auch rarer.

Effekttechnisch übrigens fand ich die Schwingszenen aus den Augen von Spiderman sehr interessant, das erinnerte von den dramatischen Prinzipien her an die Doom-Verfilmung. Die restlichen Effekte sind gut, aber den Aufpreis für 3D nicht wert. Und, kleinlich wie es ist, Peters Haare erinnern doch etwas an Edward Cullen aus Twilight, zumal er nicht wirklich wie 17 aussieht. Dramaturgisch ist mir die Länge während der Vorstellung, über zwei Stunden, nicht negativ aufgefallen.

So bleibt zu sagen, dass The Amazing Spider-Man eine solide Neuauflage ist, die je nach Fortführung gutes Potential als Auftakt hat.

Titel: The Amazing Spider-Man

Regie: Marc Webb

Länge: 136 Minuten

(Hihi, der Spidermanregisseur heißt selber Webb, also Netz)

Freitag, 27. Juli 2012

Ice Age 4 – Voll Verschoben

Brauchbare Fortsetzung

Im neusten Teil von Ice Age wird die altbekannten Truppe – Mammut Manni, Säbelzahn Diego, Faultier Sid – am Anfang von Sids Familie heimgesucht, die ihrerseits bloß die resolute, aber leicht senile Oma abladen wollten. Währenddessen übt Manni's Tochter den Aufstand, denn ihr Vater will nicht in seinen Schädel bekommen, dass sie nunmehr jugendlich und nicht mehr das kleine Mädchen von früher ist. Es kommt, wie es kommen muss und die beiden überwerfen sich.

Dummerweise hat sich die Beutelratte Scrat in ihrem Nusswahn diesen Moment ausgesucht, um aus Versehen Flipper mit den Kontinenten zu spielen. Die Kontinentalgräben tun sich auf, es entstehen Subduktionszonen und die alte Heimat wird in Anlehnung an den ersten Ice Age von einer sich vorschiebenden Wand – diesmal Fels statt Eis – langsam ausgelöscht.

Im Verlauf dieser Verwerfungen werden die Drei+Oma vom Rest der Herde getrennt und treiben auf einem Eisberg aufs offene Meer, wo sie bald genug von Piraten aufgeschnappt werden. Erster Offizier des Primatenkäptn's: eine Säbelzahntigerin. Den romantischen Teil der Handlung kann man sich also denken.

Für einen Animationsfilm kommt relativ wenig 3D zum Einsatz, ist dafür aber nicht unnötig in den Vordergrund geschoben. Eine unaufdringliche Bereicherung, möchte ich sagen.

Von der Witzigkeit ist der vierte Teil erstaunlich nah am Original, und der Humor ist zumeist Slapstick, der vor allem gespeist wird durch die absurden Charaktere. Angenehm aufgefallen ist mir, dass der Handlungsfaden von Scrat dieses Mal sich gut mit denen von Manni und Co. kreuzt, ohne sich ihnen aufzudrängen, das wurde gut gelöst.

Parallel zu diesen macht die Tochter eine Entwicklung durch, denn die Flucht vor der Steinwand zeigt ihr den Unterschied zwischen Schwarm und Freundschaft sowie Leichtsinn und Mut.

Alles in allem eine solide Fortsetzung, die mir besser im Gedächtnis haften bleiben wird als die beiden vorigen Fortsetzungen.

Titel: Ice Age 4 – Voll Verschoben

Regie: Steve Martino, Mike Thurmeier

Länge: 88 Minuten

Überrascht hat mich, dass, obwohl Scrat durch die Einbindung als Vorfilm rausgefallen war, ein Vorfilm mit den Simpsons gezeigt wurde, genauer gesagt die Abenteuer von Maggie bei einem Tag im Kindergarten. Der hatte mir sehr gut gefallen, ein nettes Schmankerl für den Lachmagen.

Mittwoch, 25. Juli 2012

Aphorism

Battle Royal mit einer individuellen "Gabe"

Es gibt eine Schule im Bezirk Naraka, bei deren Abschluss man automatisch und garantiert einen hohen Posten in der Regierung, Wirtschaft oder einem anderen Feld erhält. Während des Besuchs der Schule lebt man in einem Internat auf dem Gelände, wird hochluxuriös versorgt und quasi alles wird gestellt.

Logischerweise wollen viele Schüler solch einen einfachen und verheißungsvollen Weg bestreiten, doch gibt es da ein Problem: Für den Besuch der Schule muss man die schwebende Insel über derselbigen sehen können, und beim Einschreiben 15 Jahre alt sein.

Rokudo Momiji ist einer der Glücklichen, er kann die Insel sehen und ist 15, so dass er einen Platz ergattern konnte. Auf dem Weg trifft er am ersten Tag Aira und die beiden freunden sich schnell an, zumal sie in der gleichen Klasse sind.

Während der ersten Unterrichtsstunde bekommen sie die Aufgabe, ein Kanji (japanisches Zeichen, das meist ein Wort oder Teil eines Wortes ist) zu schreiben, welches ihnen entspricht für die nahende Schlacht. Und ja, das ist die einzige Erklärung, die sowohl der Leser als auch die Charaktere bekommen.

Nach reiflicher Überlegung entscheidet sich Rokudo für "Wandel", weil er sich verändern und mehr seinem Ideal entsprechen will, und Aira für "Katana", da sie in einem Dojo aufgewachsen und Schwertkampf studiert hat.

Dann geht es Schlag auf Schlag – Monster tauchen auf. Jedes Mal, wenn die schwebende Insel sich zwischen Sonne und Schule schiebt und somit eine Art Sonnenfinsternis hervorruft, tauchen Monster auf, jeweils unter einem gemeinsamen Kanji, aber von Finsternis zu Finsternis anders, und die Schüler müssen gegen die Monster kämpfen.

Aira kann sich einigermaßen gut behaupten mit ihrem Schwert, im Gegensatz zu Rokudo, der sich in ein Plüschtier verwandelt. Erst als sie in Lebensgefahr schwebt und rechts und links seine Mitschüler in Scharen sterben, verwandelt er sich in die Person, die er sein möchte, in jemand cooles, auf den man sich verlassen kann und das passiert wirklich, bloß nicht ganz so wie Rokudo sich das vorgestellt hat.

Der gewandelte Rokudo, sieht anders aus, hat andere Fähigkeiten und macht mit den bedrohenden Monstern kurzen Prozess.

Soviel zum Anfang.

Natürlich geht es weiter. Natürlich sind die Finsternisse, Monster und Herausforderungen nur ein Teil der Handlung, und auch eher ein Hintergrund für selbige. Denn es stellen sich schnell verschiedene Fragen: Woher kommt dieser Wandel-Rokudo? Was hat es mit dem beängstigenden Organisationsgrad der Klasse 4 auf sich? Welche Bedeutungen, neben den offensichtlichen, haben die selbstgewählten Zeichen und wie kann man sie möglichst effektiv einsetzen? Wer kam auf die Idee für diesen ganzen Unfug? Wie ist die Rolle der Regierung dabei?

Es schält sich heraus, dass die Mitschüler genauso eine Gefahrenquelle sein können wie die vermeintlichen Monster. Manche Zeichen sind überaus mächtig, andere hingegen erfordern Kreativität oder haben quasi keine brauchbare Anwendung. Der Schuldirektor ist mehr und weniger als er zu sein scheint. Gruppen formen sich. Schüler sterben.

Ich würde gerne sagen, dass der Manga gut ist, aber er ist nur Mittelmaß. Viele der üblichen dramatischen Stilmittel werden herangezogen und zu einem eigenen Mix vermengt, doch leider sticht aus diesem nichts wirklich hervor.

Die Gewaltdarstellungen sind weniger stark, aber immer noch häufig genug, dass der thematische Vergleich zu Battle Royal sich aufdrängt. Es wird teilweise Zeit auf die Motivationen der verschiedenen Charaktere verwendet, aber dann nur für die Protagonisten und Antagonisten, so dass die wegfetzenden Mitschüler nur als Kanonenfutter wahrgenommen werden.

So kann man also Aphorism problemlos als Horror-Überlebens-Manga lesen, mit Shoneneinschlägen durch den Monsterhintergrund.

Titel: Aphorism

Autor: Kujou Karuna

Status: laufend, min. 9 Bände

Sonntag, 15. Juli 2012

My Week with Marilyn

Ein kleiner Fisch hat eine Kurzbeziehung mit Marilyn Monroe.


Colin Clark stammt aus gutem Hause, sein Vater ist weltberühmter Kunsthistoriker, sein Onkel königlicher Bibliothekar im Windsor Palace, und dementsprechend wirkt sein Wunsch beim Film zu arbeiten.

Durch Beharrlichkeit schafft er er es dann doch eine Stelle zu ergattern, und zwar beim renommierten Schauspieler und Filmemacher Laurence Olivier. Er wird dritter Regieassistent, also ein glorifizierter Laufbursche.

Doch das stört Colin nicht, denn er kommt seinem Traum damit ein bedeutendes Stück näher. Es schadet natürlich nicht, dass bei dem Film auch Marilyn Monroe mitspielen wird.

Als Filmliebhaber ist sie Colin natürlich bekannt, aber sein Respekt vor ihrer Person und Können macht sie zugleich unnahbar. Und doch ist Marilyn von Selbstzweifeln geplagt über ihr Können, insbesondere da sie einen Heidenrespekt vor Mr. Olivier und Dame Sybil Thorndike und deren schauspielerischen Können hat.

Dies führt dazu, dass Marilyn ihre Schauspiellehrerin Paula als Puffer nutzt und wiederholt zu spät am Set erscheint. Ihre Selbstzweifel können leider auch nicht durch Dame Sybils wiederholte Beteuerungen ihres Talentes zerstreut werden.

Erst Colins Worte können Marilyn beruhigen und ihre schauspielerischen Fertigkeiten hervorlocken. Die vergessenen Textpassagen treten nicht mehr auf, sie erscheint pünktlich am Set, alles läuft flüssig.

Natürlich endet es.

Was ich bisher nicht erwähnt habe: Marilyn ist zu dem Zeitpunkt glücklich verheiratet und Colin hat eine Romanze mit Lucy, welche die Kostüme macht. So steht die Liebelei zwischen Marilyn und Colin von vornherein unter einem schlechten Stern.

Mir hat der Film gefallen. Man merkt sowohl Olivier als auch Dame Sybil (Dame ist übrigens das weibliche Pendant zum geadelten Sir) an, und nimmt es ihnen auch ab, dass sie beide hochkalibrige Schauspieler sind. Allerdings kommen beide vom Theater und haben eine klassische Ausbildung genossen, während Marilyn einfach ein unglaubliches natürliches Talent besitzt. So ist die Dame auch nicht herablassend in ihrer Bewunderung und Aufmunterung von Marilyn, sondern ehrlich.

Ein anderer Aspekt ist der interessante Einblick in die Filmmacherei im England der 1950er mit ihrer Klatschpresse, Autogrammjägern, Paparazzi und Gewerkschaften.

Man mag jetzt geteilter Meinung sein, ob diese Verfilmung von Colin Clarks Memoiren der Wahrheit entspricht, ob er wirklich eine Beziehung mit einer der Ikonen des 20. Jahrhunderts hatte, aber dessen ungeachtet ist es eine gute Geschichte, die sich so problemlos ereignet haben könnte.

Titel: My Week with Marilyn

Regie: Simon Curtis

Länge: 99 Minuten

Der Diktator

Krude Witze auf dem Rücken von rücksichtslos allen Minderheiten.

Sacha Baron Cohen ist vielen vermutlich ein Begriff, sei es durch seinen Film Borat oder durch die Figur des Ali G. Der Diktator setzt sich davon nicht wirklich ab.

Admiral General Hafiz Aladeen ist der Führer und Diktator des fiktiven arabischen Wüstenstaates. Seine Macht begründet sich auf unverhohlenen Israelhass, militärische Drohgebärden, Atomavancen und die Unmenge an Ölvorkommen.

Die UNO ist davon natürlich wenig begeistert und drückt Sanktionen durch, die Aladeen an den Verhandlungstisch nach New York zwingen. Dort wird klar, dass der ursprüngliche geplante Diktator – Onkel Tamir – seinen geliebten bärtigen Führer loswerden will, damit er das Öl seiner Landsleute teuer an die Russen, Amerikaner, Briten und Chinesen verkaufen kann.

Doch das Attentat misslingt, Aladeen ist bart- und somit identiätslos und nun im Big Apple auf sich allein gestellt. Nun ja, fast, er hat ja noch seine Vorurteile.

Durch Missverständnisse freundet er sich (unter falschem Namen) mit der veganen, linksalternativen, feministischen, politaktiven und burschikosen Bioladenbesitzerin Zoe an. Sie hält seine beleidigenden Bemerkungen zuerst für eine Art von Humor und es dauert wirklich lang, bis sie deren Ernsthaftigkeit erkennt.

Nebenbei stellt Aladeen fest, dass seine Diktatur von Widerstandszellen unterwandert ist und wirklich jede Hinrichtung fingiert war und die Opfer im Ausland Asyl gesucht haben. Eines dieser Opfer ist Nadal, ehemaliger Leiter des Atomwaffenprogramms. Er arbeitet bei Apple, also Grund genug zusammen mit Aladeen die Einführung einer Scheindemokratie in Wadiya durch Tamir und ein Aladeendouble zu verhindern.

Wenn es scheint, dass ich die Handlung verrate, dann habt ihr recht. Nennenswerte Teile davon habe ich hier bereits erwähnt.

Allerdings ist die Handlung auch bloß 08/15-Scheinwerk, dass dem eigentlichen Zweck, Humor, untergeordnet ist.

Allerdings muss ich sagen, Humor ist Geschmackssache und zutiefst den eigenen Erfahrungen und Sensibilitäten unterworfen. Ich habe zum Beispiel keine Freude an Fäkal- oder Sexualhumor und fand die entsprechenden Stellen einigermaßen eklig und weit ab von witzig, wenn auch absurd.

Allerdings lebt der Diktator nicht von diesem, sondern von Minderheitenhumor. Cohen schlägt in der Figur des Aladeen hemmungslos auf Minderheiten und Vorurteile ein, Wadiya ist ein Klischeepotpourri, und wer auf sowas steht, wird sicherlich sehr viel lachen können.

Das Perfide ist, auch wer nicht darauf steht, wird zwangsläufig lachen, weil es manche Momente gibt, wo die schiere Absurdität und Dreistigkeit der Figuren einem keine andere Wahl lässt.

Ein anderes Element, das etwas hintergründiger ist und fies reflektiert:
Achtet einfach Mal darauf, wie schnell ihr bei manchen Dreistigkeiten schmunzelt und bei anderen empört seid. Allein dies sollte schon einen gewissen Einblick auf die persönlichen, bestehenden Vorurteile ermöglichen.

Alles in allem: Geschmackssache.

Titel: Der Diktator

Regisseur: Larry Charles

Länge: 83 Minuten

Freitag, 13. Juli 2012

Wolfsbrüder

Eine Art Biografie eines modernen Mogli

Wolfsbrüder ist ein recht interessanter Film, der von einer wahren Geschichte berichtet, die sich in Spanien zur Zeit der Francodiktatur abgespielt hat.

Marcos und sein Bruder sind Ziegenhüten. Das Leben ist hart, aber einfach. Als ihre Herde von Wölfen angegriffen wird, ändert sich das schlagartig. Es gelingt ihnen zwar, das kleine Rudel zu vertreiben, aber nicht ohne herbe Kosten: Der Hütehund stirbt bei der Verteidigung und einige Schafe werden gerissen.

Als die Jungs müde und verängstigt zu Hause ankommen, werden sie von der Schwiegermutter gescholten und dem Vater bleibt aufgrund der sozialen Verhältnisse nichts anderes übrig, als zur Entschädigung des Verlustes dem Großgrundbesitzer der Gegend seinen Sohn zu übertragen.

Der nur unwillige Herr nimmt den Ausgleich an und schickt Marcos in das Tal der Stille zu einem Einsiedler, der dort lebt und Ziegen hütet. Dieser ist, wie man sich eine Person vorstellt, die freiwillig weit ab von Menschen lebt: schweigsam, mürrisch, naturverbunden.

So lernt Marcos langsam durch Imitation und Beobachtung die Methoden, alleine in der Wildnis zu überleben, bis der Einsiedler langsam sein Herz öffnet und ihm dabei hilft. Er zeigt ihm, wie man Hasen und Vögel fängt, welche Pflanzen und Kräuter essbar und hilfreich sind, und wie man mit dem lokalen Wolfsrudel umgeht, damit dieses nicht die Ziegen reißt.

Denn die Wölfe und der Einsiedler scheinen zu einer stillen Übereinkunft gekommen zu sein. Sie respektieren einander, und die Wölfe bekommen ab und zu einen der gefangenen Hasen, dafür reißen sie keine der Ziegen. Marcos lebt sich ein und schließt sogar eine Art Freundschaft mit einem der Wölfe.

Das ändert sich, als der Einsiedler erkrankt und die vorhandenen Mittel nicht ausreichen, ihn zu kurieren. Es kommt wie es kommen muss und Marcos ist auf sich allein gestellt. Jahrelang.

Der Film teilt sich in zwei Teile, die zum einen den siebenjährigen und zum anderen den erwachsenen Marcos zeigen. Leider kann der Ältere nicht mit seinem jüngeren Pendant mithalten.

Die Kindheit wirkt wie aus einem Märchenfilm der DEFA entnommen: Das Ziegenhüten ist unbeschwert, die schlagende Stiefmutter, der trinkenden Vater, der böse Herr, der Angriff der Wölfe und damit verbundene Verlust der Umwelt.
Die erwachsene Zeit hingegen entspricht mehr einem Hollywoodklischee: Der junge Mann läuft in Fellen gehüllt über Steine und Sträucher, heult mit den Wölfen und wird schließlich gefangen genommen.

Was aber nicht in einem DEFA-Film vorkommen würde, sind die Naturaufnahmen der kargen Landschaft und die Unbarmherzigkeit nach dem Verlust des Einsiedler. Darin glänzt der Film wirklich, in der Charakterisierung des jungen Marcos. Man kann sich sehr gut einfühlen in den verstoßenen Jungen und sein Schicksal, so wie er sich den Umständen anpasst und lernen muss, mit dem Frust seines Loses umzugehen.

Alles in allem ein ordentlicher Film mit Schwächen im zweiten Teil, kürzeren Teil.

Titel: Wolfsbrüder

Regisseur: Gerardo Olivares

Länge: 107

Mittwoch, 4. Juli 2012

Monsieur Lazhar

Nicht so französisch, wie man annehmen sollte.

Bachir Lahzar (ausgesprochen: Baschier Lahsaa) kommt aus Algier und wird durch die Zeitung auf eine freie Lehrerstelle an einer kanadischen Grundschule aufmerksam. Allerdings ist der Umstand der Stelle wenig erfreulich: Seine Vorgängerin hat sich im Klassenzimmer erhängt.

Bachir bekommt aufgrund seiner Referenzen dann doch die Stelle und reibt sich ein bisschen mit den Lehrmethoden, die er aus seiner Heimat anders gewohnt ist – die Anordnung der Tische, der Wissensstand der Schüler, ihre Betreuung durch eine Psychologin.

Die Kinder werden, teilweise zurecht, mit Samthandschuhen angefasst, falls denn überhaupt, und die Eltern lassen Bachir wissen, wie sie über seinen erziehenden Lehranspruch denken.

In einem zweiten, untergeordneten Handlungsstrang merkt man, dass Bachir an sich nicht wirklich Lehrer ist, und seine Aufenthaltsgenehmigung auch nicht wirklich den Stempel ”dauerhaft“ trägt.

Dem gegenüber steht der wachsende Druck auf Simon, einen Schüler der Klasse, der seine Lehrerin gefunden hatte. Es ist ein irrealer Druck, der aus dem Jungen selbst getragen wird, Selbstvorwürfe und verzweifelte Suche nach Gründen, warum sie es so arrangiert hatte, dass er sie finden würde.

Ich kann ehrlich gesagt nicht so viel über den Inhalt des Films sagen, weil er mich seltsam bewegt hat. Viele Aspekte, wie Helikoptereltern, die ständig über ihren Zöglingen schweben und aufsässig als willensstark umschreiben, oder lieber Fehler beim Lehrer als bei ihren Kindern suchen; die Entwurzelung, die ein Asylbewerber erfährt, die Angst, die einen erst zur Entscheidung Asyl treibt, die völlig fremde Kultur, all das wird angeschnitten, aber nicht in den Mittelpunkt gestellt.

Und so geht man aus dem Saal, mit dem beklemmenden Gefühl, nur ein Kapitel aus den Leben der beteiligten gelesen zu haben, ohne in den Genuss der vorherigen oder nachfolgenden Passagen gekommen zu sein.

Titel: Monsieur Lahzar

Regisseur: Phillippe Falardaeu

Länge: 94 Minuten