Mittwoch, 25. Dezember 2019

Ascendance of a Bookworm, Part 1 Volume 1

Myne sitzt auf einem Stapel Tontafeln, umgeben von Pergament und Mokkan, Brot und Brötchen, Gemüse und Früchten, einer Schiefertafel und ummantelten Messer, Korb und Besen und ein paar Gerichten
Bibliophilie ohne Bücher ist hart.

Urano ist eine Büchernärrin: Ist es gebunden, liest sie es. Ihr größter Traum ist es, ihr Leben von Büchern umgeben zu leben und zu lesen. Ihr akzeptabelster Tod wäre von einer Bücherlawine begraben zu werden. Zu dumm, dass beides wahr wird: Sie wird von einer Bibliothek angestellt wird und während eines Erdbebens von Büchern begraben.

Als sie wieder zu sich kommt, befindet sie sich im Körper eines kränklichen, 5-jährigen Mädchens. Schnell stellt sie andere Ungereimtheiten fest: Ihr Name ist Myne, sie hat eine Schwester, beide Eltern leben, und die Welt ist pseudomittelalterlich.

So verwirrend und unerwartet all das ist, könnte sie mit alledem leben, wenn da nicht ein Problem wäre: Es gibt keine Bücher. Im ganzen Haus nicht. Die einzigen Schriftstücke sind die Preisschilder auf dem Wochenmarkt. Als Myne ein Buch sieht, befindet sich dies in einer Glasvitrine bei einem Pfandleiher und ist unerreichbar für eine arme 5-Jährige.

Was macht eine Buchliebhaberin ohne Bücher – Bücher natürlich! Und so beginnt Mynes Quest zur Erfüllung ihres Traumes mit Papierherstellung. Wenn sie nur nicht so kränklich wäre…

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Wie ihr lesen könnt, ist Ascendance of a Bookworm eine Isekai-Light Novel. Miya Kazuki veröffentlichte die Geschichte zuerst als Webroman und später dann als Light Novel mit 20 Bänden. Beide sind mittlerweile abgeschlossen und vor kurzem (Herbst 2019) begann die Ausstrahlung eines Anime, den man unter anderem bei Crunchyroll sehen kann. Über diesen bin ich auch auf die Light Novel gekommen.

Myne lehnt über eine mit lokalen Schriftzeichen beschriebenen Schiefertafel mit Stift in der Hand, ein strahlendes Grinsen auf dem Gesicht
Myne kann endlich die lokale Schrift lernen
Was mir sehr gut gefällt ist die grundständige Herangehensweise. Bei Isekai ist der eingeführte Charakter oftmals vollkommen übermächtig oder wird es in unverhältnismäßiger Zeit, sei es durch ungewöhnliche Begabung oder Geld oder andere Überbevorteilungen. Im ersten Band zumindest ist dies noch nicht der Fall: Myne ist und bleibt sehr kränklich, und die Ursache ihrer Krankheit wird erst zu Ende des Bandes von Charakteren angeschnitten, und ich hoffe der Grund wird nicht einfach behoben oder ihr eine einfache Lösung angeboten, nach welcher sie alle mit ihrem Können und Wissen einer modernen Welt wegfetzen kann. Wir werden sehen.

Ein weiterer mir angenehmer Teil ist die Einflechtung von Magie. Lasst mich dafür etwas ausholen: Myne ist die jüngere Tochter einer Färberin und eines Soldaten. Vom Eindruck her lebt die Familie an der Grenze zur Unterschicht (meine Interpretation ist, weil Mynes Krankheit immer wieder Vater, Mutter oder Schwester dazu nötigte, auf die Jüngste aufzupassen während sie sich auskurierte), und die ältere Schwester geht täglich in den nahegelegenen Wald um Kräuter, Pilze und Früchte zu sammeln und gelegentlich Wild zu jagen. Diese bereichern nicht nur den Essenstisch, sondern scheinen wirklich den Unterschied zwischen „Leben und Überleben“ für die Familie zu bereiten.

Die Magie tritt dabei folgendermaßen in Erscheinung: Paruubäume und deren Früchte gedeihen im Winter über Nacht und müssen vor der Mittagssonne vorm Ernten mit der Hand aufgewärmt werden, weil Feuer in der Nähe nicht funktioniert. Shumil, ein blaufiedriges und befelltes Feentier muss vorsichtig vorbereitet werden, da eine Beschädigung ihres Manakristalls die Tiere sich in schwarzen Schleim auflösen ließ.

Für mich zumindest deutet das darauf hin, dass sich die Autorin um mehr als die direkten Folgen von magischen Tieren Gedanken gemacht hat.

Ankreiden würde ich Frau Kazuki allerdings, dass sie sehr viel Zeit auf die Essenszubereitung und -beschreibung verwendet, aber das mag einfach Geschmackssache sein (hah!).

Gut wiederum ist, dass zumindest ein Ansatz an Gedanken an die Person verschwendet wurde, in deren Körper Urano hineingeboren wurde; die ursprüngliche Myne existiert(e) bevor die ursprüngliche Urano mit ihr verschmolz. Die neue Myne hat die Liebe ihrer Vorgängerin für ihre Familie geerbt, aber zugleich das Wissen und den Charakter von Urano übernommen. Ich hoffe/vermute, dies wird entweder während der ersten drei oder folgenden vier Bände angesprochen, die jeweils einen zusammenhängenden Handlungsbogen darstellen.

Außerdem liest sich das Buch sehr schnell weg. Ich habe den Band über 2 Tage gelesen, weil ich es irgendwie nicht aus der Hand legen konnte. Ich meine, ich hätte es natürlich aus der Hand legen können, aber während manch anderer Roman einen mit Cliffhanger nach Cliffhanger einfach an die Seiten fesselt, hat mir Ascendance einfach Spaß gemacht zu lesen.
Was irgendwie sehr angemessen war, wenn man das Herausstellungsmerkmal der Hauptperson Myne bedenkt.



Alles in allem hat mir Ascendance of a Bookworm Part 1 Volume 1 sehr gut gefallen.

Titel: Ascendance of a Bookworm: Part 1 Volume 1

Autor: Miya Kazuki

Sprache: Englisch (leicht)

Länge: 325 Seiten (84k Wörter)

Die verschiedenen Charaktere aus dem 1. Band
Die Familie: Im Vordergrund ist Myne, hinter ihr Günther, Effa/Eva und Tuuli; hinten rechts Otto und Benno, weiter vorne Fey, Ralph und Lutz.



Nicht wichtig für euch, sondern nur so als Randnotiz für mich, die Übersetzungsunterschiede zwischen der englischen Light Novel-Version und der deutschen Untertitelung des Anime sowie Eigenworte aus der Welt.

Englisch – Deutsch
  • Personen: Effa – Eva, Gunther – Günther
  • ??? – Raffel: Ein von Mynes Lieblingsspeisen
  • Meryl – Merille: Avocadoartige Frucht, aus der Pflanzenöl gewonnen wird
  • Parue – Paroo: Magische Frucht, in deren innerem ein sehr leckeren, süßen Saft ist
  • Pome: Äußerlich paprikaähnliche Tomaten
  • Devouring – Zerfressung: Mynes mysteriöse Krankheit
  • Banhit – Bamicht: Eine Baumart, die Bambus ähnelt
  • Shumil – ???: Magische Kaninchen
  • Rutreb – ???: Eine Sommerfrucht
  • Ranshel – ???: Leckere, einfach zubereitbare Frucht

Dienstag, 17. Dezember 2019

Karakai Jozu no Takagi-san / Takagi, die Triezmeisterin

Was sich neckt, das liebt sich.

Es gibt ja diese Redewendung, „was sich neckt, das liebt sich“, die meiner Meinung nach darauf beruht, dass Kinder (insbesondere Jungs) ihr Bedürfnis nach Zuneigung vom anderen Geschlecht durch das Aufsichziehen von Aufmerksamkeit der betreffenden Person ausleben, weil sie selbst noch nicht wissen, welche Alternative sie hätten. Sie erlangen die Aufmerksamkeit, indem sie sie ärgern, triezen, oder aufziehen, denn für das Kind ist jede Anerkennung ihrer Existenz – auch eine negative Anerkennung – besser als gar nicht als Person wahrgenommen zu werden.

In dem Sinne ist es verständlich, dass die junge Takagi ihren Banknachbarn Nishikata triezt, wann immer sich eine Gelegenheit bietet. Da Frauen, insbesondere in dem latent bis explizit misogynistischen Japan, nach wie vor in einer passiven Erwartungshaltung gegenüber dem Mann stehen, kommt es Takagi zugute, dass Nishikata wiederum nur zu gerne zurückärgern würde, aber dabei Takagi heillos unterlegen ist. Daher gibt er ihr immer wieder Gelegenheiten, ihn zu triezen und zu veralbern.

Die anderen Drei, v.l.n.r.: Mina mit wuscheligem Haar, Pferdeschwanz und dicken Augenbrauen, Sanae mit schulterlangem Haar und schläfrigem Blick, Yukari mit Brille, Haarspange und langen Haaren.
Die anderen Drei, v.l.n.r.: Mina, Sanae, Yukari
Der Anime ist nett und die Folgen sind in 4-6 Episödchen unterteilt, während derer entweder eine der Triezereien zwischen den Beiden abgehandelt wird, oder der Fokus auf dem Mädchentrio Sanae, Mina und Yukari liegt, die in die gleiche Klasse gehen und eigene kleine Handlungsstränge haben.

Der Fokus liegt offensichtlich darauf, wie Nishikata sich immer wieder einen Kopf macht, wie er denn Takagi dieses Mal drankriegen könnte, während sie wiederum so tut, als wüsste sie von nichts und ihn ins offene Messer laufen lässt. Gegenüber Nishikata sagt sie, sie mag einfach seine Gesichtsausdrücke, wenn er sich wiedermal aufregt, aber es ist mehr als klar, dass sie romantische Gefühle für Nishikata hegt (derer sie sich auch bewusst ist), während er langsam anfängt diese zu erwidern, auch wenn er nicht bereit ist, sich sie einzugestehen.

Die Serie fällt in die Slice-of-Life-Sparte, denn es gibt keine großen Widerstände oder Hindernisse, die es zu bewältigen gilt. Viel mehr liegt der Fokus auf die kleinen Alltagsgeschichten der Charaktere, wie zum Beispiel Nishikata vor Takagi nicht zugeben will, dass er Katzen mag und sie gerne streichelt, während Takagi gerade die Nachbarskatze streichelt, oder wie man lernt mit einer Person auf dem Gepäckträger Rad zu fahren.

Am meisten gegen den Strich ging mir das übertrieben niedliche Charakterdesign (siehe Bilder in diesem Beitrag), das sich doch wirklich sehr stark aufs Kindchenschema verlässt. Wenn man bedenkt, dass die Charaktere alle 12-14 sind (7.-8. Klasse), dann ist das doch etwas verstörend.

Übrigens ist dies eine Mangaumsetzung. Die Vorlage wurde von Sōichirō Yamamoto geschrieben und gezeichnet und hatte zwei Ableger, die sich mit der erwachsenen Takagi und ihrer Tochter sowie deren Klassenkameraden beschäftigen, bzw. die Erlebnisse des Mädchentrios erzählten. Davon habe ich aber nichts gelesen.


Takagi schiebt ein Rad mir Ranzen während Nishikata neben ihr geht
„Bist wohl stirnophob oder was.“
Nette Serie, wenn da nicht die Riesenstirnen wären…

Titel: Karakai Jozu no Takagi-san

Regie: Hiroaki Akagi

Länge: 2 Staffeln á 12 Folgen mit je 4-6 Episödchen

Sprache: Japanisch mit deutschen Untertiteln (auf Crunchyroll)

PS: Ich habe bloß die erste Staffel gesehen.
PPS: Die Serie erschien ein paar Tage nachdem ich sie geschaut hatte zusätzlich auf Netflix mit Synchronisation.

Montag, 9. Dezember 2019

Summerland

Grauer Vordergrund auf gelbem Hintergrund, an der Schnittkante in mittler Entfernung sind vier graue Silhuetten unterschiedlicher Statur und Bekleidung, eine davon weiblich (Rock statt Mantel). Von den 4 Figuren gehen weiß gezackte Strahlen aus, die die Form von Häusern imitieren.
Spionagethriller im Leben nach dem Tod.

Summerland ist ein seltsames Buch. Mir wurde es empfohlen als, und ich zitiere hier: „Es gibt ein Leben nach dem Tod und die Briten haben es kolonialisiert.“ Leider war ich durch The Salvation War bereits für ein derartiges Szenario vorgeprägt und hatte hohe Erwartungen, die nicht erfüllt wurden, was meinen Genuss des Buches etwas geschmälert hat.

Die eigentliche Prämisse ist, dass gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein gewisses ,Leben nach dem Tod‘ entdeckt und erforscht wird. In diesem ist vieles vergänglicher und auf Gedankenformen und dergleichen basierend im Verhältnis zu unserer Welt. Um ein Gleichnis aufzumachen, die Realität wie wir sie kennen überlappt sich räumlich mit dem Jenseits so wie die Titelseite eines Buches sich mit allen anderen Seiten überlappt. Das Jenseits befindet sich größtenteils auf den paar hundert Seiten im Mittelteil dieses Buches und es kostet Energie sich der Titelseite anzunähern. Und im Umkehrschluss ist es energetisch einfach in das Nachwort zu fallen ist, aber der Aufstieg kostet wieder Energie.

Vor diesem Hintergrund findet die Handlung in einem abgewandelten Europa der ca. 1930er statt. Russland wird von einem auf Lenins Geist basierendem Etwas gesteuert und die Kommunisten streben nach wie vor die Befreiung der Welt von der Jochschaft des Kapitalismus und Imperialismus an, verkörpert hier durch das Vereinte Königreich. Beide Weltmächte (die USA werden bestenfalls in Nebensätzen erwähnt) liefern sich Kämpfe in dunklen Gassen, es gibt Agenten, Doppelagenten, Trippelagenten, Unterwanderung und Maulwürfe auf beiden Seiten.

Die Hauptfigur ist Rachel, ihres Zeichens Betreuerin eines russischen Überläufers, eine Position die sich mühsam und gegen Widerstand des Establishments erstreiten musste. Natürlich gehen Dinge schief und Rachel wird verstrickt in Ränkespiele der Mächtigen, muss einen Maulwurf enttarnen, und sich dabei noch –als fürsorgliche Gattin natürlich – um ihren von posttraumatischer Belastungsstörung geplagten Ehemann kümmern.
”The windmill you’re tilting at is very high and ancient and English: privilege.“
Was ich interessant fand, war die mittlerweile eingezogene Gleichgültigkeit über die Gewissheit, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Zumindest im britischen Jenseits gibt es Anstellungen und Rente, man kann sich seinen Zugang zum Jenseits kaufen und der Transit, der mit dem unwiderruflichen Tod des Körpers einhergeht, kann und darf problemlos vor dem natürlichen Tod eintreten. Genauso gibt es keinen Zwang zum Jenseits – prägt man sich kein Ticket ein, geht die Essenz der Seele auf der anderen Seite innerhalb von Stunden bis Tagen verloren.

Dieser letzte Aspekt erinnert mich, jetzt wo ich darüber nachdenke, an eine Szene aus David Brins Copy / Kiln People. Welche genau würde aber zu viel über die Handlung verraten, deswegen will ich gar nicht mehr dazu sagen. Ansonsten könnte man Summerland noch als Steampunk verorten, denn es gibt Telefone ins Jenseits und ähnliche, realitätsübergreifende Technologien, die mit vorcomputerlichen Methoden funktionieren. Oder vielleicht auch Ghostpunk, wenn es das denn gibt.

Sehr amüsant ist auch noch, dass einer der Nebenfiguren wirklich sehr stark an Winston Churchill angelehnt ist, und dass die Sprache des Settings durchaus Einzüge von Pulp- und Groschenromanen hat (Ectotank / Ektopanzer, Ectophone, etc.). Negativ, aber für seine Zeit akkurat ist natürlich die Behandlung von und Erwartungshaltung an Frauen und sozial Niedergestellte.


Im wesentlichen Meh.

Titel: Summerland (ISBN: 978-147-320328-0)

Autor: Hannu Rajaniemi

Sprache: Englisch (Mittel)

Länge: 336 Seiten (83k Wörter)

Sonntag, 1. Dezember 2019

One Room

Die drei Routen der ersten Staffel, v.l.n.r. Moka, Yui, Natsuki
Die genretreueste Umsetzung einer Visual/Kinetic Novel

One Room ist wirklich seltsam. Für den Grund muss ich etwas ausholen…
Ich hatte ja schon Mal den Erklärbär zu Visual Novels gemacht, aber kurz zusammengefasst, ist das im Prinzip ein Buch, welches man „spielen“ kann, mit verschiedenen Zielsträngen und Enden. Dabei wird der Text durch statische Hintergründe und Vordergründe unterstützt, welche Räume und Umgebung des Textes bzw. die sprechenden oder relevanten Personen abbilden unterstützt. Es ist definitiv weniger Spiel als Buch, denn die Handlung ist streng vorgegeben und das Interaktionsvermögen oftmals auf Routen beschränkt, die der Protagonist abklappern kann. Wenn es gar keine Routen gibt und man im Prinzip bloß „umblättert“, dann ist das eine Kinetic Novel.

Fast genau so ist auch dieser Anime: es gibt stets bloß eine Person – die betreffende Eroberung – und der nominelle Protagonist, üblicherweise der Leser, hier der Zuschauer, tritt nie in Erscheinung und sagt kein Wort. Stattdessen reagieren die Mädchen so, als würde er sich am Gespräch in der ihnen optimalsten Art und Weise beteiligen.

In One Room gibt es fünf Routen:

  • Yui, eine frisch zugezogene Nachbarin, die versucht die Aufnahmeprüfung für die (natürlich hochrenommierte) Tokioter Universität des „Haupt“-Charakters zu bestehen.
  • Natsuki, die kleine Schwester des „Haupt“-Charakters, die ihn aus Sorge in Tokio besucht und im Haushalt aushilft
  • Minori, die Badehausenkelin
    Minori, die Badehausenkelin
  • Moka, Kindheitsfreundin des Protagonisten. Sie hatte einen kurzen Erfolg als Sängerin und Songschreiberin während er sich als Romanautor versucht.
  • Minori, Enkelin eines Badehausbetreibers, das ohne männlichen Erben droht demnächst stillgelegt zu werden, während der Protagonist im selbigen angestellt ist.
  • Mashiro, ehemalige Gymnastin auf Jobsuche, die den Protagonisten dabei ertappt, wie er sie heimlich fotografiert.
Die Serie ist nicht wirklich anspruchsvoll, was sich wahrscheinlich am besten dadurch darstellen lässt, wenn ich zugebe diese Beitrag während der zweiten Staffel geschrieben zu haben, die gleichzeitig in einem weiteren Fenster nebenbei lief. Hochtrabend ist One Room nicht gerade.

Wie man sieht, sind die Routen (ich weigere mich, diese Figuren als Charaktere zu beschreiben, denn dies sind sie definitiv nicht) viele durch ein Mächteungleichgewicht geprägt oder anderweitig nicht gesund: Student zu Nachhilfelehrer, kleine Schwester zu großer Bruder, Angestellter zu Oberstufenschülerin, heimlicher Fotograf zu Subjekt. Einzig die Beziehung mit Moka sticht als gleichauf heraus.

Mit diesem Ungleichgewicht zieht es sich durch den Rest der Serie durch; die Routen werden in lasziven oder niedliche Posen gezeigt, während die Kamera als Ich-Perspektive des Protagonisten dessen Blick folgt und auf Hüfte und Brustbereich verharrt oder zoomt. Weiterhin ist die Verharmlosung der unerlaubten Fotografie von Frauen, insbesondere in Japan, einem Land mit ausgeprägter patriarchalischer und passiv misogynistischer Gesellschaft, mehr als bedenklich. Als Mashiro dann auch noch anfängt den Protagonisten ,Onii-san‘ (großer Bruder) zu nennen… Ja, die Serie hat ihre Probleme.

Dennoch hat One Room ihre Vorteile unter dem Aspekt des Einblicks in die Erwartungshaltung einer Untergruppe in die japanische Gesellschaft. Außerdem ermöglich sie es einem, viele der Standardideen von romantischen Visual und Kinetic Novels zu begegnen, ohne diese dafür spielen zu müssen.
Insbesondere ist dies anmerkenswert, denn die Serie besteht aus zwei Staffeln, deren Folgen jeweils 4 Minuten lang sind (einschließlich 30-sekündigem Opening bzw. Ending), so dass man, selbst wenn man die ganze Serie sieht (was ich nur beschränkt empfehlen kann), innerhalb von 100 Minuten durch ist.



Bedenkliche Serie.

Titel: One Room

Autor: Eiji Mano

Folgen: 25 à 4 Minuten (Crunchyroll, + 3 nicht verfügbare OVA)

Sprache: Japanisch mit deutschen Untertiteln

Ich glaube ich werde mir aus morbider Faszination die Schwesterserie Room Mate anschauen, bei der die Protagonistin Verwalterin einer Jungs-WG ist.

PS: Verdammtes blogger.com hatte dreiviertel meines Posts gefressen weil es zu dumm zum automatischen Speichern war…

Mashiro mit Businessfrisuer und adrettem Anzug mit kurzem Rock macht einen Längsspagat
Mashiro, Gymnastin und Office Lady!