Donnerstag, 27. September 2012

Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt

Roadmovie mit unsichtbarem Weltuntergang

Dodge ist in den vierzigern, seit Jahren verheiratet und freut sich darauf, mit seiner Frau das Ende seiner Tage zu erleben. Zu schade, dass dieses Ende sehr nahe ist und sie wortwörtlich in den Wald läuft, als die einzige Chance auf Rettung fehlschlägt.

Der über 100km große Asteroid, der auf Kollisionskurs mit der Erde ist, konnte nicht zerstört oder abgelenkt werden, und bei einem Objekt dieser Größe kann man davon ausgehen, dass die ganze Welt untergeht. Der Krater würde pauschal überschlagen eine Hemisphäre umfassen und Feuerstürme würden die Erde umrunden. Kurz: nichts nennenswert Mehrzelliges überlebt.

Doch Dodge wurde verlassen. Trist geht er weiter seiner Arbeit nach, während um ihn herum Menschen Selbstmord begehen, alle Gesetze und Anstand fahren lassen oder randalierend durch die Straßen ziehen.

Als eines Abends vor seinem Fenster seine junge Nachbarin Penny heulend auf der Feuertrepe liegt, tröstet er sie und die beiden freunden sich an. Sie übernachtet bei ihm, nachdem sie sich von ihrem Freund getrennt hat und er seine Sachen aus der Wohnung räumt. Am nächsten Tag bringt Dodge Penny dann zu ihrer Wohnung, wo sie ihm prompt seine falsch eingeworfenen Briefe aushändigt.

Einer dieser Briefe war von seiner alten Jugendliebe Olivia, die ihm gesteht, dass er ihre einzig große Liebe war. Nach Frust, Trunk und Hundeadoption fliehen er und Penny vor dem randalierenden Mob in Richtung seiner alten Jugendliebe. Penny wiederum macht sich Vorwürfe darüber, dass sie ihre Familie in England nicht mehr wird besuchen können, da mittlerweile keine Flüge mehr gehen.

Bei dieser Reise stoßen sie auf verschiedene eigentümliche Menschen, wie einen bedenklich ausgerüsteten Trucker, eine orgiastische Bar und seltsam vorbereitete Survivalisten. Penny und Dodge kommen sich darüber näher und ... na ja, den Rest müsst ihr selbst sehen :D

Dodge ist, wenn man von seinem Hustensaftkonsum ausgeht, ein konzentriert unglücklicher Mensch, und sein Name bedeutet ironischerweise "Ausweichen", während Penny eine stets gut gelaunte Endzwanzigerin ist, mit stets optimistischem Ausblick.

Von der Prämisse würde der Film ja eine gewisse Nähe zu Melancholia aufkommen lassen, denn bei beiden Filmen spielen kurz bevorstehende Weltuntergänge (wann verwendet man dieses Wort schon Mal im Plural?) eine Hintergrundrolle, um den Zerfall der Gesellschaft zu begründen.

Auf der Suche (…) geht das Weltuntergangsszenario aber weniger pessimistisch als Melancholia an. So gibt es oft genug Szenen, in denen verschiedene Charaktere sich dafür entscheiden, das beste aus ihrer verbliebenen Zeit zu machen. Manche entscheiden sich für einen lebenslangen Surfurlaub, während an einem Strand eine Prozession von Heiratswilligen sich von einem Pater in der Brandung trauen lässt. Dem entgegen stehen die verstreuten Hinweise auf die negativen Aspekte des bevorstehenden Weltuntergangs – Leichen auf den Straßen, ziellos randalierende Massen, Auftragsmörder.

Alles in allem zeichnet der Film aber ein bittersüßes Ende der Welt, das durch Mitgefühl und Menschlichkeit ertragbar wird.

Titel: Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt (Seeking a Friend for the End of the World)

Regisseur: Lorene Scafaria

Länge: 101 Minuten

Samstag, 15. September 2012

Existence

…oder 101 Gründe, wieso wir nie auf echte (nicht fiktive) Aliens gestoßen sind.

David Brin hat sich mit seinem aktuellen Buch einige Zeit genommen, um genau zu sein sind es 10 Jahre seit Copy (im Original: Kiln People) in den USA erschien, oder 7 für die deutsche Veröffentlichung.

Wie schon in einem seiner vorigen Bücher, Erde, spielt die Handlung nur einige Jahrzehnte in der Zukunft, mit einigen interessanten technologischen Entwicklungen. So ist das Internet noch umfassender geworden und hat sich zu verschiedenen Schichten, die Folien gleich über die Realität gelegt werden können, gemausert. Die Entwicklung von künstlichen Intelligenzen, KIs bzw. AIs, ist – wie immer – kurz davor, den Durchbruch zu schaffen und eine echte, wahre künstliche Intelligenz zu erschaffen, während eine versehentliche, nicht replizierbare bereits durch das Netz schleicht.

Mannigfaltige Entwicklungen haben dazu geführt, dass sich die Weltbevölkerung einigermaßen stabilisiert, aber trotzdem keine Mangelversorgung herrscht. Es gibt verschiedene politische Blöcke, wie eine Erdunion, Großchina, die Vereinigten Staaten, etc., aber die verschiedenen hochkomplexen Algorithmen und KIs prophezeien, dass der aktuelle Mitigierungsversuch, der Big Deal, innerhalb von ein paar Jahren scheitern wird und es zu einer Art Klassenkampf zwischen einem privilegierten Adel (basierend auf Geld, Blutlinien, und anderem Schnickschnack) und den weniger privilegierten Massen kommen wird.

Einen besänftigenden Druck übt die Verzichtsbewegung aus, welche die rasanten technologischen, wissenschaftlichen und kulturellen Entwicklungen bremsen und kontrollieren will.

Und in genau diesem prekäre Gleichgewicht sammelt der Weltraummüllmann Gerald Livingstone ein kristallines Objekt ein, das äußert ungewöhnliche Eigenschaften aufweist. Parallel dazu verfolgt der Leser eine Zeit lang Hamish Brookeman, eine Art hoch erfolgreicher Autor von Technothrillern, nicht Michael Crichton unähnlich, der die Verzichtsbewegung unterstützt. Und dann gibt es da noch die neue Reporterin Tor, die gerade einer Story auf der Spur ist, als ihr was interessanteres dazwischen kommt.

Brin gestaltet eine interessante und in Zügen plausible Welt, mit interessanten und glaubwürdigen Charakteren. Dabei ist der Unterton, der sich unentwegt durch die ganze Handlung zieht, wieso dort im Weltraum diese Große Stille herrscht.

Denn, sind wir mal ehrlich, unter der Annahme, dass es intelligentes Leben außerhalb unseres Sonnensystems gibt, wieso haben wir von denen noch nie was gehört? Gehen wir davon aus, dass wir in einem Einsteinschen Universum sind, also keine überlichtschnellen Antriebe, keine Antischwerkraft wie wir sie aus den Weltraumopern kennen, dann… ist die Frage die gleiche. Vielleicht ist es zu kostspielig, Kolonieschiffe zu benachbarten Systemen zu schicken, aber Sonden sollten doch gehen, oder? Gehen wir davon aus, wir schicken Sonden zu nahegelegenen Systemen, und wollen das ganze effizient machen, also machen wir sie ein bisschen größer und geben ihnen die Fähigkeit, sich selbst zu reproduzieren. Okay, dann brauchen sie Jahrhunderte zu einem anderen Stern, und vielleicht nochmal Jahrhunderte, um Nachkommen zu bauen und loszuschicken, während die Muttersonde ihre Beobachtungen zur Erde schickt.

Also wieso sehen wir dort draußen keine Sonden von solchen Aliens?

Gibt es einen großen Filter, einen Selektor, der solche Sonden verhindert?

Dies sind die Fragen, denen sich die Charaktere in dem Buch widmen. Dies sind die Fragen, welche es zu beantworten gilt. Und eine Antwort ist dringend notwendig, den vielleicht ist die nahende Klassenkrise der Selektor?

Von diesen Grübeleien abgesehen bin ich von Existence angetan, denn ungleich einiger anderer Werke von Brin (Uplift, Copy, Erde, Postman), ist dieses mal das Finale nicht fantastisch bis grenzwertig hanebüchen.

Ein besonderes Augenmerk verdient noch die Sprache. Sind die meisten Begriffe von mittlerer Schwere in der Verständlichkeit, so kommt es doch beiläufig zu Worten, die man als Zweitsprachler auch nicht aus dem Zusammenhang zufriedenstellend deuten kann. Dazu kommen noch Neuschöpfungen von Worten, um einen Futureslang zu erschaffen, der Authentizität verleihen soll. Davon abgesehen macht nur Profnoo mit seinem Jamaikaakzent Probleme, aber was will man machen...

Titel: Existence

Autor: David Brin

Sprache: Englisch (mittel bis kreativ)

Länge: 556 Seiten

Montag, 10. September 2012

Total Recall (2012)

Nette, aber blasse Neuauflage

Total Recall ist ein Film, der sowohl auf einer Kurzgeschichte von Philip K. Dick als auch dessen Hollywoodadaption von 1990 basiert.

Zur Welt: Nach einem mit chemischen Waffen geführten Weltkrieg sind die größten Teile der Erde unbewohnbar und nur das föderierte Großbritannien sowie die "Kolonie" Australien sind noch bewohnbar.

Beide Landmassen sind durch einen Hochgeschwindigkeitstunnel durch die Erde verbunden, den sogenannten Fall (englische Aussprache). Doch sind sowohl die Föderation als auch die Kolonie überbevölkert, und letztere wird zudem ausgebeutet. So ist es nicht verwunderlich, dass es eine Widerstandsbewegung gibt.

Douglas Quaid ist Pendler durch den Fall und stellt Sicherheitsdroiden her, ist mit einer Polizistin verheiratet und seht sich nach mehr, insbesondere nachdem er bei einer Beförderung übergangen und ein minder qualifizierter Bürger, der aber aus der Föderation stammt, ausgewählt wird.

Durch Werbung wird er auf Rekall aufmerksam, eine Firma, die einem künstliche, aber nicht von realen unterscheidbare, Erinnerungen ins Gehirn pflanzt, solange man nicht bereits ähnliche Ereignisse erlebt hat. Wenn man also noch nie Fallschirmspringen war, kein Problem, aber wenn, dann würde solch eine Erinnerungen mit der künstlichen wechselwirken und Schaden anrichten.

Douglas geht auf Nummer sicher und nimmt deshalb das Geheimagentenpaket, schließlich arbeitet seine Frau zwar bei der Regierung, er ist aber bloß Fabrikarbeiter.

Zu schade, dass es trotzdem zu Komplikationen kommt. Die Polizei stürmt das Labor und will Douglas verhaften. Doch wieso schaltet er dann wie aus Reflex ein halbes Dutzend hochtrainierter Sicherheitskräfte aus, als wäre es nichts?

Panisch fliegt Douglas nach Hause in die Arme seiner ihn liebenden Frau Lori, die ihn tröstend in die Arme nimmt. Und zudrückt. In Mr. und Mrs. Smith Manier fangen Douglas und Lori sich an zu prügeln, und dabei kommt heraus, dass seine Frau nicht seine Frau ist, sondern eine Agentin der Regierung, die ihn überwachen sollte.

Ich will nicht noch mehr verraten, aber der Film folgt leider ziemlich dem Verlauf des 22 Jahre älteren Vorbilds mit leicht verändertem, pseudorealistischerem Setting. Es gibt wieder einen machthungrigen Quasidiktator, es sind wieder viele Leben auf dem Spiel, es gibt wieder eine dreibrüstige Prostituierte.

Dessen ungeachtet ist der Film im großen und ganzen unterhaltsam, aber mehr auch nicht. Es fehlt der Witz und Charme des Vorbilds, stattdessen wird eine typische Dystopie gemalt, in der die Welt zwar läuft, bloß nicht sonderlich rund.Trotzdem zeichnet Wiseman eine interessante Welt, die sich an Cyberpunk zu orientieren scheint mit dem steten Regen, dem überwiegenden dunklen Farben und Großstadttristesse.

Die Effekte sind im Gegenzug gut gelungen und die Macher haben sich Mühe gegeben, ihre Köpfe in Richtung von wissenschaftlichen Prinzipien zu nicken, aber das war's im wesentlichen auch.

Ähnlich verhält es sich auch in den Charakteren. Irgendwie will die Sympathie zu Douglas und seinen Mitstreitern fehlen, und die mäßige schauspielerische Leistung kann die Mängel in der Handlung auch nicht wettmachen, was zu gewissen Längen führte.

Und so ist Total Recall zwar kein Totaler Reinfall, aber auch weit von einem Totalen Erfolg entfernt.

Titel: Total Recall

Regie: Len Wiseman

Länge: 118 Minuten

Wissenschaftliche Ungereimtheiten:
  • Der Fall dauert 17 Minuten. Ein bisschen Rechnen zeigt, das ist kein Fall, das ist eine Beschleunigung bis zum Erdkern, und dahinter negativ beschleunigt (auch Bremsen genannt), und keine Freifallphase zwischendurch!
  • Die U-Bahn, mit der sie in die toxische Zone fahren... die verseuchte Zone ist dicht genug dafür? Das Satellitenbild vom Anfang zeigt aber Lichter in halb Europa...
  • Stark dreidimensionale Bauweise, aber Wohnungen mit Räumen zusammengeklatscht wie ein Unfall auf dem Containerhafen?
  • Chemiebasierte Erinnerungen (statt neuronale Verknüpfungen)

Freitag, 7. September 2012

Hinterm Horizont

Nettes Märchen mit leichter Ost-West-Thematik

Durch einen glücklichen Zufall habe ich letztens mein erstes Musical, Hinterm Horizont, gesehen, das eine nette Geschichte erzählt.

Einstand bildet eine Journalistin, die für ihre Zeitung einen Aufmacher suchen soll, und da stößt sie auf eine Fotografie, in der Udo Lindenberg bei einer der wenigen DDR-Konzerte in den 80ern eine junge Frau umarmt.

Schnell kommt sie ihr auf die Schliche, es ist Jessi, sie ist verheiratet, hat einen mittlerweile jugendlichen Sohn und wohnt zusammen mit ihrer Familie in einer 70-m2-Plattenbauwohnung. Sie erkennt sich auf dem Bild wieder, und mit erinnert sich an die verrückte Zeit damals.

An ihre Eltern, und ihren gleichermaßen Lindenberg-verrückten Bruder Stefan. Die Vergangenheit und Erinnerung ist jetzt im Vordergrund. Damals war Jessi Mitglied in einem Chor und trat direkt vor Udo auf, weswegen auch die Chorkarten komplett ausverkauft waren.

Nach ihrem Gesangsauftritt zieht Udo sie aus der Reihe und flirtet mit ihr, und beide verlieben sich ineinander. Jessi nimmt sich vor, zu jedem seiner Konzerte diesseits des eisernen Vorhangs zu fahren.

Während dessen unterstützt Stefan sie in ihren Avancen Udo gegenüber und hilft ihr, ihm Briefe zukommen zu lassen, bis er geschnappt wird un in den Bau wandert.

Nach Jahren der systematischen Unterdrückung schließlich hat Stefan genug und flieht, mit Reuhe seine Schwester zurück lassend. Aber er lässt ihr eine Nachricht zukommen: Das nächste Konzert von Udo wird in Moskau stattfinden, und nach Moskau reist sie.

Der Auftakt vom Musical ist ziemlich gut gelungen, wäre da bloß nicht der Ton zu laut gewesen. Es mag sein, dass meine Ohren einfach noch zu gut sind und daher weniger gut auf Schallbombardement reagieren, aber es überschritt doch teilweise die Grenze zum schmerzhaften.

Davon abgesehen hat es mir sehr gut gefallen, und jetzt habe ich eine Messaltte, an welcher ich andere Musicals messen kann, wenn ich mal wieder zu der Gelegenheit komme. Das Bühnenbild war recht dynamisch und die Regie legte es nicht darauf an, ein realistisches, sondern gefühltes Bild zu schaffen.

Bestes Beispiel dafür war die vielfältig verwendete Mauer, die teilweise wirklich als die Mauer, teilweise als Fernsehübertragung, Konzertmonitore oder andere Kulisse verwendet wurde.

Einziges Manko sonst noch: Die in einer Szene verwendeten Glitzergirlanden haben sich teilweise in dem Zuschauerbalkon verfangen und hingen dann in den Projektorstrahl, so dass sie munter durch die Gegend geblendet haben.

Alles in allem hat es mir aber gut gefallen. Und nach dem Musical hat man automatisch die Spreche vom Udo im Kopf.

Titel: Hinterm Horizont

Thema: Ost-West, Stasi, Romantik

Regisseur: Ulrich Waller

Mittwoch, 5. September 2012

Merida – Legende der Highlands

Dickkopf lernt Lektion


Merida ist die Älteste ihres Vaters, Bärentöter/König Fergus, hat gewitzte Drilling als Geschwister, und obwohl sie eine Prinzessin ist, leidet sie doch unter den Ansprüchen und Anforderungen ihrer sie liebenden Mutter Elinor. Diese hat ganz genaue Vorstellungen, was eine Prinzessin zu tun und was sie zu lassen hat und setzt diese auch immer wieder mit Nachdruck durch.

Dabei will Merida nichts anderes, als mit ihrem Pferd durch die schottischen Highlands reiten, Berge erklimmen, Bogen schießen und ihre Freiheit genießen.

Das stellt sich als Problem heraus, als die drei Clans ihrem König einen Besuch abstatten, um der uralten Tradition gerecht zu werden und ihren Erstgeborenen um die Hand des Königskindes anhalten zu lassen.

Spitzfindig nimmt Merida diese Tradition beim Wort, tritt nach den drei Söhnen, zur Empörung aller, selber an und deplaziert sie. Ungehalten überwerfen Merida und Elinor sich und in einem Streit wird der frisch gestickte Wandteppich Elinors zerschnitten, während Meridas Bogen im Kamin landet.

Wutentbrannt und den Tränen nah flieht Merida und landet – einer Irrlichtfährte folgend – bei einer Holzschnitzerin/Hexe. Nach einigem Handeln kauft Merida ihr einen Zauber ab, in Form eines Kuchens, der ihr Schicksal verwandeln soll.

Zurück im Schloss bietet Merida diesen Kuchen ihrer Mutter als Versöhnungsversuch an. Er schmeckt grausig. Und er wandelt das Schicksal, genauso wörtlich wie Merida die Tradition nahm.

Königin Elinor wird ein Bär.

Und hier unterbreche ich meine Inhaltsbeschreibung, ihr wollt ihn ja schließlich selbst sehen.

Merida, im Original Brave (also mutig), ist der aktuelle Pixarfilm und hat das erste Mal eine weibliche Heldin. Inhaltlich ist es näher an Disney angesiedelt, durch seine Grundlage in Märchen und einen leichten Hauch von fad (im Sinne von nicht so originell wie gewohnt), weiß durch seine fantastischen Bilder aber zu überzeugen.

Die Highlands, Landschaften und Umgebungen sind sehr gut und zeigen ein weiteres Mal den technischen Fortschritt, der sich nicht nur in der Haarlänge der Figuren, sondern auch den wabbernden Nebelbänken zeigt.

Der 3D-Aspekt des Films ist übrigens sehr dezent, so dass sich Merida problemlos in normal anschauen lässt, ohne etwas zu verpassen.

Trotzdem fehlt Merida irgendwo der Charme seiner Vorläufer. Vielleicht hätte etwas Biss, oder Mut zur Andersandertigkeit, geholfen.

So bleibt der Film technisch einwandfrei und unterhaltsam, aber das gewisse Etwas fehlt halt.

Titel: Merida

Regisseur: Mark Andrews, Brenda Chapman, Steve Purcell

Länge: 94 Minuten

PS: Brave als Titel gefällt mir besser. Nicht, weil es Englisch ist oder so, sondern weil es mehr Bedeutung hat. Mut, sich Gefahren entgegenzustellen. Mut, sich seinen Eltern zu widersetzen. Mut, seine Fehler einzugestehen.

Montag, 3. September 2012

ParaNorman

Geisterflüsternder Außenseiter überwindet seinen Schatten


Der junge Norman ist relativ normal. Er geht zur Schule, ist 11 Jahre alt, und unterhält sich auch öfters Mal mit seiner Oma.

Das Unnormale daran: Die Oma ist tot.

Und sie ist nicht die einzige grüne Geistesgestalt, die Norman sieht und mit der er sprechen kann, nein, da sind noch mehr: Der ehemalige Briefträger, der halbierte Hund von einem Freund, und noch ein paar andere Geister in der Stadt.

Da er über diese Fähigkeit nicht lügt, wird er in der Schule ausgegrenzt, geschnitten und gehänselt, insbesondere von Alvin, dem Schulschläger. Bloß Neil, ein übergewichtiger Junge mit allerhand Kränkeleien und daher in ähnlicher Position, macht sich nicht über Normans Fähigkeit lustig, sondern findet sie sogar recht cool.

In der Stadt wird mittlerweile das 300. Jubiläum der Hexenprozesse vorbereitet, und die Schule wird dafür mit einem Theaterstück die damalige Geschichte nacherzählen. Während dieses Stücks hat Norman eine Vision und macht sich dabei zum Affen, zum Leidwesen seines Vaters (sprich: Hausarrest).

Laut der Vision wird die Hexe von vor 300 Jahren wieder erscheinen, und mit ihr die sieben Ankläger, Zeugen und Richter, die sie damals verdammt haben, als lebende Tote aus ihren Gräbern wieder auferstehen.

Die einzige Möglichkeit, dies zu verhindern, liegt in einem Buch, dass der lokale Stadtirre in seinen toten, kalten Händen festhält. Woher Norman von dieser Rettungsmethode weiß? Der Geist des Stadtirren hat es ihm gesagt. Auf dem Klo. In Poltergeistmanier. In Anwesenheit von Alvin, dem Schläger.

Also macht sich Norman daran, trotz der Hänseleien und vermutlichen Undankbarkeit der Stadt, genau diese zu retten.

Natürlich tauchen auch die Zombies auf, es gibt Wendungen und Wandlungen, aber diese sind gut ausgeführt.

Der Film selbst ist in Stop-Motion-Technik gedreht und mit 3D versehen, auch wenn ich davon nicht viel mitbekommen habe (ergo: auch ohne verlustfrei schaubar). Die Mimik der Charaktere ist sehr variabel und bei weitem nicht auf die übliche Anzahl an Gesichtsausdrücken begrenzt, was den Figuren eine menschlichere und fließendere Note verleiht.

Interessanterweise habe ich mich im Endakt vom Film an Limbo erinnert gefühlt, wahrscheinlich durch die Horror- und Designelemente. Kommen wir also zum Genre. ParaNorman fällt am ehesten in die Kategorien Horror, durch viele Elemente aus Gruselfilmen, sowie Komödie, aufgrund des allgemeinen Designs der Welt und der Dialoge der Charaktere.

Am ehesten könnte man ihn also als Horrorfilm für Kinder beschreiben, denen vielleicht etwas von der Angst genommen werden soll. Ich meine, mit einer Leiche um ein Buch zu ringen, kann schon in Witzigkeit ausarten.

Titel: ParaNorman

Regisseur: Sam Fell, Chris Butler

Länge: 92 Minuten

Interessante Alternativen: Coraline, Nightmare before Christmas

PS: Das schelmhafte Schmunzeln kommt im Film nicht oft vor und beschreibt Norman's Charakter nicht gut.