Montag, 19. Mai 2014

The Mote in God's Eye

Der Aufstieg und Fall von Zivilisation als Bevölkerungskontrolle



Jahrhunderte nachdem ein Raumsprungantrieb entwickelt wurde, ist die Menschheit regelmäßig in dem Aufbau und Zerstörung von menschlichen Reichen beschäftigt und es wurde bisher kein intelligentes Leben entdeckt. Graduell steigt die Spitze der Technologie, aber der stete Zwist mit anderen menschlichen Reichen lässt diese regelmäßig in Vergessenheit geraten.

Momentan sind große Teile der Menschheit in einem quasifeudalistischen Imperium vereint, dass seinem Vorgänger nachstrebt, aber noch nicht gleich kommt. Die Antriebe erlauben Beschleunigung mit mehrfacher Erdbeschleunigung, ein Sonnensystem ist relativ klein, was die Reisezeit angeht, und die anderen Sterne sind nur einen Raumsprung entfernt. Da entpuppt es sich doch als äußerst überraschend, als in einem besiedelten System ein Raumschiff auftaucht, das mit Sonnensegeln angetrieben wird – und dessen Endstation ein Stern ist.

Schnell wird das von dem Segel gezogene Raumschiff geborgen, aber große Teile der Mannschaft verlassen zuvor das Schiff und lassen den Piloten zurück, der die Bergung nicht überlebt. Und er ist offensichtlich kein Mensch, sondern ein Außerirdischer, mit Fell und einem seltsam asymmetrischen Körperbau.

Mit einer gleichermaßen fremdartigen Technologie ist schnell klar, dass Kontakt zu diesen Aliens hergestellt werden muss; ein Kreuzer voller Wissenschaftler und ihrer Geräte sowie ein Schlachtschiff werden zu dem Ursprungssystem der fremden Raumschiffes geschickt.

Dort angekommen stoßen sie auf eine seltsame, hochentwickelte Kultur…



Ich habe Mote als Hörbuch gehört, aber das war trotzdem schon recht nett. Insbesondere der typische schottische Dialekt der Ingenieure, der sogar eine Erklärung erfährt, ist spaßig zu hören.

Davon abgesehen ist Mote eine gute Betrachtung eines ersten Kontaktes mit einer sehr fremdartigen Kultur; viele der uns naheliegenden Designprinzipien treffen auf die sogenannten Moties nicht zu, allein schon aufgrund der Zeitspanne, während derer sie Zivilisation und Technologie sich zu eigen gemacht hatten. Da sie nicht an das interstellare Straßensystem des Raumsprungs angebunden sind (ihre "Straße" fährt aus ihrer Sicht gegen eine Wand, ist aber eher eine Hürde), haben sich die Moties nie jenseits ihres Systems ausbreiten können. Gerade aufgrund dieser Beschränkung gab es evolutionäre Drücke, welche eine Einnischung in verschiedene Unterarten nötig machte.

Niven und Pournelle verbringen gut ein Drittel des Buches mit der Hinleitung, bevor die Aliens überhaupt besucht werden, und in diesem Drittel wird eine nachvollziehbare und glaubwürdige Gesellschaftssituation der Menschen in einem interstellaren Lebensraum dargestellt. Eine Quasiaristokratie, ähnlich den Abh in Crest of the Stars, mit einem Hauptherrscher und Adligen in ihren System, die einen halbwegs autonomen Handlungsspielraum genießen, aber unter Beobachtung der mächtigen Raumflotte stehen.

Die Moties und ihre Geschichte sind gleichermaßen ausgearbeitet und tiefgründig und der zweite Teil dreht sich darum, genau diese Hintergründe herauszufinden, während das letzte Drittel die Konflikte aus dem zweiten verarbeitet.



Eine nette Weltraumoper.

Titel: The Mote in God's Eye (dt: Der Splitter im Auge Gottes)

Autor: Larry Niven, Jerry Pournelle

Länge: 874 Seiten, 20+ Stunden

Sprecher: L. J. Ganser

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