Montag, 2. Dezember 2013

eXistenZ

Großaufnahme eines männlichen Gesichtes von einer Seite beleuchtet, mit vaguen fließenden Formen überlegt
Wenn das Spiel nicht von der Realität zu unterscheiden ist…

Allegra Geller ist eine geniale und in Spielerkreisen legendäre Softwareentwicklerin und hat die letzten paar Jahre mit der Entwicklung von dem eXistenZ verbracht, einem heiß erwarteten Computerspiel. Über seinen Bioport, eine Schnittstelle Hirn-Computer-Schnittstelle, schließt man sich an die Spielekonsole an und wird in eine Welt geleitet, die in einem Grad der Realität gleicht, der bisher unerreicht blieb.

Ted Pikul ist bloß ein kleiner Angestellter der Firma, die eXistenZ vertreiben wird, und daher als Kontrolleur eingesetzt. Er überprüft, ob die verschiedenen geladenen Pressevertreter für die erste öffentliche Vorführung sauber sind und keine Aufnahmegeräte oder Waffen dabei haben.

Bloß als Allegra die geladenen Vertreter in eine Sitzung eXistenZ führt, zückt einer der Zuschauer eine Waffe und schießt auf gezielt Allegra und anschließend auf umstehende Personen. Ted rettet die Spieleentwicklerin und flieht mit ihr, nachdem er dem Angreifer die biologische Waffe abgerungen hat.

Auf der Flucht erzählt Ted Allegra von sich und die beiden kommen sich näher, aber Allegra macht sich Sorgen um ihre Konsole, auf der die einzige Masterkopie von eXistenZ liegt. Die plötzliche Unterbrechung der Spielsitzung ist dem biologischen System nicht bekommen und kann nur virtuell von innen behoben werden. Äußerst widerwillig lässt sich Ted einen Bioport illegal installieren und sie beginnen zusammen eXistenZ zu spielen.

Beide sind auf einem Markt und Ted bewundert die Textur und den Grad an Realismus des Spiels. Sie kaufen sich dort kleinere Variationen der ihnen bekannten Konsolen, nachdem sie mit ein paar NPCs (Nicht-Spieler-Charakteren) interagiert haben. Sie Stellen fest, dass sie mitunter zu Handlungen gezwungen werden, die für die weitere Entwicklung des Spielverlaufs notwendig sind. In einer stillen Ecke beginnen Allegra und Ted dann das Spiel im Spiel.

Ted wacht in einer südasiatischen Fabrik auf, in der er aus genetisch modifizierten Tieren Bauteile für biologische Konsolen schneidet, während Allegra an einer anderen Arbeitsstation diese Teile reinigt und für einen Zusammenbau zu Spielkonsolen vorbereitet, die wie die eXistenZ-Konsole aussehen…



Verwirrt? Beim Schauen von eXistenZ hilft es auf jeden Fall, bei einem Spielebenenwechsel sich zu sagen, in welcher Ebene sie gerade alle sind, beginnend mit der nullten Ebene, eXistenZ, als Realität.

Der Film spricht interessante Aspekte an, besonders die Realitätsunterscheidung, wenn sich die Virtualität nicht mehr ohne weiteres von der Realität unterscheiden lässt. Eine bestimmende und beängstigende Szene ist als Ted und Allegra eine Ebene zurück gehen und Ted sich nicht sicher ist, ob sie noch im Spiel sind.

Zartbeseitete Gemüter mögen dem Film nicht zu nahe kommen, denn aufgrund von den verwendeten Mitteln – Biotechnolgie, biologische Waffen, etc. – kommt es zu blutigen Szenen, zumal bei den Gewaltszenen auch nicht gerade die Kamera weggedreht wird.

Philosophisch betrachtet fühlte ich mich an das Höhlengleichnis von Platon erinnert: Man sieht nur die Schatten von Figuren an die Wand einer Höhle projiziert, die Originale, welche die Schatten werfen, sieht man aber nicht. Bloß wenn die Schatten genauso aussehen wie die Originale, wie kann man sie dann unterscheiden?

Interessante Gegenspieler im Kino gab es für die Veröffentlichung von eXistenZ: Dark City, Matrix und The Thirteenth Floor – Bist du was du denkst?, welche alle in einem verhältnismäßig nahen Zeitfenster erschienen und ähnliche Thematiken behandelten. Den interessierten Leser würde vielleicht noch Simulacron-3 von Phillip K. Dick gefallen, der die Vorlage für 13th Floor bildete.



Ein brauchbar guter, aber manchmal verwirrender Film.

Titel: eXistenZ

Regie: David Cronenberg

Länge: 97 Minuten

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