Donnerstag, 19. Dezember 2013

Die Eiskönigin – Völlig unverfroren

Im Hintergrund: Eine zugefrorene Trauerweide. Im Vordergrund v.l.n.r.: hellblonde Elsa im Eiskleid, dunkelblonder Kristoff in Winterkluft, Schneemann Olaf auf Rentier Sven, erdbeerblonde Anna in nicht so winterfester Kluft, brünetter Prinz Hans in Gardeuniform
Eine Eiskönigin mit zwei starken weiblichen Charakteren.
Und Musik.

Elsa und Anna sind Prinzessinnen von Arendelle, einem skandinavisch angehauchten Küstenkönigreich. Elsa ist von Geburt an mit der Eiszauberei gesegnet und je älter sie wird, desto größer werden ihre Kräfte. Für die beiden besten Freundinnen ist das aber unwichtig, bis Anna bei einer ihrer Spielereien verletzt wird. Aus Angst vor sich und um ihre Familie zieht Elsa sich zurück und lässt nichts und niemand mehr an sich heran.

Erst Jahre später, als ihre Krönung ansteht, traut sich Elsa ein wenig aus dem Schloss heraus um ihre Verantwortung wahrzunehmen. Anna unterdessen ist völlig aus dem Häuschen, dass die Schlosstore zumindest für einen Tag wieder geöffnet werden. Hals über Kopf verliebt sie sich dabei in den für die Krönungsfeierlichkeiten angereisten Prinz Hans – und er in sie.

Aufgeregt will sie ihre frisch gekrönten Schwester um ihren Segen für die Hochzeit bitten, aber diese lehnt ab. Als Anna sie zur Rede stellen will, verliert Elsa die Kontrolle über ihre Zauberkräfte und, erschrocken vor der Reaktion der Gäste, flieht zum Nordberg, wo sie sich zur Feier und in Akzeptanz ihrer Kräfte einen Eispalast erschafft.

Der während Elsas stürmischer Flucht schlagartig eingebrochene Winter sowie ihre Schwesterliebe treibt Anna dazu, fürs Erste Prinz Hans die Amtsgeschäfte zu übertragen und sich um die frierende Bevölkerung zu kümmern, während sie selbst sich aufmacht ihre Schwester zurück zu holen, zu ihrem eigenen Wohl, aus Liebe, und um den plötzlichen Winter zu beenden.

Unterwegs "überredet" sie Kristoff und sein Rentier Sven dazu, sie zum Nordberg zu führen.



Disneys neustes Filmwerk orientiert sich nur ganz lose an Hans Christian Andersens Vorlage und arbeitet sich selber an dem Stoff ab. Was nicht unbedingt schlecht ist, denn die Geschichte steht für sich selbst auch ganz gut.

Der Stil erinnert an den vorigen Film Rapunzel, und wie bei diesem wurde auch bei der Eiskönigin viel Wert auf die Ausgestaltung der Welt gelegt. Die Gebäude sind in sich schlüssig, die Charaktere aufeinander abgestimmt, auch wenn die Welt aus einem erwartungsgemäßen Mischmasch von Einflüssen besteht.

Im Gegensatz zu den letzten Disneyfilmen ist die Eiskönigin dieses Mal wieder mit mehreren, in die Handlung eingeflochtenen Liedern wieder ein halbes Musical. Im Gegensatz zum König der Löwen allerdings ist diesmal die charakterliche Entwicklung der beiden Hauptcharaktere Elsa und Anna wichtiger und die üblichen Spaßcharaktere kommen zwar zu Gute, fallen aber recht schnell in Nebenrollen und im Finale quasi vollkommen weg.

Gut Gefallen haben mir gewisse Wendungen. Die Eiskönigin ist nach wie vor ein Disneyfilm mit dem zu erwartenden Handlungsbogen, aber es gab Stellen die haben sich doch recht angenehm anders entwickelt als ich es erwartet hatte.

Nicht gut gefallen hat mir das Charakterdesign, das mir zu… verzweifelt niedlich war, insbesondere bei Elsa und Anna. Dafür waren die Stimmen seht gut besetzt, was insbesondere für die Gesangsrollen wichtig war, allen voran Elsa. Wenn ich an ihr Lied (siehe Abschlusskommentar weiter unten) denke, klingen mir bei unterschiedlichen Teilen das Original und die Adaption im Ohr.

Das 3D ist übrigens gut, aber nicht zwingend notwendig. Im Vorfilm, gehalten im Stil von den Micky Maus Kurzfilmen aus der Frühzeit von Disney, allerdings…



Mir hat er gut gefallen. Und ich habe wieder Ohrwürmer.

Titel: Die Eiskönigin – Völlig unverfroren

Regie: Chris Buck, Jennifer Lee

Länge: 101 Minuten



Abschlusskommentare:

Nachdem Elsa flieht und ihren Palast wie Dr. Manhattan (aus Watchmen) aus dem Boden stampft, singt sie dabei. Es gibt aber eine meiner Meinung nach bedeutende Unterscheidung in ihrem Liedtext im Original und auf Deutsch. Sie singt nämlich "The cold didn't bother me anyway", (die Kälte störte mich eh nie) im Original, auf Deutsch aber "die Kälte ist jetzt ein Teil von mir". Ich interpretiere das so, dass sie im Englischen so tut als würde sie die Kälte akzeptieren, während sie es im Deutschen wirklich tut.

Und noch was anderes: Als Elsa am Ende ihres Liedes auf den Palastbalkon tritt, schwingt sie die Hüften als würde sie ihre Gelenke ausrenken wollen. Von dem massiv übertriebenen Schwung abgesehen kann man das problemlos so interpretieren, dass ihr Wandel zum Bösen bzw. zur Kälte sie ihre Sexualität akzeptieren lässt. Oder Selbstfindung macht sexy?

Und ich hoffe, dass diese dummen Untertitel "Neu verföhnt" bzw. "Völlig unverfroren" nicht einen schlechten Trend bei den Übersetzern setzen und Wortspiele in den Titel gezwängt werden…

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