Montag, 27. August 2012

Der Vorname

Ein Freundeskreis nimmt sich auseinander

Pierre und seine Frau Élisabeth (Babou) haben zu einem Essen unter Freunden eingeladen Das beinhaltet natürlich auch Claude, der als Kind von Vincent und Babou's Eltern aufgenommen worden war. Anlass ist die erste Ultraschalluntersuchung von Anna, Frau von Babou's Bruder Vincent, zu feiern.

Alles deutet auf einen angenehmen geselligen Abend hin, und beginnt mit dem Raten vom ausgesuchten Namen des zukünftigen Sohnes. Es werden allerhand Namen versucht, aber Vincent lehnt das eine ums andere Mal ab, es scheint einfach keiner auf die Lösung zu kommen.

Das ist auch nicht wirklich verwunderlich, soll der Ungeborene doch Adolph heißen, nach einer berühmten Romanfigur aus dem 19. Jahrhundert.

Die Stimmung kühlt sich schlagartig ab. Pierre als Literaturprofessor weiß sehr genau um die Figur (er hatte Vincent das entsprechende Buch geschenkt), aber noch viel mehr geht es ihm um den bekannteren Namensvetter. Claude, vom Charakter sehr extremfrei, versucht die Situation zu beruhigen, während Pierre sich immer weiter in Rage redet.

Bei einer Pause im Gespräch, zu der Vincent und Claude alleine sind, gesteht Claude, dass er von Vincents (anfangs verneintem) Scherz weiß. Nach kurzer Zeit sind alle wider beisammen, die Stimmung legt sich wieder, bis Anna mit Verspätung zum Essen hinzustößt, ohne in den Scherz ihres Lebensgefährten eingeweiht zu sein.

Der Vorname ist nicht wirklich eine Komödie, oder zumindest beschreibt diese Kategorie die Handlung nur unzureichend. Vielmehr ist es eine Mischung aus Drama und Komödie, eine Dramödie, wenn man mag. Durch den ausufernden Namensscherz kommen Geheimnisse und sprichwörtliche Leichen aus ihren Kellern, welche die Freunde voreinander gut versteckt hatte.

Und so geht es reihum mit dem Austeilen. Jeder hat etwas, was ihn seit Jahren stört, aber nie gesagt hat, um die Freundschaft nicht zu belasten. Am Namensstreit wickelt sich alles ab, alle unterdrückten Meinungen und Geheimnisse kommen ans Licht.

Dabei fragt man sich mehrmals im Film Nicht echt jetzt, oder? und hofft mit den Charakteren, dass dieses Drama (innerhalb des Films) endlich vorbei ist, bloß um dann durch einen Kommentar wieder hineingezogen zu werden, den man in den Schuhen des Charakters mitunter selbst machen würde.

So bleibt mir nur zu sagen, wer Gott des Gemetzels mochte, wird auch diesem Film nicht abgeneigt sein, aber für Freunde französischer Komödien würden sich die Sch'tis oder Ziemlich Beste Freunde besser anbieten.

Titel: Der Vorname

Regisseur: Alexandre de La Patellière, Mathieu Delaporte

Länge: 109 Minuten

Witzige Zitate aus dem Film:
Du hast uns Elsass-Lothringen genommen, du wirst uns nicht auch noch unsere Vornamen nehmen!
 Er hat meinen Status als Mörder geklaut!
Welcher Mann trägt schon orange – ich meine, außer in Guantanamo

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