Freitag, 13. Juli 2012

Wolfsbrüder

Eine Art Biografie eines modernen Mogli

Wolfsbrüder ist ein recht interessanter Film, der von einer wahren Geschichte berichtet, die sich in Spanien zur Zeit der Francodiktatur abgespielt hat.

Marcos und sein Bruder sind Ziegenhüten. Das Leben ist hart, aber einfach. Als ihre Herde von Wölfen angegriffen wird, ändert sich das schlagartig. Es gelingt ihnen zwar, das kleine Rudel zu vertreiben, aber nicht ohne herbe Kosten: Der Hütehund stirbt bei der Verteidigung und einige Schafe werden gerissen.

Als die Jungs müde und verängstigt zu Hause ankommen, werden sie von der Schwiegermutter gescholten und dem Vater bleibt aufgrund der sozialen Verhältnisse nichts anderes übrig, als zur Entschädigung des Verlustes dem Großgrundbesitzer der Gegend seinen Sohn zu übertragen.

Der nur unwillige Herr nimmt den Ausgleich an und schickt Marcos in das Tal der Stille zu einem Einsiedler, der dort lebt und Ziegen hütet. Dieser ist, wie man sich eine Person vorstellt, die freiwillig weit ab von Menschen lebt: schweigsam, mürrisch, naturverbunden.

So lernt Marcos langsam durch Imitation und Beobachtung die Methoden, alleine in der Wildnis zu überleben, bis der Einsiedler langsam sein Herz öffnet und ihm dabei hilft. Er zeigt ihm, wie man Hasen und Vögel fängt, welche Pflanzen und Kräuter essbar und hilfreich sind, und wie man mit dem lokalen Wolfsrudel umgeht, damit dieses nicht die Ziegen reißt.

Denn die Wölfe und der Einsiedler scheinen zu einer stillen Übereinkunft gekommen zu sein. Sie respektieren einander, und die Wölfe bekommen ab und zu einen der gefangenen Hasen, dafür reißen sie keine der Ziegen. Marcos lebt sich ein und schließt sogar eine Art Freundschaft mit einem der Wölfe.

Das ändert sich, als der Einsiedler erkrankt und die vorhandenen Mittel nicht ausreichen, ihn zu kurieren. Es kommt wie es kommen muss und Marcos ist auf sich allein gestellt. Jahrelang.

Der Film teilt sich in zwei Teile, die zum einen den siebenjährigen und zum anderen den erwachsenen Marcos zeigen. Leider kann der Ältere nicht mit seinem jüngeren Pendant mithalten.

Die Kindheit wirkt wie aus einem Märchenfilm der DEFA entnommen: Das Ziegenhüten ist unbeschwert, die schlagende Stiefmutter, der trinkenden Vater, der böse Herr, der Angriff der Wölfe und damit verbundene Verlust der Umwelt.
Die erwachsene Zeit hingegen entspricht mehr einem Hollywoodklischee: Der junge Mann läuft in Fellen gehüllt über Steine und Sträucher, heult mit den Wölfen und wird schließlich gefangen genommen.

Was aber nicht in einem DEFA-Film vorkommen würde, sind die Naturaufnahmen der kargen Landschaft und die Unbarmherzigkeit nach dem Verlust des Einsiedler. Darin glänzt der Film wirklich, in der Charakterisierung des jungen Marcos. Man kann sich sehr gut einfühlen in den verstoßenen Jungen und sein Schicksal, so wie er sich den Umständen anpasst und lernen muss, mit dem Frust seines Loses umzugehen.

Alles in allem ein ordentlicher Film mit Schwächen im zweiten Teil, kürzeren Teil.

Titel: Wolfsbrüder

Regisseur: Gerardo Olivares

Länge: 107

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