Sonntag, 15. Juli 2012

Der Diktator

Krude Witze auf dem Rücken von rücksichtslos allen Minderheiten.

Sacha Baron Cohen ist vielen vermutlich ein Begriff, sei es durch seinen Film Borat oder durch die Figur des Ali G. Der Diktator setzt sich davon nicht wirklich ab.

Admiral General Hafiz Aladeen ist der Führer und Diktator des fiktiven arabischen Wüstenstaates. Seine Macht begründet sich auf unverhohlenen Israelhass, militärische Drohgebärden, Atomavancen und die Unmenge an Ölvorkommen.

Die UNO ist davon natürlich wenig begeistert und drückt Sanktionen durch, die Aladeen an den Verhandlungstisch nach New York zwingen. Dort wird klar, dass der ursprüngliche geplante Diktator – Onkel Tamir – seinen geliebten bärtigen Führer loswerden will, damit er das Öl seiner Landsleute teuer an die Russen, Amerikaner, Briten und Chinesen verkaufen kann.

Doch das Attentat misslingt, Aladeen ist bart- und somit identiätslos und nun im Big Apple auf sich allein gestellt. Nun ja, fast, er hat ja noch seine Vorurteile.

Durch Missverständnisse freundet er sich (unter falschem Namen) mit der veganen, linksalternativen, feministischen, politaktiven und burschikosen Bioladenbesitzerin Zoe an. Sie hält seine beleidigenden Bemerkungen zuerst für eine Art von Humor und es dauert wirklich lang, bis sie deren Ernsthaftigkeit erkennt.

Nebenbei stellt Aladeen fest, dass seine Diktatur von Widerstandszellen unterwandert ist und wirklich jede Hinrichtung fingiert war und die Opfer im Ausland Asyl gesucht haben. Eines dieser Opfer ist Nadal, ehemaliger Leiter des Atomwaffenprogramms. Er arbeitet bei Apple, also Grund genug zusammen mit Aladeen die Einführung einer Scheindemokratie in Wadiya durch Tamir und ein Aladeendouble zu verhindern.

Wenn es scheint, dass ich die Handlung verrate, dann habt ihr recht. Nennenswerte Teile davon habe ich hier bereits erwähnt.

Allerdings ist die Handlung auch bloß 08/15-Scheinwerk, dass dem eigentlichen Zweck, Humor, untergeordnet ist.

Allerdings muss ich sagen, Humor ist Geschmackssache und zutiefst den eigenen Erfahrungen und Sensibilitäten unterworfen. Ich habe zum Beispiel keine Freude an Fäkal- oder Sexualhumor und fand die entsprechenden Stellen einigermaßen eklig und weit ab von witzig, wenn auch absurd.

Allerdings lebt der Diktator nicht von diesem, sondern von Minderheitenhumor. Cohen schlägt in der Figur des Aladeen hemmungslos auf Minderheiten und Vorurteile ein, Wadiya ist ein Klischeepotpourri, und wer auf sowas steht, wird sicherlich sehr viel lachen können.

Das Perfide ist, auch wer nicht darauf steht, wird zwangsläufig lachen, weil es manche Momente gibt, wo die schiere Absurdität und Dreistigkeit der Figuren einem keine andere Wahl lässt.

Ein anderes Element, das etwas hintergründiger ist und fies reflektiert:
Achtet einfach Mal darauf, wie schnell ihr bei manchen Dreistigkeiten schmunzelt und bei anderen empört seid. Allein dies sollte schon einen gewissen Einblick auf die persönlichen, bestehenden Vorurteile ermöglichen.

Alles in allem: Geschmackssache.

Titel: Der Diktator

Regisseur: Larry Charles

Länge: 83 Minuten

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