Sonntag, 10. November 2013

The Man From Earth

Ein Cro-Magnon-Mensch überlebte, angepasst, bis heute

John Oldman ist ein Professor am College, aber nach zehn Jahren in der Position entscheidet er sich umzuziehen und eine neue Anstellung irgendwo anders zu suchen. Zur Verabschiedung schauen einige seiner Kollegen und Freunde vorbei, während er die letzten Sachen zusammen packt.

Als die Freunde einen vermeintlich unbekannten van Gogh und einen Faustkeil finden, kommt John auf die Idee, ihnen allen eine Geschichte zu erzählen, die er zu schreiben plant.

Was wäre, wenn ein Mann aus der Steinzeit bis heute überlebt hätte? Der Biologieprofessor ist natürlich zuerst skeptisch, aber spielt dann mit und überlegt und argumentiert, wie die biologische Grundlage für ein derartig hohes Alter sein könnte, bis er diese Seite der Geschichte aus dramaturgischen Gründen auf später verschiebt.

John erzählt, wie es wohl gewesen sein könnte; die Jäger- und Sammlerkultur in der Frühzeit, die Mythen, die Angst. Ein Mensch, der nicht altert, fällt zwangsläufig auf und wird verehrt oder verteufelt als böser Geist, der Lebenskraft saugt.

Im Verlauf der Erzählung wird klar, dass John nicht von einer Person aus seiner Vorstellungskraft redet, sondern von sich selbst. Besorgt und belustigt gehen seine Freunde auf die Idee ein, aber benachrichtigen auch einen befreundeten Psychologen.



Ich weiß nicht, ob ich The Man From Earth schon Mal vorher gesehen habe, aber die Idee ist per se nicht neu, weder die der Alterslosigkeit — John kann verletzt werden, heilt aber und die Narben verschwinden nach ein paar Jahren — noch die, dass dies keine weitere besonderen Fähigkeiten beinhaltet. Ein ewig lebender Mensch kann, wie John, akademische Titel anhäufen, aber aufgrund des stetigen Wissenszuwachses kann er sich nicht auf allen Fachbereichen aktuell halten. Ebenso wie die Notwendigkeit zu regelmäßigen Identitätswechseln, denn nach einer knappen Dekade fällt es doch langsam auf, dass der nette Nachbar von nebenan immer noch genauso aussieht wie als er gerade erst eingezogen war.

Ewiges Leben bedeutet auch nicht zwangsläufig, dass man alle möglichen Berühmtheiten getroffen hat. Oft genug stellt sich eine historische Berühmtheit erst im nach hinein als berühmt heraus, oder ist "bloß" lokal bedeutend. Andererseits erhöht die lange Lebenszeit auch die Chancen, jemand berühmtes über den Weg zu laufen, auch wenn der ewige Mittdreißiger gewaltsame Konflikte wie Kriege und Schlachten eher meiden wird, denn Alterslosigkeit bedeutet weder Unsterblichkeit, noch Unverwundbarkeit.

Der Anziehungspunkt von Man From Earth ist offensichtlich die Geschichte, die Diskussion und die Dialoge, denn der Film besteht aus nichts anderem als Dialogen. Das Setting ist eine Berghütte, und nur eine Berghütte; es gibt keine Ausschnitte oder Lichtblicke auf historische Gestalten oder Begebenheiten. Es werden quasi alle bekannten Klischees und Stilmittel, die man mit Unsterblichkeit oder ewigem Leben assoziiert diskutiert und angeschnitten, was für den geneigten Zuschauer sehr interessant ist.

Wahrscheinlich gerade aufgrund dieser Dialoglastigkeit wäre der Film nie groß im Kino rausgekommen, und ironischerweise wurde gerade durch diesen Mangel seht erfolgreich auf Bittorrent, einer Internettauschbörse. Wäre der Film nicht dort sehr erfolgreich an das interessierte Publikum geraten, wäre er wohl kein solcher Erfolg geworden, denn durch diese kostenlose Werbung explodierten die DVD-Verkäufe.

Ich zumindest habe Man From Earth auf meinen Wunschzettel gesetzt.



Titel: The Man From Earth

Regie: Richard Schenkman

Drehbuch: Jerome Bixby

Länge: 90 Minuten

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