Freitag, 29. Juni 2012

Wanderlust – Der Trip ihres Lebens

Yuppiepärchen findet mittels Hippiekommune zu sich selbst.

George und Linda haben sich gerade eine Einzimmerwohnung, sie nennen es großzügig "Mikroloft", gekauft. Nur zu schade, dass George gerade seinen Job verloren hat, weil das FBI die Firma seines Chefs konfiszierte. Da kommt noch hinzu, dass er seiner Frau Linda finanzielle den Rücken frei hielt, damit sie sich selbst verwirklichen konnte, was sie auch mit verschiedenen Methoden versuchte, aber nie gelang. So ist George nicht wirklich traurig über den Verlust seines Jobs, den er nicht mochte, sondern eher wegen der Konsequenzen.

George's Bruder ist ein... schwieriger Mensch. Es kommt einem unweigerlich Arschloch in den Sinn, denn Rick ist erfolgreicher Chef, hat ein Riesenhaus und reibt das seinem Bruder bei jeder Gelegenheit unter die Nase.

Auf der Fahrt zu Rick müssen George und Linda übernachten und ihr Navi bietet ihnen Elysium an. Nicht in den Erwartungen: Nudist auf dem Waldweg. Bei dem hastigen Rückzug nach diesem Anblick baut das Pärchen einen Unfall und lässt sich von dem unerwartet freundlichen Nudisten helfen, der Mitglied in der Hippiekommune Elysium ist. Anscheinend war die Beschreibung im Navi unvollständig, was das anging.

Und so verbringen George und Linda einen Tag bei den Hippies, um dann weiter zu Rick zu fahren. Dessen Frau entpuppt sich als shoppingsüchtige Alkoholikerin, der Job als genauso stumpfsinnig wie in New York und Rick ist nach wie vor arrogant hoch zehn.

So fliehen die beiden zurück zur Kommune, deren süßen Versuchungen sie haben kosten dürfen.

Gab es vorher das Touristenpaket, kommt jetzt auch die Kehrseite zum Vorschein: keine Privatsphäre (keine Türen!), Wurzelkaffee, freie Liebe und Pseudoguru Seth. Linda in ihrer bisherigen Suche nach sich selbst blüht auf, melkt Ziegen, macht Yoga und wird von Seth schöne Augen gemacht, während George Urwaldschreie brüllt und Ziegendung wegmacht.

Und dann wäre da noch der Aspekt der freien Liebe, sowie die im Hintergrund schwebende Drohung der Schließung von Elysium...

Im Nachhinein ist es eine nette Wendung, dass George bei dem Übernachtung von der Kommune hin- und weg war, mit Linda als Unwillige, während nach der Eingemeindung sich die Rollen umkehren und Linda diese andere Kultur in sich aufnimmt.

Allerdings stachen zwei Szenen sehr negativ hervor: Seth ist an Linda interessiert und George an Eva, und die Akzeptanz des Konzepts freie Liebe würde beiden gestatten ihren "fleischlichen Gelüsten" zu frönen. George versucht sich vorzubereiten, indem er vor einem Spiegel allerhand Umschreibungen heraus drischt, die allesamt einem Porno entstammen zu scheinen. Alles sehr widerwärtig, und ich sag das nicht aus Prüde, sondern weil es wohl witzig sein sollte, aber volle Kanne nach hinten los ging. Das er diese Worte dann auch nochmal in Eva Gesicht drückt... angenehm ist was anderes.

Leider wird das auch nicht durch die konsequente Charakterentwicklung aufgewogen.

Und so verbleibe ich dabei, dass der Film nur Durchschnitt ist, Hintergrundgeplänkel wenn man den Fernseher laufen lässt, aber keinesfalls "tolles Kino".

Titel: Wanderlust – Der Trip ihres Lebens

Länge: 98 Minuten

Regisseur: David Wain

Keine Kommentare: