Freitag, 18. August 2017

Paradox: Am Abgrund der Ewigkeit

Konzentrisch dreigeteiltes Bild: Am Grund ein Planet, darüber ein Sternenhimmel, zum Schluss eine schwarze Leere, in der ein Raumschiff wegfliegt.
Akzeptables und deprimierendes Erstlingswerk

Dieses Mal habe ich mich in die deutschsprachige Science-Fiction gewagt, nämlich Phillip P. Petersons Paradox. Worum geht es?

Am Rande des Sonnensystems verschwinden Sonden, welche die NASA vor Jahrzehnten hinausgeschickt hat, auf unerklärliche Weise. Es ist nicht einfach so, dass sie aufhören zu senden, nein, sie verschwinden wirklich. Und ein Multimilliardär will wissen wieso.

Also baut er eine eigene Sonde, schickt sie nach draußen, und auch sie verschwindet. Irgendwas stimmt da offensichtlich nicht, und da sein Ziel die Kolonialisierung von anderen Sternen ist, schickt er als nächstes ein Raumschiff an den Rand des Sonnensystems.

Dort hinten lag die Erde. Wie eine blaue Perle vor einem schwarzen Samtvorhang. Sie war immer noch groß. Deutlich größer als der Vollmond von der Erde aus. Und doch konnte er sie mit seiner Hand abdecken.
»Alle Menschen, die es gibt, sind auf dieser kleinen Kugel, die einsam ihre Bahnen inmitten des Alls zieht wie eine Insel des Lichts in einem Ozean der Finsternis«, meinte Wendy mit heiserer Stimme. »Und ihre Bewohner haben nichts Besseres zu tun, als sich gegenseitig umzubringen und in ihrer Habgier den Planeten zu ruinieren.«
— Paradox: Am Abgrund der Ewigkeit, Kapitel 38

Die Mannschaft ist sich nicht ganz du, denn sie rekrutierte sich aus gleichen Teilen von der NASA und der Belegschaft des Milliardärs. Für die NASA ist das ganze mehr eine ihr aufgezwungene PR-Aktion, denn sie betrachtet die Raumfahrt als ihr Hoheitsgebiet, und will sich da nicht von privaten und kommerziellen Akteueren drin herumpfuschen lassen, insbesondere nicht bei der ersten bemannten Mission jenseits des Mondes.

Da das Raumschiff aber mehr oder weniger von dem Milliardär gestellt wird, sind Konflikte natürlich vorprogrammiert. Dies wird vor allem bei Ed, dem Kapitän deutlich. Er ist ein Astronaut des alten Schlages, und er hat es nie wirklich verkraften können, dass die NASA nach den beiden Shuttleunglücken so sehr den Schwanz eingezogen hat.

Überhaupt ist Ed ein eher unangenehmer Zeitgenosse, der vor allem von Wut angetrieben zu sein scheint. Dabei ist er selbst sich nicht wirklich sicher, auf was er wütend ist; sich selbst, die NASA, den Milliardär, die Welt, oder was auch immer.

Dies ist mehr oder weniger auch mein größter Kritikpunkt am Roman. Keiner der Charaktere ist wirklich sympathisch, und ich meine das nicht nur von ihrer Persönlichkeit her, sondern von ihrer Funktion als Identifikationsfigur. Möglicherweise wären die anderen noch aufgetaut mit der Zeit, aber aufgrund der prominenten Perspektive von Ed und seinen Vorurteilen konnte ich mich mit keinem so recht anfreunden.



Alles in allem ist Paradox ein solides Erstlingswerk, hat aber noch viel Verbesserungspotential.

Titel: Paradox: Am Abgrund der Ewigkeit

Autor: Phillip P. Peterson

Länge: 480 Seiten ( 107k Wörter)

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