Montag, 14. August 2017

Der Ewige Krieg | The Forever War

Cover der deutschen AusgabeEin Soldat in einem futuristischen Weltraumanzug posiert mit Waffe, im Hintergrund ist eine Reihe weiterer Soldaten, eine futuristische Zitadelle, Raumschiffe, und ein Planet. Stimmt wenig mit den Handlungsorten und -beschreibungen überein.
Parable über die Entfremdung zwischen Soldat und Zivilgesellschaft

Der Ewige Krieg beschreibt den Krieg zwischen Menschen und Tauriern, einer außerirdischen Spezies. Dieser Krieg wird, wie zu erwarten im Weltraum ausgetragen, aber zu großen Teilen auch an Land, mit Garnisonen, befestigten Stellungen und Bunkern, auch wenn diese bis an die Zähne mit Gigawattlasern und Bomben ausgestattet sind, gegen welche Atombomben wie Spielzeuge wirken.

Gerade diese Landkonflikte sind der Fokus des Romans. Mandalla ist einer der ‘Glücklichen’, die direkt zu Beginn des Krieges eingezogen werden, und aufgrund der Technologie verbringen die Soldaten den größten Teil ihrer Zeit, sowohl objektiv als auch subjektiv, unterwegs. Diese Unterscheidung ist notwendig, da die Reisen für die Soldaten bloß Monate dauern, während auf der Erde Jahrzehnte oder Jahrhunderte vergehen.

Und so kehrt Mandalla nach seinem ersten Einsatz auf eine Erde zurück, die ihm mehr als fremd erscheint.

Haldeman hat den Ewigen Krieg im Nachzug und mit den Erfahrungen seines Vietnameinsatzes geschrieben und portraitierte somit die zunehmende Entfremdung zwischen der Gesellschaft, aus der die Soldaten damals in den Krieg zogen, und die Gesellschaft, in welche sie zurückkehrten. Während sie als zukünftige Helden auszogen, die das richtige für ihr Land taten, kehrten sie in ein Umfeld zurück, das sie als Kriegstreiber und Meuchler ansah.

Ähnliche, wenn auch eigene Pfade werden im Ewigen Krieg beschritten. Mandalla und den anderen Soldaten ist die Situation ‘zuhause’ befremdlich und er meldet sich für einen Posten in einem ihm vertrauteren Umfeld, bloß um sofort neu eingezogen zu werden. Auch dies spiegelt die Erfahrungen Haldemans mit der Willkür in militärischen Bürokratien wieder.

Ich habe die erste Hälfte das Hörbuch gehört, bin aber aufgrund der Thematik anschließend zum Ebook gewechselt. Bei einem zweites Lesen werde ich ganz auf das Hörbuch verzichten; nicht weil es schlecht ist, sondern weil ich finde, dass der Konsum übers Auge aktiver und beteiligender erfolgt als übers Ohr.
Die Erzählung ist solide, allerdings ist George Wilson kein Rupert Degas.



Alles in allem ein bedrückender und Roman, der stellenweise unter die Haut geht.

Titel: Der Ewige Krieg | The Forever War

Autor: Joe Haldeman

Sprache: Deutsch | Englisch (verständlich, militärische Fachbegriffe)

Länge: 336 Seiten | 256 Seiten (80k Wörter), 9:19 Stunden

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