Dienstag, 25. Juli 2017

Spell or High Water (Magic 2.0, Band 2)

Zwei Männer mit Zauberstock und Spitzhut stehen am Strand, eine Palme neben ihnen, und schauen auf eine entfernte Insel, die komplett aus Kristallen besteht.
Eine Zeitschleife von innen. Und Mordversuche. Und Sexismus mal von der anderen Seite.

Nachdem das letzte Abenteuer überstanden war, waren Martin und Phillip wieder in ihrer mittelalterlichen Heimat. Jimmy war kein Problem mehr, um die Orks wurde sich gekümmert, und die Gesamtsituation fing an sich wieder zu normalisieren.

Insofern als dass ein zeitreisender Computernerd, der die Realität hackt, als normal zu bezeichnen ist. Denn das ist es, das ist der Stand mit dem Einstandsband von Magic 2.0 endete.

Im zweiten Band wiederum werden ein paar Handlungsfäden von vorher aufgegriffen, und Martin und Phillip reisen nach Atlantis, ca. 300 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Diese Enklave von Zeitreisenden wird von drei Personen geleitet: einer gewählten Vertreterin und den beiden Brits. Nein, das sind nicht zwei Personen, die beide Brit heißen, es ist eine Person, die zweimal vorkommt.

Okay, ich denke, da muss ich für ausholen.
Als Brit ihre Version der Datei fand und sich entschied in die Vergangenheit zu reisen, dachte sie an Atlantis. Also reiste sie nach Atlantis, fand die mythische Stadt auf Anhieb im Atlantik, und wurde von Brit begrüßt. Um es klar zu machen, nenne ich eine einfach Mal die neu angekommene Brit J, und die begrüßende Brit Ä.
Brit Ä ist eine zukünftige Version von Brit J, die sich nach ein paar Jahrzehnten in Atlantis dafür entschied, Atlantis zu erschaffen. Deswegen reiste sie nach ca. 50 Jahre vor ihrer ursprünglichen Ankunftszeit in Atlantis und baute die Stadt mit ihren eignen Händen und Zauberkräften auf, lud naheliegende Menschen dazu ein sich niederzulassen, und baute ganz allgemein eine Gesellschaft auf, in der Frauen mit Zauberkräften keine Angst vor Verfolgung haben mussten. Zu quasi jeder anderen Epoche wurden sie als Hexen geächtet und gejagt, aber nicht in Atlantis.

Ich glaube ich bleibe einfach dabei, diese Welt zu beschreiben, denn die Handlung ist zwar interessant, aber nicht so interessant wie die Welt, finde ich.

Die atlantische Gesellschaft wird von den Zauberinnen beherrscht. Ihr Wort ist zwar nicht explizit Gesetz, aber implizit haben sie das Ohr von allen Nichtzauberinnen, egal ob männlich oder nicht. Manch einer mag jetzt davon ausgehen, dass eine von Frauen regierte Gesellschaft vor Frieden und Weisheit überblüht, aber irgendwie hat es sich anders entwickelt. Mit Frauen als Herrscherinnen sind die Männer an die Seitenlinie delegiert und übernehmen solche prestigeträchtigen Aufgaben wie Friseur, Gärtner, etc. Und die Arbeiter, welche die Chance haben, von den Zauberinnen gesehen zu werden, sind von einem gewissen Typ, den ich nur als quasi-Äquivalent von Prachtweib bezeichnen kann: sie sind muskelbepackt, in Netztops und Lendenschurz, und all ihre Bewegungen sind betont auf Blickfang ausgelegt.

Es ist wirklich surreal. Nicht nur in der Verdrehung der Erwartungshaltung, sondern auch als Spiegel gegenüber genau diesen Erwartungen. Die Platzierung von den Männern in diese Berufe und Arbeiten und Verhaltensweisen ist relativ naheliegend, denn die Zauberinnen haben alle Macht, und viele von ihnen sind einem Bettwärmer nicht abgeneigt. Ist ein Mann erstmal in solch einer Situation, hat er ausgesorgt. Für gelegentliche Dienste, und solange er weiter seine Rolle spielt, erhält er alles, was seine Zauberin ihm zu geben bereit ist.

Mit der Umdrehung des Machtverhältnisses ist es irgendwie nicht mehr so surreal. Es gibt Männer in unserer Welt, die sich Bettwärmer halten.

Die eigentliche Handlung ist übrigens ein Treffen der verschiedenen Magierkonklaven aus allen Epochen, und vor diesem Hintergrund kommt es zu Mordversuchen an der jüngeren Brit, die aufgrund von Unverwundbarkeit und anderen Eigenschaften von Zauberern von vornherein zum Scheitern verurteilt sind.

Vom zweiten Band habe ich übrigens noch mehr als beim ersten die englische Hörbuchversion vorgezogen. Bei gelegentlichem Vergleich ist mir aufgefallen, dass mir die Stimmen, die Luke Daniels den Charakteren zuweist, noch besser gefallen als die in meinem Kopf. Daniels schafft es einfach sehr gekonnt den etwas stumpfen Ansatz von Martin einzufangen, oder die generelle Entrüstung und Enttäuschung von Phillip über die Possen seiner Mitzauberer auszudrücken. Er kitzelt aus der Vorlage einfach eine Unmenge ans Persönlichkeit raus.

Was Kritikpunkte angeht: Meyer breitet die Handlungspunkte aus dem vorherigen Band zu sehr aus, so dass es quasi eine Zusammenfassung in ein paar Absätzen ist. Während das zwar dem Verständnis der Leser hilft, schießt er sich damit ein bisschen ins eigene Bein, denn dank dieser Nacherzählung ist der Reiz den ersten Band auch zu lesen sehr geschrumpft. Da hat Jim Butcher das bei seiner Harry-Dresden-Reihe wesentlich besser angepackt.



Hat mir wieder sehr gut gefallen, noch besser als der erste Teil.

Titel: Spell or High Water (dt: Auf Zauber komm raus)

Autor: Scott Meyer
Sprecher: Luke Daniels

Sprache: Englisch (normal)

Länge: 442 Seiten, 12:10 h für das Hörbuch

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