Donnerstag, 13. Juli 2017

Lunar Discovery

Mindermäßige Neuauflage des Weltraumrennen

Die Chinesen lösen unabsichtlich auf dem Mond ein Signal aus, das unweigerlich außerirdischen Ursprungs ist. Es ist so eindeutig außerirdisch, dass selbst Amateurastronomen und Hobbyfunker es hören können, wenn sie auf der richtigen Frequenz sitzen. Das Signal zerstört aufgrund seiner Intensität auch direkt die chinesische Sonde.

Also machen sich die drei Weltraummächte USA, Russland und China auf zum Mond.

Da wäre bloß das Problem, dass seit dem Apolloprogramm kein Mensch mehr dort gewesen ist und die Technologie nicht mehr existiert.

Die Chinesen probieren es mit mehreren hastig zusammengeschweißten Raketen. Die Russen schicken ihre neue Raumstation Gordust. Die Amerikaner bauen ihren Marsrover zu einem Mondbuggy um.

Und alle drei scheitern, mehr oder weniger. Nachdem das chinesische Militär Kontrolle über das Weltraumprogramm genommen hat, kommt es zu den erwartungsgemäßen Fehlschlägen. Die russische Raumstation ist natürlich nicht für einen Mondflug ausgelegt und muss erstmal vorbereitet werden, d.h. Raumkapseln, Vorräte, und Panzerung gegen die starke Strahlung des außerirdischen Signals.

Natürlich schaffen es alle drei zum Mond, mehr oder minder, und zwar nahezu zeitgleich innerhalb von zwei Monaten.

Das ganze ist hanebüchen. Die technischen Aspekte mögen halbwegs gut durchdacht sein, aber der Zeitstrahl ist lächerlich. Genauso verhält es sich mit der Darstellung der drei politischen Lager. China ist offensichtlich militärisch-diktatorisch, Russland ist grenzwertig kompetent, aber technisch zurück, und die USA haben die glitzerndsten Spielzeuge und retten allen den Arsch.

Tja, was soll ich sagen. Es wäre was anderes wenn die Charaktere Tiefe besäßen, wie zum Beispiel in Mother Moon, aber dem ist leider nicht so. Alle sind ziemlich stereotyp in ihren Interaktionen untereinander und kommen eher wie Pappfiguren denn Personen rüber. Das ganze Drama mit den Gefahren für Astronauten/Kosmonauten/Taikonauten bei einer solchen Mission? Es kann nicht aufgebaut werden, wenn man sich nicht mit den Charakteren identifizieren kann, wie es hier der Fall war. Alle hätten umkommen können und es hätte mich nicht berührt.

The reentry was successful, and Julie felt relieved there were no complications. Despite the thrill of being an astronaut, she was always a bit anxious when she had to use Russian equipment to reach space and back. The mere act of being an astronaut was far more dangerous than any actuary chart could illustrate.

Weiterhin ist der Autor in Aspekten inkonsequent. So gibt er der russischen Raumstation einen Namen, Gordust, übersetzt "Stolz", schwenkt im Narrativ aber immer wieder zwischen Gordust und Stolz bzw. Pride. Ich glaube nicht, dass die Amerikaner in der Realität stets Mir und Welt/Frieden gleichermaßen verwendet haben, da verstehe ich nicht wieso es der Autor tut. Meine Vermutung ist, dass es etwas mit der amerikanischen Tradition in Benennungen zu tun hat, die haben viele Substantivnamen und selten Eigennamen.

Unerwähnt blieben der mir übel aufstoßende Prolog und Epilog. Im Ersten interveniert die außerirdische Sonde bei einem Konflikt zwischen einer Gruppe Cro-Magnon-Menschen und Neandertaler, zu Gunsten der Cro-Magnons. Im Epilog wiederum wird der Empfang weiterer Signale von im Sonnensystem erwähnt, und das Signal als ‘perfekter genetischer Code’ entschlüsselt, welcher Heilung der meisten Krankheiten verspricht, sowie aus irgend einem Grund für Übergewicht und aktinische Keratose kodiert.
Meine Vermutung ist ein Plan der Außerirdischen uns alle zu Echsenmenschen zu machen.



Nee, nicht wirklich empfehlenswert.

Titel: Lunar Discovery: Let the Space Race Begin

Autor: Salvador Mercer

Sprache: Englisch (normal)

Länge: 300 Seiten (Amazon-Zählung), 85k Wörter

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