Mittwoch, 5. Juli 2017

Mother Moon

Mondkolonie muss Selbstversorger werden

Im Jahr 2087 leben knapp 300 Menschen auf dem Mond, in einem international bewirtschafteten Außenposten der Menschheit. Dessen Zweck ist die graduelle Erforschung des und generelle Forschung auf dem Mond.

Diese Aufgaben werden weiterverfolgt als ein mehrere Kilometer großer Komet entdeckt wird, der aufgrund einer plötzlichen und unerwarteten Bahnänderung auf Kollisionskurs mit der Erde ist. Die einzige Möglichkeit zum kurzfristigen Abfangen weit genug außerhalb des Einflussbereichs der Erde besteht in der Verwendung des Mondshuttles.

Die Mondkolonie hat nun ein Problem, denn sie ist nicht selbstversorgend. Sie braucht die monatlichen Shuttles, welche Personal und Material von und zum Mond bringen.

Wir erfahren die Situation, die Fortschritte, und die Probleme aus der Perspektive mehrerer Charaktere in der Führungsebene. Da wäre die Russin Nadia Sokolova, Gouverneur der Kolonie, deren erster und einziger Gedanke die Sicherheit und das Bestehen der Kolonie ist; Kalifornier Will Cooper, Chefingenieur und -bergbauer; Tamara Ngomi aus Malawi, Personalchefin, und Lian Song, ihres Zeichens Biosphärenchefin aus China.

Relativ schnell wird China für die Orbitänderung verantwortlich gemacht, welches den Vorwurf aber zuerst rigide ablehnt. Erst später geben sie zu, dass sie auf dem Kometen Bergbau betrieben hatten, aber mehr auch nicht.

Auf dem Mond wiederum arbeiten alle fieberhaft daran, die Kolonie selbstversorgend zu machen mit den geringen Vorräten, welche bereits vorhanden waren. Zwar gab es bereits Farmen, die waren aber nur ergänzend; die verschiedenen Observatorien, Minen, und generellen Oberflächeninstallationen müssen gegen den bevorstehenden Kometenschauer gefestigt werden. Das wissenschaftliche Personal wird prompt von seinen Experimenten und Laboratorien abgezogen und im Schichtbetrieb in den produzierenden Bereichen eingesetzt. Jede Person hat bloß fünf Minuten Kontingent für tägliche Videogespräche mit Familie und anderen erdseits.

Die Frage ist, kann die Führung ein Zusammenbrechen der Kolonie lang genug verhindern, bis sie selbstversorgend ist oder Hilfe von der Erde kommt?


Ich habe ehrlich gesagt selten so fundierte Science-Fiction gesehen. Man sieht, dass sich der Autor, Bob Goddard, eine Unmenge Gedanken zu dem Thema Besiedlung des Monds gemacht hat. Alle Installationen sind unter zwei Meter Regolith begraben, um der kosmischen und Sonnenstrahlung zu entgehen. Wassereis wird aus den Kältefallen am Grund immerdunklen Kratern gewonnen, was auch der Grund für die Lage der Kolonie am Südpol ist. Energie wird über Photovoltaikpanele gewonnen, die auf Bergen des ewigen Lichts gewinnen und fast immer von der Sonne beschienen werden.

Einzig der Ausritt zu beschleunigte Evolution ist mir übel aufgestoßen.

Die Charaktere sind ansprechend tief und verhalten sich wie Menschen mit Wünschen und Gefühlen jenseits von Stereotypen. Größtenteils. Das hat das ganze auch verdaubarer gemacht, denn teilweise nahmen die Statusberichte, welche die drei Abteilungschefs Nadia überbrachten, überhand. Es was aber noch diesseitig, also nicht zu schlimm.

Es gibt über das ganze Buch hinweg noch einen zweiten Handlungsstrang in einer anderen Epoche, den ich aber nicht anreißen möchte, weil er euch sonst zu viel vorwegnehmen würde.



In großem und ganzen hat’s mir gut Gefallen und ich würde mich über eine Fortsetzung freuen.

Titel: Mother Moon

Autor: Bob Goddard

Sprache: Englisch (normal mit Ausschweifen in Weltraumjargon)

Länge: 352 Seiten, 135k Wörter

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