Montag, 17. Juli 2017

Off to be a Wizard | Plötzlich Zauberer (Magic 2.0, Band 1)

Die Welt ist eine Simulation und du hast Zugriff auf den Code. Also wirst du Zauberer!

A twenty-something is sitting in front of his computer screen, idly typing, his look focussed on the screen, confused.Was würdest du tun, wenn du eine Datei findest, in der dein Name steht, deine Größe, dein Gewicht, und quasi alles, was es über dich zu wissen gibt, und wenn dieser Abschnitt nicht mehr als ein Fitzelchen in der Datei ausmachen würde?

Martin Banks weiß, was er tut. Er entscheidet sich dafür, sein Leben ein bisschen aufzubessern. Nachdem er in der Datei einen Eintrag für sein Konto gefunden hat, einschließlich des genauen Betrags der gerade darauf war, schreibt er sich eine App mit der er seinen Kontostand um ein paar tausend Dollar erhöhen kann und geht einkaufen.

Nach ein paar Tagen ist seine Wohnung kaum wiederzuerkennen, denn Martin war einkaufen. Er hat sich ein paar weitere Befehle in die App programmiert, einschließlich einer Notfalloption, die ihn zu den Kreidefelsen von Dover befördert, aber im 12. Jahrhundert. Warum ins 12. Jahrhundert? Weil das  nach dem Klappentext eines Amazonartikels die beste Zeit ist, in der man im mittelalterlichen England leben kann. Warum mittelalterliches England? Er spricht die Sprache, und er kann sich mit seiner App als Zauberer ausgeben und gut davon leben.

Two agents are sitting in front of a desk belonging to a twenty-something. Posters are on the wall in the back. The computer on the desk is running. The agents are eating fast food and look surprised over their shoulders, at the twenty-something who’d just appeared out of thin air, frantically tapping at his phone.Als dann zwei Bundesagenten vom Finanzamt vor seiner Tür stehen, und noch ein paar andere Dinge schief laufen, kommt es wie es kommen muss und Martin landet in England, als Zauberer verkleidet, und gibt sich als solcher aus.

Dort angekommen trifft er auf Phillip, einen ‘Zauberer’, den Martin zurechtweisen will. Martin zeigt seine Zauberei, sicher im Gedanken dass Phillip nur Tricks auf Lager hat. Phillips Retourkutsche besteht aus beeindruckenderen Zauberei, nicht Tricks, und Martin wird von einer unsichtbaren Kraft davongeschleudert.

Tja. Wie sich herausstellt ist Martin nicht der Einzige, geschweige denn Erste, der die Datei gefunden hat. Es gibt ganze Zauberergemeinschaften entlang des Zeitstrahls. Mittelalterliches England, viktorianisches England, Bagdad zur Blütezeit des Islam, antikes Atlantis, alles ist besiedelt von Zeitreisenden, die die Datei gefunden haben und aus diversen Gründen ihrer eigenen Zeit entflohen sind.

Soviel zum Setting.

Text: There’s a great deal of fun to be had in discussing books you have read. Left Person: I got the book 'Guns, Germs, and Steel.' Right Person: Wasn’t that published over a decade ago? Left Person: If I felt a deep need for the latest information, I probably wouldn’t be reading books about history, now would I?Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen, was zu großen Teilen an dem Humor liegt. Scott Meyer ist Programmierer, Standup-Comedian, und Autor des Webcomics Basic Instructions. Von daher hat er seine Fähigkeit für Humor bereits seit Jahren trainiert, und das zeigt sich hier. Martins Charakter als starrsinniger und nicht immer durchdenkender Nerd wird amüsant dargestellt, ohne ihn allzu sehr als Trottel dastehen zu lassen.

Leider, aber auch verständlicherweise, wird der Großteil für die Einführung verwendet: Martin ist neu in der Zeit und muss erst die lokale Gemeinschaft kennen lernen, die Gepflogenheiten, und was es heißt ein Zauberer zu sein. Im Verlauf dessen werden verschiedene Punkte gestreut, die zum Ende des Buches für die eigentliche Handlung sorgen.

Bemerkenswert ist die Anerkennung verschiedener Tendenzen, die sich aus dem Setting selbst ergeben. Bereits in den ersten Seiten wird klar, dass nur Leute die Datei finden, die einige spezifische Charaktereigenschaften besitzen. Man muss ein gewisses Interesse an obskuren Verfahren haben, Neugier über Computer, etc, ansonsten kann man die Datei nicht finden. Das spiegelt sich natürlich auch in der Zusammensetzung der Gemeinschaften wieder, die alle durchweg einen hohen Herdfaktor haben.

Auch werden die verschiedenen üblichen Stilmittel gerne auf den Kopf gestellt, was ein persönliches Steckenpferd ist.

Ich habe das Buch größtenteils als englisches Hörbuch konsumiert, und ich muss für Luke Daniels mein Lob aussprechen. Er hat es geschafft Martin als nicht den hellsten Dork darzustellen, der dennoch sein Herz am rechten Fleck hat. Bei einigen von Daniels’ Passagen musste ich anhalten und mich vergewissern, was an der Stelle im Buch stand – nicht, weil es unverständlich war, sondern weil ich neugierig war, was zum Henker Meyer geschrieben hat, dass Daniels es so interpretierte.

Dennoch muss ich eingestehen, dass es von der internen Logik einige fragwürdige Stellen gibt. So sind Zeitreisen offensichtlich möglich, zumindest in die Vergangenheit, und das wird von den Charakteren auch selbst diskutiert, aber es bleiben Fragen offen. Vielleicht werden die ja im zweiten Band geklärt.

Zum deutschen Hörbuch kann ich nichts sagen. Leider hat Amazon für den Reinhören-Abschnitt direkt den Anfang genommen, der leider relativ banal ist und den Humor nicht gut wiedergibt. Spätere Stellen wären besser gewesen.



Empfohlen für alle Nerds, die auch über sich selbst lachen können.

Titel: Off to be a Wizard (en) / Plötzlich Zauberer (de) / Magic 2.0 (en/de)

Autor: Scott Meyer (Sprecher: Luke Daniels (en), Marco Reinbold (de)

Sprache: Englisch (normal), Deutsch

Länge: 386 Seiten, 101k Wörter (en), 114k Wörter (de), 10:45h (en), 12:26h (de)



Da dies mein erstes Buch aus der Reihe “Kindle in Motion” war, will ich das nicht außen vor lassen. Zumindest dieses Buch zeichnete sich durch gelegentliche animierte Illustrationen aus. Ein neckisches Gimmick, da ich aber meine Bücher nicht auf einem Kindle lese, und in diesem Fall quasi ausschließlich das Hörbuch hörte, kann ich nicht sagen wie sich das auf einem Tablet oder dergleichen gestalten würde. Ich kann mir starken Nutzen in Lehrbüchern vorstellen – man denke da zum Beispiel an eine Animation des Blutkreislaufes im Herzen, die wesentlich nachvollziehbarer und einfacher zu verstehen wäre als die Bild-1-2-3-4-Nummerierung in einem regulären Buch. Die Kapitelbilder im Gelaber hier sind Beispiele zur Darstellung.

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