Samstag, 26. April 2014

Transcendence

Johnny Depp wird eine missverstandene KI

Ein bisschen vorab:

Als Künstliche Intelligenz (KI) bezeichnet man benennenderweise eine Intelligenz, die künstlich geschaffen wurde. Strikt genommen schließt dies auch künstliche Gehirne und dergleichen ein, wird aber üblicherweise auf Computer bezogen. Die Forschungslage zu KI unterscheidet verschiedene Ansätze oder Möglichkeiten zur Entstehung einer solchen Intelligenz: Die konkrete Programmierung, das „Hochladen“ von bestehenden Intelligenzen, das Schwarmbewusstsein, et cetera. Auch gibt es eine konzeptionelle Trennung zwischen starker und schwacher KI bzw. generalisiertet und spezialisierter KI, mit teilweise fließenden Grenzen. Erstere sind mehr oder weniger von einem Bewusstsein regiert, während zweitere man sich eher wie einen Ameisenstaat vorstellen kann, mit der Intelligenz als Staat, bestehend aus vielen kleinen Untersystemen.



Will Caster (Johnny Depp) ist ein Forscher auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz und Entwickler von einem der bedeutenderen Ansätze, PINN. Dieser Quantencomputer ist intelligent, aber nicht empfindungs- oder moralfähig, womit ihr anfällige Entscheidungsprozesse nicht anvertraut werden können.

Doch auf einer Konferenz wird er von einer technophoben Terrororganisation niedergeschossen und dabei vergiftet. Dieses Attentat wurde zeitgleich mit anderen verübt, die unter anderem auch Kollegen von Will töteten. Mit nur noch wenigen Wochen zu leben entscheidet sich Will dafür, die Zeit lieber mit seiner Frau Evelyn zu verbringen als weiter zu forschen.

Evelyn kommt aber auf eine Idee. Was wäre, wenn man Will hochladen, digitalisieren könnte? Basierend auf der Arbeit eines Kollegen, dem mit Rhesusaffen das gleiche gelungen war, macht sie sich zusammen mit dem gemeinsamen Freund und Forscher Max heimlich an die Arbeit.

Sie haben Erfolg. Sie haben eine Intelligenz geschaffen – oder übertragen – aber will Max hat seine Zweifel daran, dass diese Intelligenz wirklich Will ist. Als Will Zugriff aufs Internet verlangt, um sich vernetzen zu können, lehnt er rigoros ab. Max weiß, dass in dem Fall nichts mehr Will aufhalten könnte, dass mit einer Verbindung zum Internet Will, oder was auch immer er ist, unantastbar würde. Mit seiner Ablehnung wirft Evelyn Max aus der Werkstatt.

Im Zuge eines drohenden Anschlags lädt Evelyn schließlich Will ins Internet und es bricht nicht die Hölle los, aber sie ist spontan millionenschwer, und das ist erst der Anfang…



Es ist ein bisschen seltsam, dass der frühere Kameramann Wally Pfister bei seinem Film so eine unscharfe Kameraführung zugelassen hat, aber es hat klick gemacht; der Film wurde auf 35mm Film gedreht und erst später digitalisiert, entgegen des technologischen Trends. Ob das aus Purismus, Liebe zur Kunst oder in Anlehnung an den Film gedacht ist, weiß ich nicht.

Wie dem auch sei, vom schauspielerischen her fand ich weder Depp noch einen anderen Darsteller sonderlich gut, vielleicht mit Ausnahme Morgan Freemans, aber der könnte nicht schlecht spielen, selbst wenn er es wollte.

Die technischen Effekte sind gut, aber ich reibe mich an den Handlungslöchern. Später im Film gibt es ein einziges Rechenzentrum, welches Will's Unantastbarkeit aufhebt, denn er Scheint nur noch dort drin zu residieren. Er hilft Menschen durch nanoskopische Implantate – Blinde können wieder sehen, Lahme wieder gehen – aber mit Will's Zerstörung zerfallen diese. Anstatt der gepriesenen Reparatur von Zellen schien es also zu einer Augmentation gekommen zu sein. Kranke Teile wurden nicht geheilt, sondern ersetzt.

Das Ende schließlich ist logisch unbefriedigend, aber auf einer verqueren Weise emotional nachvollziehbar; Gefühle sind nicht logisch.

Wer von Depp übrigens eine seine ausgefallenen Darbietungen erwartet, wird bitter enttäuscht werden. Er spielt Will Caster sehr gedeckt und als Person realistisch, während seine Darstellung von seiner digitalen Person kühl wirkt, emotionslos, was wohl im Sinne des Regisseurs war.



Nicht sonderlich gut, aber nicht so Frankenstein wie erwartet.

Titel: Transcendence

Regie: Wally Pfister

Länge: 119 Minuten

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