Montag, 7. Oktober 2013

Gravity

Wenn du alleine bist…



Gravity ist der neue Film von Alfonso Cuarón, der dem geneigten Kinogänger von Harry Potter und der Gefangene von Askaban oder Children of Men bekannt sein könnte. Aber in Gravity geht es nicht um zaubernde Schüler oder ein dystopisches England.

Es geht um Einsamkeit.

Es geht um Verzweiflung.

Es geht um Resilienz.

Es geht um Belastbarkeit.

Und es geht um den Weltraum.



Dr. Ryan Stone (Sandra Bullock) ist eine Ärztin und Missionspezialistin, die zusammen mit der regulären Space-Shuttle-Mannschaft unter der Leitung von Matt Kowalsky (George Cloney) am Hubble-Weltraumteleskop Erweiterungsarbeiten vornimmt. Matt, ein Weltraumveteran und Anwärter auf den Weltrekord an gesammelter EVA-Aktivität (Weltraumspaziergang), tauscht mit Houston Geschichten aus und hat ein Auge auf die Gesamtsituation, als Houston meldet, dass die Russen gerade einen ihrer eigenen Satelliten abgeschossen haben. Doch keine Sorge, der Orbit der Trümmerteile überschneidet sich nicht mit dem des Shuttles.

Bis sich herausstellt, dass die Trümmer andere Satelliten getroffen hat und es zu einem sogenannten Kesslersyndrom kommt, einem Schneeballeffekt bei dem Trümmer durch Kollisionen miteinander und anderen Satelliten immer mehr Trümmer erzeugen. Und diese bewegen sich jetzt auf das Shuttle zu.

Die Arbeit am Hubble wird abgebrochen, aber das Hetzen reicht nicht – das Shuttle wird getroffen und der Montagearm mit der noch daran befestigten Dr. Stone vom Shuttle geschleudert. In heftiger Rotation versetzt verfällt sie in Panik und wird erst durch Kowalskys ruhigen Worte und Anweisungen beruhigt und löst ihre Befestigung. immer noch taumelnd und ohne autonome Ausrüstung taumelt sie vom Arm weg und der Funkkontakt bricht ab.

Nach einiger Zeit hat Ryan ihre allgemeine Panik soweit unter Kontrolle, dass sie blind funkt, d.h. ihre Peilung angibt, ohne zu wissen, ob sie jemand empfängt. Glücklicherweise wird sie von Matt empfangen, der sie beruhigt, und mit seinem bewegungsautonomen Raumanzug abholt. Zusammen fliegen sie zurück zum Shuttle, um dort festzustellen, dass keiner überlebt hat.

Ihre einzige Hoffnung: Die ISS. Doch das wird mit dem verbleibenden Treibstoff knapp werden…



Man muss vor Cuarón wirklich den Hut ziehen: Die einzigen beiden gezeigten Rollen sind Weltraumveteran Matt und Neuling Ryan. Die restlichen Personen kommen bloß als Funkstimmen vor. Doch ist die nur eines der Mittel, die der Regisseur verwendet um die Trostlosigkeit des Weltraums darzustellen. Er nimmt kein cinematographisches Blatt vor den Mund, um die Lebensfeindlichkeit dort oben klar zu machen. Bereits die Eröffnung stellt unmissverständlich klar, dass jenseits der 100km Höhe es keine Luft, kein Leben und keine Rettung.

Die Darstellung des Weltraums, der Arbeit dort oben, ist unwiderlegbar wunderschön und in einem hohen Maße realistisch; Feuer brennt kugelförmig, Explosionen verpuffen und Töne werden ohne ein Medium für den Schall nicht übertragen. Die einzigen Geräusche sind die hervorragend passende musikalische Untermalung und das Atemgeräusch der Astronauten.

Normalerweise bin ich immer skeptisch bei der Verwendung von 3D in Realfilmen, da dies mit der Ausnahme von ein paar "Jetzt fliegt was knapp an der Kamera vorbei"-Szenen nicht heraus sticht, aber bei Gravity fiel mir das nicht auf. Viel mehr hielt die Spannung mich immer so fest, dass ich unwillkürlich Trümmerstücken mit dem Kopf zuckend auswich. Ich will damit sagen, die Einbindung ist sehr gut gelungen und lohnt den Aufpreis.



Ich zumindest weiß, dass ich ihn mir nochmal anschauen werde. Und vielleicht den Soundtrack holen.

Titel: Gravity

Regie: Alfonso Cuarón (Drehbuch zusammen mit seinem Sohn Jonás Cuarón)

Länge: 90 Minuten



Gerede:

Schaut man sich mal meine bisherige Auswahl an konsumierten Filmen und Büchern an, merkt man vermutlich, dass ich Science-Fiction- und Weltraum-Fan bin. Ich weiß wie schwer es ist Wissenschaft und Technik in einem realistischen Rahmen zu präsentieren, denn oft genug treffe ich auf Instanzen in denen ein legeres Winken als Erklärung ausreichen muss, in denen die Technik dem Drama und der Handlung geopfert wird.

Nicht so hier. Explosionen, die bis auf den ersten Feuerball verpuffen und keine Druckwellen haben. Stille(!) im Weltraum. Korrekt arbeitende Schubdüsen. Dennoch musste Cuarón natürlich Zugeständnisse machen für eine spannende Geschichte, wie zum Beispiel die an sich verschiedenen Umlaufbahnen der Trümmerwolke, Hubble und ISS oder die Schwierigkeit von Tränen in der Schwerelosigkeit sich von der Haut zu lösen. Aber solche Zugeständnisse sind bei Gravity vertretbar und minimal, im Gegenteil zu anderen, großzügigeren Vertretern (ich schaue auch auf dich, Prevolution).

Und ein interessanter sowie beängstigender Gedanke zum Abschluss: Das Kesslersyndrom ist nicht unrealistisch und bei bestimmten Umlaufbahnen vermutet man, dass es bereits im Gange ist, so dass auf diesen Höhen keine Satelliten mehr stationiert werden. Im Zusammenhang mit den bereits erfolgen Test von Antisatellitenwaffen der Chinesen und USA ist es nicht unrealistisch, dass der Weltraum durch orbitale Trümmerfelder immer schwieriger zu erschließen sein wird.

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