Montag, 10. September 2012

Total Recall (2012)

Nette, aber blasse Neuauflage

Total Recall ist ein Film, der sowohl auf einer Kurzgeschichte von Philip K. Dick als auch dessen Hollywoodadaption von 1990 basiert.

Zur Welt: Nach einem mit chemischen Waffen geführten Weltkrieg sind die größten Teile der Erde unbewohnbar und nur das föderierte Großbritannien sowie die "Kolonie" Australien sind noch bewohnbar.

Beide Landmassen sind durch einen Hochgeschwindigkeitstunnel durch die Erde verbunden, den sogenannten Fall (englische Aussprache). Doch sind sowohl die Föderation als auch die Kolonie überbevölkert, und letztere wird zudem ausgebeutet. So ist es nicht verwunderlich, dass es eine Widerstandsbewegung gibt.

Douglas Quaid ist Pendler durch den Fall und stellt Sicherheitsdroiden her, ist mit einer Polizistin verheiratet und seht sich nach mehr, insbesondere nachdem er bei einer Beförderung übergangen und ein minder qualifizierter Bürger, der aber aus der Föderation stammt, ausgewählt wird.

Durch Werbung wird er auf Rekall aufmerksam, eine Firma, die einem künstliche, aber nicht von realen unterscheidbare, Erinnerungen ins Gehirn pflanzt, solange man nicht bereits ähnliche Ereignisse erlebt hat. Wenn man also noch nie Fallschirmspringen war, kein Problem, aber wenn, dann würde solch eine Erinnerungen mit der künstlichen wechselwirken und Schaden anrichten.

Douglas geht auf Nummer sicher und nimmt deshalb das Geheimagentenpaket, schließlich arbeitet seine Frau zwar bei der Regierung, er ist aber bloß Fabrikarbeiter.

Zu schade, dass es trotzdem zu Komplikationen kommt. Die Polizei stürmt das Labor und will Douglas verhaften. Doch wieso schaltet er dann wie aus Reflex ein halbes Dutzend hochtrainierter Sicherheitskräfte aus, als wäre es nichts?

Panisch fliegt Douglas nach Hause in die Arme seiner ihn liebenden Frau Lori, die ihn tröstend in die Arme nimmt. Und zudrückt. In Mr. und Mrs. Smith Manier fangen Douglas und Lori sich an zu prügeln, und dabei kommt heraus, dass seine Frau nicht seine Frau ist, sondern eine Agentin der Regierung, die ihn überwachen sollte.

Ich will nicht noch mehr verraten, aber der Film folgt leider ziemlich dem Verlauf des 22 Jahre älteren Vorbilds mit leicht verändertem, pseudorealistischerem Setting. Es gibt wieder einen machthungrigen Quasidiktator, es sind wieder viele Leben auf dem Spiel, es gibt wieder eine dreibrüstige Prostituierte.

Dessen ungeachtet ist der Film im großen und ganzen unterhaltsam, aber mehr auch nicht. Es fehlt der Witz und Charme des Vorbilds, stattdessen wird eine typische Dystopie gemalt, in der die Welt zwar läuft, bloß nicht sonderlich rund.Trotzdem zeichnet Wiseman eine interessante Welt, die sich an Cyberpunk zu orientieren scheint mit dem steten Regen, dem überwiegenden dunklen Farben und Großstadttristesse.

Die Effekte sind im Gegenzug gut gelungen und die Macher haben sich Mühe gegeben, ihre Köpfe in Richtung von wissenschaftlichen Prinzipien zu nicken, aber das war's im wesentlichen auch.

Ähnlich verhält es sich auch in den Charakteren. Irgendwie will die Sympathie zu Douglas und seinen Mitstreitern fehlen, und die mäßige schauspielerische Leistung kann die Mängel in der Handlung auch nicht wettmachen, was zu gewissen Längen führte.

Und so ist Total Recall zwar kein Totaler Reinfall, aber auch weit von einem Totalen Erfolg entfernt.

Titel: Total Recall

Regie: Len Wiseman

Länge: 118 Minuten

Wissenschaftliche Ungereimtheiten:
  • Der Fall dauert 17 Minuten. Ein bisschen Rechnen zeigt, das ist kein Fall, das ist eine Beschleunigung bis zum Erdkern, und dahinter negativ beschleunigt (auch Bremsen genannt), und keine Freifallphase zwischendurch!
  • Die U-Bahn, mit der sie in die toxische Zone fahren... die verseuchte Zone ist dicht genug dafür? Das Satellitenbild vom Anfang zeigt aber Lichter in halb Europa...
  • Stark dreidimensionale Bauweise, aber Wohnungen mit Räumen zusammengeklatscht wie ein Unfall auf dem Containerhafen?
  • Chemiebasierte Erinnerungen (statt neuronale Verknüpfungen)

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