Montag, 7. Mai 2012

Visual Novel

Da ich letztens eine Visual Novel gespielt habe und die wenigsten verstehen werden, was das ist, hier eine Erklärung:



TL;DR (Kurzfassung)
Visual Novels sind japanische Romane, teilweise spielbar, mit mehreren Enden und häufig (stark) romantischem Unterton.



Was ist eine Visual Novel? Nun, man kann es mit Interactive Fiction vergleichen, falls das bekannt ist. Oder den Mache-dein-Abenteuer-Büchern, die mitunter durch die Bibliotheken und Bücherläden geistern.

Aber im wesentlichen ist es eine Geschichte, welche man selber erlebt und in Teilen beeinflussen kann – üblicherweise als Protagonist. Der Unterschied zu einem normalen (westlichen) Videopiel besteht aber in dem Maß der Interaktion mit der Spielwelt, denn diese beschränkt sich meist auf einfache Ja/Nein/Vielleicht-Dialoge. Wer da gerade an Mass Effect denkt, hat sich aber geschnitten!

Die Möglichkeit zur Beeinflussung des Spielgeschehens ist wirklich stark eingeschränkt, man sollte eine Visual Novel also daher, wie es der Name bereits andeutet, eher als grafisch unterstützen Roman betrachten. Eine Geschichte wird erzählt, die je nach Autor mehr oder weniger gut gestückelt ist, so dass der zeitliche Ablauf des Konsums und eventuell auch der Ereignisse variieren kann. Oftmals gibt es mehr als ein Ending, also kann der Böse gewinnen, der Gute, keiner, beide, und so weiter. Das kann je nachdem wechseln und ist abhängig von den Entscheidungen, welche man im Spiel trifft, wobei ich bisher die Erfahrung gemacht habe, dass es meist Gabelungen gibt, an denen wichtige Entscheidungen getroffen und manche Endings nicht mehr erreichbar werden.

Die Präsentation der Handlung erfolgt oftmals über bildschirmfüllende Textabschnitte, die sich mit größtenteils einseitig ablaufenden Unterhaltungen mit Charakteren aus den Texten abwechseln. Diese Charaktere sind im Anime-Stil gehalten und animiert, aber nicht mit ausschweifenden Bewegungen kurzen Filmen gleich, sondern mit Augenzwinkern, verschiedenen Mundformen und Gesichtsausdrücken sowie Armstellungen bei nur einigen wenigen Grundmodellen der Körper. Das Spektrum der Bewegungen spiegelt dabei in einem gewissen Grade den Produktionsaufwand und das Budget wieder.

Die Handlungsthematik ist weit gefächert und geht von Horror über Romantik zu Mystery, wobei aufgrund der Grenzen des Mediums und der Textlastigkeit actiongeladene Genres unterrepräsentiert sind.

Historisch betrachtet sind Visual Novels eine Wiederverschmelzung der Hauptgruppen der japanischen Adventures (digitalen interaktiven Roman mit Bildsequenzen): Ren'ai-Adventures (Aufbau einer Liebesbeziehung, oft zu Dating Sim pauschalisiert) und Romanspiele (textlastiger, geringere Interaktion). Viele Vertreter der Visual Novels haben eine starke romantische Ader in der Handlung, es geht aber nicht um die „Eroberung‟ eines Charakters aufgrund von statistischen und veränderbaren Werten (wie in einer Ren'ai), sondern um das Aufbauen und Eingehen einer Beziehung.

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