Freitag, 25. Mai 2012

Iron Sky

Mondnazis greifen an!

Womit die ganze Prämisse des Films benannt wäre. Iron Sky nimmt sich in etwa so Ernst wie Ralf, wenn ihr versteht was ich meine.

Wir schreiben das Jahr 2018, und die USA werden von einem Sarah-Palin-Verschnitt regiert. Um sich ihre Wiederwahl zu sichern, schickt sie zwei Männer zum Mond: Einer ein legitimer Astronaut, der andere ein Model. Ein schwarzes Model, James Washington, wegen der Stimmen.

Oben angekommen besteht die erste Amtshandlung darin, die Kampagnenbanner mit dem Schriftzug "Yes, She Can!" auszurollen.
Als die beiden dann bei der Suche nach Helium 3 über einen Kraterrand blicken und ein riesiges Hakenkreuzgebäude erblicken ist klar – hier stimmt was nicht.

Der Astronaut wird von einem typischen, in Leder gekleideten Nazi mit Gasmaske erschossen (natürlich mit einer Luger) und Washington gefangen genommen.

In der Basis kommt auch prompt der Mondführer Kortzfleisch um sich den Gefangenen von Nachrichtenübermittlungsoberoffizier Adler präsentieren zu lassen – bis dieser sich bei der Abnahme des Helms als Schwarzer entpuppt. Die Nazis sind natürlich mehr als Baff und Washington nutzt die Gelegenheit zur Flucht, trifft dabei auf die idealistische Lehrerin Renate Richter und wird schlussendlich doch wieder geschnappt.

Im weiteren Verlauf des Films werden im Prinzip alle hanebüchenen Verschwörungstheorien über Nazis aufgegriffen und durch den Fleischwolf gedreht, um einen grotesken Brei an wunderbar unterhaltsamen, aber in sich schlüssigem Stoff zu bilden.

Ich zähle mal auf:
  • Nazis haben Ufos und Weltraumzeppeline
  • Nazis haben Fusion
  • Nazis haben die Endwaffe Götterdämmerung
  • Nazis haben Antischwerkraft
  • Nazis wohnen auf der dunklen Seite des Mondes
Wie soll man das nicht lieben können? Nicht wegen den Nazis, sondern vielmehr aufgrund des Geflechts an Parodien – Sarah Palin als US-Präsidentin, deren PR-Chefin eine Tirade à la Der Untergang hinlegt, die Ohnmacht der Konföderation/UN in ihrem War Room nach Kubricks Vorbild, das berüchtigte "Ab 5:45 Uhr wird zurückgeschossen", Elemente von Weltraumopern wie Star Trek, die obligatorische Weltraumschlacht am Ende... All diese Elemente persiflieren breitgefächert sowohl unsere derzeitige Politik als auch den Irrsinn und Größenwahn der Nazis.

Von den Effekten ist der Film auch ziemlich spektakulär, vor allem durch die Weltraumszenen, die zu Ende hin ein Spektakel bilden. Und was das Ende anbelangt, so sollte man sich vor Augen halten, dass Iron Sky nicht in Hollywood geschrieben, produziert oder gedreht wurde, so dass einige typische Konventionen nicht befolgt werden.

Übrigens wurde der Film zu einem nennenswerten Teil durch Fans über sogenanntes Crowdfunding finanziert, womit sich beteiligende Personen gewisse Extras oder auch Gewinnbeteiligungen sichern konnten.

Insgesamt lässt sich sagen, Iron Sky hat mir sehr gut gefallen, teilweise sogar mehr noch durch die Implikationen als den Film selbst, und er ist definitiv sehenswert. Wer nicht so auf Parodien steht, sollte ihn sich aber vielleicht lieber ausleihen/kaufen. Allein schon, weil man dann den wunderbar übertriebenen deutschen Akzent der Schauspieler hören kann.

Titel: Iron Sky

Regisseur:
Timo Vuorensola

Länge: 92 Minuten

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