Samstag, 1. Oktober 2011

Rango

Ein leicht gestörtes Chamäleon rettet eine Westernstadt vorm Verdursten. Das wäre die Handlung in einem Satz zusammengefasst, aber ich denke, ich werde einfach mal etwas weiter ausholen:

Inhalt

Der Film beginnt damit, ein Chamäleon zu zeigen, dass mit schauspielerischen Eskapaden seine Zeit im Terrarium vertreibt und dabei Selbstgespräche mit einem Aufziehfisch, einer Playmobilpalme und dem kopflosen Oberkörper einer Barbiepuppe führt.

Dies ändert sich, als durch ein Ausweichversuch wegen einem Gürteltier auf der Straße das Terrarium des Chamäleons vom rasant fahrenden Umzugswagen geschleudert wird und auf dem Wüstenasphalt aufschlägt. Dort auf der Straße trifft der Namenlose ein überfahrenes, weises Gürteltier, welches ihm die Richtung zur nächsten Stadt weist. Niedergeschlagen macht sich unser Held auf den Weg und nach einigen Eskapaden (Habicht + Chamäleon = Probleme) und einer durchträumten Nacht wird er von der resoluten Wüstenleguanin Bohne (ihr Vater mochte Bohnen wirklich) aufgelesen wird. Kurz vor der Stadt wirft sie ihn aber wieder vom Wagen, so dass er den letzten Rest des Weges alleine zurück legt.

Mit seinem Hawaiihemd fällt unser tarnungsfähiger Freund natürlich auf wie ein bunter Hund, bis er durch eine münchhausen-verdächtige Aktion den Habicht erledigt und spontan zum Sheriff ernannt wird, mit allen dazugehörigen Privilegien, wie beispielsweise westerngerechte Kleidung. Bei dem Habichtunfall fiel aber bereits das zweite Mal der eklatante Wassermangel der Stadt auf, und nach einem Blick in den Tresorraum der Bank (wo das Wasserlager ist), setzt Rango sich das Ziel, wieder Wasser in die Stadt zu bringen.

Hintergrund

Rango ist ein leicht neurotischer Charakter, der nicht weiß, was er mit sich anstellen soll und auf der Suche nach sich selbst ist. Vor der Sache mit dem Habicht gibt er sich selbst den Namen Rango, basierend auf dem Etikett eines Getränks, und schlüpft in die Rolle eines hartgesottenen Westernhelden. Und ich meine das wortwörtlich – bisher hatte das Chamäleon keinen Namen für sich verwendet und befand sich in einer Identitätskrise.

Doch nachdem er für sich eine Rolle gefunden hat, ein Verhaltensschema, welches er duplizieren kann, entwickelt sich Rango und wächst in seine falschen Kleider rein. Nicht im Sinne von einem hartgesottenem, steinekauendem Westernhelden, sondern in dem Departement Selbstbewusstsein. Das dieses leider ein Lügengebilde als Baurüstung benötigte, macht Rango wiederum angreifbar, denn der Bürgermeister als Hauptbösewicht weiß um die Scharade, die neue Sheriff vollführt, und die falsche Hoffnung, die er den Bürgern der Stadt vermittelt.

Aber auch wenn die neuen Kleider zwei Formate zu groß für Rango sind, so wächst er doch zumindest um eine Nummer im Verlaufe des Films.

Doch kommen wir zum Humor, den ich bis jetzt absichtlich nicht angeschnitten habe, denn das ist einer der großen Pluspunkte des Films. Vielfach ist es Slapstick, aber auch Situationskomik, wie beispielsweise das überfahrene Gürteltier vom Anfang, mit dem Rango ein angeregtes Gespräch führt, oder auch die Jagd durch den Habicht zuerst in der Wüste und später in der Stadt. Seltsamerweise fand ich dabei die übliche Art von Johnny Depp, dem englischen Synchronsprecher von Rango, nicht wirklich hervorstechend, obgleich er doch einen sehr eigenen Stil pflegt (Man sehe sich dazu nur die "Fluch der Karibik"-Reihe an, die erst durch Depps Interpretation der Rolle eine Reihe wurde).

Ein weitere Punkt ist der Animationsstil. Ist man doch ein sehr kindgerechtes Bild der Charaktere und Figuren gewohnt – schließlich ist es ja ein Animationsfilm, der muss als ins Kinderghetto gehören! – so bricht Rango mit dem Schema und zeigt Charaktere, die sehr viel näher am Bild sprechender Tiere anstelle von Kuscheltieren angelehnt sind. Selbst die Ausnahme, ein Fingertier, das an sich nicht in der Wüste heimisch ist, sieht so grotesk aus, dass niedlich nicht das erste Wort ist, was mir zur Beschreibung einfallen würde.

Fazit

Wenn man den Film mit etwas Abstand betrachtet und sich im Genre der (Spaghetti-)Western auskennt, dann wird man eine liebevolle Parodie der archetypischen Handlungsstränge und Charaktere erkennen, ähnlich wie Kung Fu Panda das mit den asiatischen Prügelfilmen getan hat. Und selbst wenn es das Charakterdesign nicht so aussehen lässt, ist der Film trotzdem für Kinder geeignet.

Titel: Rango

Laufzeit: 107 Minuten

Regie: Gore Verbinski

Witziges Wissen: Rango Bohne ist auch eine deutsche Malerin und Grafikerin

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