Donnerstag, 6. Oktober 2011

Onkel Dagobert - Sein Leben, seine Milliarden

Zu sagen ich liebe Don Rosa's Wirken und Werkeln, wäre etwas untertrieben. Von daher, erwartet einfach mal keine Unbefangenheit, was genau dieses anbelangt.

Wie dem auch sei, mit Sein Leben, seine Milliarden hat Rosa in meinen Augen sein Magnum Opus abgeliefert und sich in den Olymp der Disney-Zeichner gehievt. Allerdings kenne ich bis auf ihn selbst nur Carl Barks, und Rosa's eigene Bescheidenheit würde ihn davon abhalten, sich auf einer Schulterhöhe mit Barks zu sehen, aber dennoch ist er genau da anzusiedeln. Sein Werk zeichnet sich aus durch ein Detailreichtum, welches ich bisher bei noch keinem Disneyzeichner gesehen habe, und in den Neunzigern habe ich lange Jahre lang regelmäßig die Micky Maus gelesen. Dazu kommt noch eine Rechercheverliebtheit, die schon fast an Besessenheit grenzt – quasi alle historischen Namen, Orte und Zusammenkünfte sind belegbar und realistisch und nur zu seltensten Punkten wird sich künstlerische Freiheit heraus genommen, eine Ausrede, die bei manch anderen Zeichnern sonst zu gerne vorgeschoben wird.

Doch kommen wir zum Inhalt.

Dagobert Duck ist ein Hänfling aus einem verarmten Klan in Glasgow, und sein Vater schenkt ihm zum zehnten Geburtstag einen Schuhputzkasten, welchen der Junge Bertel als Inspiration nehmen soll für sein künftiges Arbeitsleben. Als er dann seine erste selbstverdiente Münze in der Hand hält, einen ausländischen Kreuzer, lernt er daraus.


Das Leben ist hart und voller Menschen, die dich betrügen wollen.

Aber ich werde härter sein als die Härtesten und schlauer als die Schlauesten, und ich werde es auf ehrliche Art bis ganz nach oben schaffen.


Nur aufgrund seiner harten Arbeit kommt er dann wirklich in den Genuss des Erfolges und steigert sich innerhalb weniger Jahre vom Schuhputzer zum Torfverkäufer, und gibt dabei stets einen Teil seines Verdienstes an seine Familie.

Nicht lang danach heuert er mit 13 bei seinem Onkel auf einem Mississippidampfer an und erbt diesen schließlich, nur um dann von der aufstrebenden Eisenbahn aus dem Geschäft gedrängt zu werden. Doch davon lässt sich ein Duck nicht unterkriegen und so führt ihn seine Suche nach Erfolg als Cowboy über die Great Plains, als Kupferschürfer nach Montana, als Goldgräber nach Afrika, um schließlich beim Goldrausch am Klondike zu den wenigen zu gehören, deren Arbeit nach langen, kalten entbehrungsreichen Jahren wirklich mit Erfolg gekrönt war – Dagobert machte seine erste Million. (Grober Gegenwert in heutigem Geld: 18 Million Euro)

Danach macht er recht schnell die Milliarde voll und zieht mit seinen Schwestern nach Entenhausen, wo er vor geraumer Zeit ein Stück Land erstanden hatte, und baut seinen Geldspeicher. Anschließend geht er weiter auf Schatz- und Geschäftsjagd durch die Welt.

Viele Jahre später schließlich ist Dagobert ein alter, gebrechlicher Mann geworden, als er sich mit seinem Neffen Donald am Weihnachtsabend wieder trifft und lernt seine Großneffen Tick, Trick und Track kennen. Bertel hatte sich aber schon vor Jahren aus der geschäftlichen Welt und Öffentlichkeit zurück gezogen. Doch gerade diese Verwandten, denen er quasi nie gegenüber stand, zeigen ihm eine Lücke in seinem Leben und veranlassen Dagobert, wieder zu neuem Leben zu erwachen.

Und dieser Dagobert ist es schließlich, den die meisten kennen – ein scheinbar skrupelloser Geschäftsmann, der ein gutes Geschäft sieben Meilen gegen den Wind riechen kann und sich trotzdem gerne Zeit nimmt, um seinen Großneffen von damals zu erzählen oder sie mitsamt Donald (letzteren für 30 Kreuzer die Stunde) in ein Abenteuer zu führen.

An dieses abgeschlossene Werk schließen sich noch einige Zusatzkapitel, die fast nochmal die Länge der Hauptgeschichte erreichen und unter anderem von der einzigen Person erzählen, die Dagobert von seinem Streben nach Reichtum wirklich hätte abbringen können, aber das ist, wie es so schön heißt, eine andere Geschichte.

An die jeweiligen Kapitel schließen sich immer ein paar Seiten, in denen Rosa alternative Cover zeigt und viel über die Recherche, sein Leben und die jeweiligen Kapitel erzählt, sowie Hinweise zum Auffinden seiner berühmten D.U.C.K.-Widmungen gibt.

Was wäre noch zu erzählen? Kauft es euch. Als ich damals meine alten Micky-Maus-Hefte weggeworfen hatte – miserabler Zustand, gelocht, und meistens einfach handlungsflach – waren die Rosa-Geschichten die wenigen, die ich nicht wegwarf und die ich bei jedem erneuten Auffinden immer ein weiteres Mal lesen musste, egal wo ich gerade war oder was ich eigentlich zu dem Zeitpunkt tat/tun sollte.
Lest es. Wenn ihr sonst keine Duck-Comics gelesen habt, lest wenigstens diese.

Titel: Onkel Dagobert - Sein Leben, seine Milliarden

Seiten: 495, komplett koloriert, mit Einband

Autor: Keno Don Rosa

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