Freitag, 10. Januar 2020

Kaguya-sama: Love is War

Shirogane und Shinomiya stehen sich halb zugewandt, der Kamera halb abgewandt gegenüber, Shirogane hat hält eine Pistole hinter seinem Rücken während Shinomiya eine Bündel Kampfmesser versteckt. Die beiden lächeln sich an.
Wer sich zuerst verliebt, verliert!

Was machen zwei hochbegabte und überstolze Oberschüler, die sich ineinander verguckt haben und die von ihrer Erziehung und Umgebung unter höchsten Ansprüchen stehen? Sie versuchen den jeweils anderen zu einem Liebesgeständnis zu verleiten, denn…

Liebe ist Krieg!

Das ist im wesentlichen der Aufhänger von Kaguya-sama: Love is War. Die namensgebende Kaguya Shinomiya ist Vizepräsidentin des Schülerrates der hochrenommierten Shuchi'in-Schule und Tochter aus hohem Hause. Bei den regelmäßigen Prüfungen schneidet sie immer ganz oben ab. Ihr Gegenstück ist Miyuki Shirogane, Präsident des Schülerrates, der bisher immer den ersten Rang bei den Prüfungen belegt hat, aber aus bescheideneren Verhältnissen stammt.

Für Shinomiya liegt das Problem nicht nur in ihrem Eingeständnis, dass sie Gefühle für ihren Präsidenten hegt, sondern auch darin, dass sie die Erwartungen ihrer Mitschüler an sie als Vize-Präsidentin und Erbin des Riesenkonzerns Shinomiya, erfüllen will und muss. Daher steht es ihr nicht frei, Shirogane ihre Gefühle zu gestehen, geschweige denn nach einem Date zu fragen. In einer ähnlichen Position, aber mit leicht anderen Zwängen, befindet sich Shirogane. Er hat zwar nicht die gesellschaftlichen Erwartungen zu erfüllen, da er aus ,normalem‘ Hause kommt, aber auf ihm lastet die Vorbildfunktion als Schülerratspräsidenten und der Leistungsdruck, in allem schulischen Bester zu sein (auch und insbesondere wenn er kein Talent für das Fach hat). Er kann und will Shinomiya nicht seine Gefühle gestehen, da dies für ihn einer Niederlage gleichkommen würde.

Und aus diesen Widersprüchen ergibt sich die Komik in Kaguga-sama. Die beiden sind Hals über Kopf ineinander verschossen, aber wie es in romantischen Komödien üblich ist, bringen sie die wichtigen Worte und Taten nicht über sich, weil dies eine Niederlage dem anderen gegenüber wäre. Beide sind durch ihre Umgebung so auf ein gegeneinander gebürstet, dass für sie Liebe ein Nullsummenspiel ist.

Damit das ganze kein Kammerstück ist, gibt es natürlich noch weitere Charaktere: die lebenslustige Chika Fujiwara mit Politikerblut und den nerdigen und latent depressiven Yu Ishigami mit fragwürdiger Vergangenheit. Es ist wahrscheinlich, dass in der vor kurzem angekündigten zweiten Staffel Miko Iino auch noch auftreten wird, aber da ich den Manga nicht gelesen habe, kann ich nichts zu ihr sagen.

Die zwölf Folgen spalten sich immer in drei relativ unabhängige Geschichten auf, an deren Ende durch den Erzähler immer entschieden wird, wer die aktuelle ,Schlacht‘ gewonnen hat. Die Geschichten erfüllen oftmals die typischen Erwartungen, die man an einer romantischen Komödie an einer Oberschule stellen kann: ein Schüler fragt um Rat in Sachen Liebe (weder Shirogane noch Shinomiya sind allzu bewandert in dem Thema und versuchen sich durchzumogeln ohne aufzufallen), bei Regen muss sich ein Schirm geteilt werden, das von zuhause mitgebrachte Mittagessen, Besuch von der ausländischen Partnerschule, etc.

Mir gefiel (und gefällt) die Prämisse nach wie vor, wie abhängig man sich von den Erwartungen Anderer macht, und wie sehr diese Erwartungen dem Erlangen von ein bisschen Glücklichkeit im Wege stehen können. Üblicherweise bin ich es von Romcoms gewohnt, dass die beiden Hauptcharaktere es nicht über die Lippen kriegen, weil es ihnen peinlich ist und sie Angst haben, von ihren Mitschülern etc. ausgelacht oder aufgezogen zu werden. Es ist nicht so, dass die Beiden bei Kaguya-sama nicht das gleiche Problem haben, sie haben das, aber es macht Spaß zuzuschauen, wie die Beiden im Prinzip versuchen sich gegenseitig zu verführen, ohne dass es offensichtlich ist, dass sie es versuchen.
Um als Beispiel die Folge mit dem Regenschirm heranzuziehen: Shirogane fährt üblicherweise mit dem Rad zur Schule, aber er wusste, dass es regnen würde, also nahm er die Bahn und einen Klappregenschirm. Als Shinomiya sagt, dass ihr Chauffeur sie den Tag nicht abholen kann, sieht Shirogane seine Chance: er weiß, dass Shinomiya keinen Schirm dabei hat. Doch er muss sie dazu bringen, ihn dazu zu bitten, mit ihm den Schirm zu teilen.
Allerdings hat Shinomiya natürlich einen Schirm mit, weil sie wusste, dass es regnen würde. Und sie vermutet, dass Shirogane das nicht weiß; genauso vermutet sie, dass Shirogane einen Schirm dabei hat, denn er kam ohne Rad (die Fahrradständer sind leer).
Und so folgt man den Argumenten und Gegenargumenten, welche die beiden sich wie in einem Detektivduell an den Kopf werfen, bis Fujiwara ihnen ihren Schirm in die Hand drückt und Shirogane und Shinomiya zusammen in den Regen hinaus schickt.



Also zumindest ich werde mit Vorfreude auf die zweite Staffel warten.

Titel: Kaguya-sama: Love Is War

Regie: Mamoru Hatakeyama
Autor der Vorlage: Aka Akasaka

Länge: 12 Folgen à 24 Minuten (auf Wakanim)

Sprache: Japanisch mit deutschen Untertiteln

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