Mittwoch, 16. Januar 2013

Kid Radd

Videospielguter muss sein Spiel verlassen


Kid Radd ist ein Webcomic von Dan Miller, der sich mit den Problemen beschäftigt, denen sich der gleichnamige Held Radd stellen muss, als er plötzlich aus seiner Videospielwelt befreit wird und auf eine völlig andere Gesellschaft trifft.

Radd ist ein Videospielcharakter. Und er ist abgefahren, zumindest seiner eigenen Meinung nach. Zudem ist er der Held seines Videospiel, einem typischen 80er Jahre Jump 'n Run. Ziel des Spiels ist es, bis zum Endgegner zu kommen, diesen zu besiegen und somit Radds Freundin Sheena zu befreien.

Radd weiß auch, dass er durch einen Spieler gesteuert wird, und obgleich dessen anfängliches Verhalten ihn etwas frustriert, ringt ihm die über viele, viele Spiele erworbene Erfahrung doch ein wenig an Respekt ab.

Doch nachdem der Spieler das Kid Radd abgeschlossen hat, findet sich Radd immer in einer zeitlosen Leere wieder, bis er eines Tages aus seinem Spiel befreit wird und sich der Gesellschaft jenseits seiner Welt stellen muss. Zusammen mit ihm wurden auch alle anderen Sprites befreit, wie zum Beispiel Sheena und Bogey (einer dieser typischen Anfangsgegner, die immer hin- und hergehen).

Diese Gesellschaft namens Hopetown besteht aus ebenfalls befreiten Spielfiguren, sogenannten Sprites, und an deren Spitze befinden sich die Moderatoren. Sie sind eine Art Polizei und zugleich Herrscher und Verwalter dieser neuen, durch sie aus ihren Spielen befreiten Sprites. Sprites haben Jobs, Wohnungen und gehen allen möglichen Tätigkeiten nach.

Die Moderatoren derweil befreien weiterhin Sprites aus ihren Spielen, worüber die meisten von ihnen auch glücklich sind, aber es fällt doch einigen schwer, sich diesen radikal anderen Bedingungen anzupassen.


Kid Radd ist ein Spritecomic, das heißt alle Figuren und fast die gesamte Gestaltung orientieren sich an den frühen Videospielen, wie sie in den 1980er Jahren Standard waren. Kantige Klötzchen, zweidimensional, 8bit-Musik.

Dies, gepaart mit dem teilweise klischeehaften Verhalten der Charaktere, die wirklich ihrer Epoche entsprungen zu sein scheinen, ergeben zusammen einen nostalgischen Charme. Dabei ist der Comic oft genug durch Gifs animiert, aber nicht größer als die in den 80er Jahren verbreitete Auflösung.

Einen großen und überaus gut ausgearbeiteten Aspekt nimmt die Handlung ein. Es kommen fast ständig witzige Szenen und Interaktionen vor, die Pointe am Schluss fehlt selten, aber trotzdem schafft es Miller eine durchgehende und spannenden Geschichte zu erzählen. Teilweise nimmt sie durch die notwendige Selbstfindung von Radd mit sich selbst sogar philosophische Züge an, ohne sich in einer Nabelschau zu verlieren.

Und noch etwas zum Schluss: Will man den Comic mit gelegentlicher Musik genießen, muss man ihn mit dem Internet Explorer lesen.

Titel: Kid Radd

Autor: Dan Miller

Seiten: 601, durchgehend farbig, abgeschlossen

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