Samstag, 25. Februar 2012

Cheyenne – This Must Be the Place

Sean Penn explodiert.

Neben dem Pfeffer aus der gleichnamigen Region ist Cheyenne auch noch ein in die Jahre gekommener Gothmusiker, der seinen letzten Bühnenauftritt vor zwanzig Jahren hatte und vor dreißig das letzte Mal mit seinem Vater gesprochen hat. Und irgendwie veranlasst der Tod des letzteren ihn dazu, sich auf eine Art Selbstfindungsreise zu begeben.

Doch beginnen wir von vorne...

Der Film beginnt damit, das Leben von Cheyenne zu zeigen, einem verblassten Stern am Musikhimmel, der ein kleines Dutzend Neurosen hat, sich seinem Goth-Stil entsprechend schminkt, in einer Villa mit leerem Pool lebt und an sich im normalen Leben angekommen ist. Seine Tage besteht aus Tiefkühlpizza und seiner Frau, regelmäßigen Besuchen auf dem Friedhof um gestorbenen Fans zu gedenken und Schuldgefühle zu lindern, Einkäufen im Einkaufszentrum und allgemein einem eher bürgerlichen Leben.

Wie sollte es auch anders sein, hat Cheyenne sich doch bereits vor zwanzig Jahren nach dem Selbstmord zweier Fans aus dem Showbusiness zurückgezogen. Seine Freunde sind in etwa genauso skurril wie er – der übergewichtige Arschlochgigolo, oder auch die mit seiner Karriere besser vertraute jugendliche Fannin (oder wie auch immer die weibliche Form von "Fan" lautet).

Als sein Vater im Sterben liegt, macht er sich unverzüglich per Schiff auf (er hat Flugangst) nach Amerika und kommt zu spät (ein Ozeanriese ist nun Mal kein Schnellschiff). Von einem Verwandten erfährt Cheyenne, dass sein Vater Zeit seines Lebens nach seinem Peiniger aus Auschwitz gesucht hat und macht sich auf die Suche nach ihm, anscheinend weil er gerade nichts besseres zu tun hat.

Dies artet in eine Art Roadtrip aus, mit den typischen dazu gehörigen Stilelementen, aber immer im Hinterkopf mit dem Ziel vor Augen, den Nazi ausfindig zu machen.

Dabei trifft er gleichermaßen auf normale wie schräge Vögel – die allein erziehende, im Diner arbeitende Mutter, der künstlerische Tätowierer, ein autoverliebter Yuppie. Und gerade die Interaktion von Cheyenne mit diesen Charakteren macht das ganze so verdammt sehenswert, man will einfach sehen und hören, wie Kopfschuss Cheyenne mit diesen Menschen umgeht.

Der Film ist ein bisschen seltsam, aber ich glaube, dass ich das zu jedem Film sage, von daher sagt das nicht viel. Er wird getragen durch den wunderbar gespielten Cheyenne, der ständig wirkt, als hätte er Methadon geschnieft (er hat Angst vor Spritzen). Dabei ist er wunderbar zitierbar und es wird schnell klar, dass Cheyenne selbst gar nicht so recht weiß, was er mit sich anstellen soll, dass er kein Ziel hat und nicht lebt sondern nur vegetiert. Und während manch ein Mann in seinem Alter in eine Midlifecrisis rutscht und sich eine Porsche oder Geliebte zulegt, lernt Cheyenne mit Verantwortung umzugehen und wie es ist, dreißig Jahren nach der Pubertät erwachsen zu werden.

Ich finde es seltsam, dass ich die deutsche Synchronisation von Cheyenne sogar noch besser finde als das Original, denn in der Übersetzung klingt er noch ein bisschen verlorener als er ohnehin schon ist. Schade, dass die Synchronstudios immer noch nicht auf den Trichter gekommen sind, Akzente wie die von der jüdischen Familie im Original umzusetzen.

Titel: Cheyenne – This Must Be the Place

Regie: Paolo Sorrentino

Länge: 119 Minuten

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