Montag, 9. Januar 2012

Interworld

Was mit einem orientierungsunbegabten 15jährigen beginnt endet mit einem weltumspannenden Abenteuer.

Das war Interworld kurz zusammengefasst, doch in Wirklichkeit handelt sich um einen Abenteuerroman von Neil Gaiman und Michael Reaves, mit dem die beiden ein geplantes, aber nie gestartetes Fernsehprojekt umsetzten.

Joey Harker hat nicht das, was man einen Orientierungssinn nennen würde, sondern eher einen klaffenden Abgrund wo normalerweise das Gefühl für Ort und Richtung liegt. Der ihm unbekannte Grund ist, er kann wandeln. So bezeichnen die dazu Befähigten ihre Gabe, zwischen Welten und Zwischenwelten und dergleichen zu reisen.
Doch Joey weiß davon nichts, doch als er sich so sehr verläuft, dass seine Mutter eine andere Augenfarbe hat und anstatt ihm eine 15jährige Josephine in seinem Haus wohnt, weiß auch Joey, dass etwas nicht stimmt. Jay, ein seltsam verspiegelter Mann, übernimmt also kurz das Ruder und erklärt dem verwirrten Jungen das größere Weltbild.
So gibt es quasi eine unerschöpfliche Anzahl an parallelen Welten, die mal mehr und mal minder stark technologisch-wissenschaftlich oder magisch geprägt sind. An den jeweiligen Enden des Spektrums sitzen oppressive Reiche, welche die Herrschaft über das Altiversum erringen wollen. Jay selbst gehört zu Interworld, einer Organisation, die sich das Bewahren des Gleichgewichts zwischen Magie und Wissenschaft auf die Fahnen geschrieben hat.

Und wie sich herausstellt, besteht Interworld aus Joey. Besser gesagt, aus alternativen Versionen von Joey, wie beispielsweise die Jo mit Engelsflügeln, die wölfische Jokan, der stämmige Josef und dem Cyborg J/O. Alles Versionen von Joey, die sich mehr oder minder ähneln, aber auch alle gravierende Unterschiede haben.

Und so beginnt für Joey ein unerwartetes Abenteuer, dessen Beginn die Abschlussprüfung seiner Ausbildung ist, die nicht ganz so verläuft, wie es geplant war...

Traurigerweise merkt man dem Buch seine Fernsehkonzeption an, denn obgleich es sich sehr schnell liest, ist es doch auch kurz und damit ziemlich fix vorbei. Es werden einige rote Fäden gestreut, die problemlos für eine kurze Staffel gereicht hätten (Frostnacht) und wenn ich mich ein wenig aus dem Fenster lehne sogar ein Serienfinale mit großer Überraschung (Hinweis: Binär).

Allerdings kann ich es mir nicht einfach vorstellen, eine Besetzung mit irgendwo ähnlich aussehenden Leuten zusammenzustellen, von dem wahrscheinlich permanent computeranimierten Maskottchen mal ganz zu schweigen.

Und so verbleibe ich bei Interworld mit einem leichtem Grummeln im Bauch, dass daraus nicht mehr geworden ist und der Stoff nicht adäquat auf Buchniveau angepasst wurde. Schade eigentlich.

Titel: Interworld

Autoren: Neil Gaiman, Michael Reaves

Seiten: 257

ISBN: 978-3-401-501307

2 Kommentare:

Molloy hat gesagt…

Das bestätigt indirekt meine Vorurteile gegenüber Stoffen, die von Paralleldimensionen handeln.

Auf dem Papier hört es sich immer genial an: Jedes Kapitel ein neues Abenteuer, mit neuen Schwerpunkten ohne daß man unnötig Ballast übernehmen müsste.

In der Ausführung ist es dann aber meist beliebig. Ohne roten Faden ergeben sich keine Konsequenzen, weil man in jeder neuen Dimension resetted.
Wenn dann nachträglich Hindernisse eingebaut werden, um die Willkürlichkeit zu entschärfen, dann wirkt es immer künstlich und forciert.

Bestes Beispiel ist dafür immer noch die Serie "Sliders". In Wikipedia wird immer behauptet, daß es erst nach der ersten Staffel bergab ging, aber schon gegen deren Ende war sie kurz vor der Implosion.

Aren hat gesagt…

Ja, das ist wohl ein inherentes Problem bei Geschichten mit Paralleluniversen.

Es wird im Buch auch explizit erwähnt, dass der Wert einer Welt/Universum aus der Sicht der Mächtigen sehr gering ist.

Gerade daher sollten solche Serien relativ kurz gehalten werden, denn ansonsten wird dem Leser/Zuschauer ein Universum sehr einfach überdrüssig und man geht verschwenderisch mit ihnen um, dabei sind es immer noch komplette Universen...

Oder man bindet halt einen roten Faden ein, der sich durch eine begrenzte Anzahl an Universen zieht, womit diese wiederum einen Mehrwert erhalten.

Mit anderen Worten, das Interworld bloß ein Buch geworden ist, ist zwar schade, aber eben nicht sehr aufgrund der Grenzen solcher Geschichten.